ULVER: Interview mit Garm über Black Metal und Soundtracks von alten italienischen Softpornos…

Gespräch über Black Metal, Dekadenz und Soundtracks von alten italienischen Softpornos…

Bereits fünf Minuten vor dem ausgemachten Termin rief Ulver-Mastermind Garm (gerade mal 24 Jährchen jung) von Oslo aus in die Schweiz an. Da er bereits den ganzen Tag Interviews gegeben hatte, war er willig, die Fragen ohne viel Gerede drumherum zu beantworten, weil sein Gehirn von all den Interviews schon sehr ausgetrocknet worden sei. Somit blieben Plaudereien also schon mal ausgeschlossen, und live werden wir Ulver sicher nie geniessen können (aber das dürfte ja schon seit Urzeiten bekannt sein)…

Habt ihr bei Ulver seit dem Blake-Album nun neue Musiker? Wie setzt sich die Band Ulver zusammen?

Wir haben seit dem Blake-Album meist Studiomusiker. Die einzigen festen Mitglieder sind ich (mit den Synths und den Vocals) und Thor Ylwizaker. Unseren alten Gitarristen (aus Zeiten von Bergtatt/Nattens Madrigal) kann ich jederzeit anrufen, falls wir musikalisch was machen wollen. Die Band Ulver gibt es eigentlich nicht, wir sind ein Studio-Phantom.

Wie haben sich die Mitglieder von Ulver gefunden?

Jetzt arbeite ich bei Jester Records und bin Produzent aber ich hatte früher ein Studio, ich war Tontechniker. Thor habe ich durch die Audio Engineers Society [Privatschule für Tontechniker, wie die SAE-Anm.d.Verf.] kennengelernt-in einem Studio, als Turbonegro dort an ihren Aufnahmen waren.

Wer ist der Saxophonist auf Perdition City?

Er ist ein Freund von mir, den ich aus meinen Studiotagen kenne. Er arbeitet sonst beim Oslo Philarmonic Orchestra und er spielt wirklich gut.

Welche Computerprogramme benutzt ihr für euren Sound?

Früher benutzte ich Cubase VST, doch jetzt brauche ich Soundscape.

Benutzt ihr Synths?

Ja! Ich liebe die alten Analog-Synthies, nicht diese modernen Einheitsbreisachen, die heute v.a. im Black Metal vorkommen. Auf dem Blake-Album benutzte ich oft den Jupiter 8, aber ich habe auch noch einen Jupiter 6 [ der ist tatsächlich toll!!–Anm. d. Verf.], Moogs und alte Korgs: den MS20 und den MS 2000 [brandneuer Korg, aber voll cool–Anm. d. Verf.]. Auf jeden Fall sind deren Sounds viel eigenständiger.

Wie sieht die musikalische Zukunft von Ulver aus?

Pläne existieren. Aber man kann nie wissen, was das Morgen bringt. Das Morgen ist nie definiert. Doch wir sind jetzt auf dem richtigen Weg (weg vom Metal).

Weg vom Metal… Welche Musik magst du denn jetzt?

Ich mag subtile, ruhige Musik, oder/und bizarr soll sie sein. Ich bin von der subtilen, ruhigen Dunkelheit fasziniert. Früher mochte ich Trip-Hop wie Portishead und Massive Attack, aber das neue Zeugs von Morcheeba finde ich grässlich. In die neue Dimmu Borgir habe ich auch schon reingehört, du siehst, ich bin im Trend, haha! Ich bin sehr offen gegenüber Musik, ich höre eigentlich alles…

Etwa auch Britney Spears?

Nein!! Aber ich mochte die letzte Radiohead, alles von Coil, The Cult, Danzig und auch den finnischen Komponisten Arvo Pärt finde ich gut. Manchmal darf es auch funkig sein, wie zum Beispiel James Brown oder Curtis Mayfield [aber Maceo Parker kennt er nicht-Anm. d. Verf.]. Ich liebe auch bizarres wie The Residence. Es kommt immer auf meine Stimmung drauf an. Letzthin habe ich mir eine Soundtrack-Kollektion gekauft, mit den besten Tracks alter italienischer Softpornos (haha). Die ist wirklich toll.

Auch Perdition City erinnert zum Teil an Trip Hop. Ist das jetzt die neue Richtung von euch?

Nein, sicher nicht. Das Morgen ist nicht definiert. Und der heutige Trip Hop ist Scheisse. Trip Hop ist wie Black Metal: früher war es interessant, aber jetzt da es 10´000 Leute machen, wird es langweilig.

Warum habt ihr denn die krasse Nattens Madrigal nach der folkigen Twillight Songs gemacht? Damit seid ihr ja wieder weg vom softeren in Black Metal Gegenden gewandert…

Ja, du hast recht-es ist aber so, dass Nattens älter ist als die Twillight Songs. Nattens haben wir 1995 kreiert, und Century Media hat´s 1997 rausgebracht. Ich liebe die Melodien auf Nattens, dumm nur, dass die jetzt Century Media gehören. Sonst würde ich was damit machen. Natürlich sind die Twillight Songs schon näher an dem Blake Album dran. Auf jeden Fall ist Veränderung wichtig, darum sind wir diesen neuen Weg gegangen.

Ein Weg ohne Black Metal…

Ich hasse Black Metal, ich bin schon krank davon. Die Leute sind schon okay, Ihsan von Emperor ist ein guter Kumpel von mir – aber mit der Musik kann ich nicht mehr viel anfangen. Faust, der ehemalige Drummer von Emperor, der jetzt schon seit acht Jahren im Knast ist [wegen Mordes an einem Homosexuellen], hat zum Beispiel die Drums auf The future sound of music eingespielt. Natürlich ist der Mord ein Gesprächsthema, aber jetzt ist er ein guter Kerl.

Und live spielen liegt für Ulver nicht drin?

Ich habe eine Klausel in meinem Vertrag… he, aber über das will ich nicht sprechen. Meiner Meinung nach sind Rock-Konzerte eine Entschuldigung zum Saufen. Für mich sind Live-Auftritte auf jeden Fall kein Thema. Ich kreiere den Sound im Studio und damit basta. Ich möchte die Songs nicht 100mal wiederholen auf einer Bühne – darum sind Ulver ein Studio-Phantom.

Also gehst du zum Saufen zu Konzerten?

Ha, wenn der Sound Scheisse ist, ist es sicher eine Alternative. Ich mag es, an Konzerten zu trinken. Du nicht?

Ich trinke nur eine Marke Schweizer Ice-Tea…

Du trinkst nicht? Finde ich bewundernswert. Ich muss einfach dekadent sein. Dekadenz ist eine Notwendigkeit. Ich bin sehr dekadent…

Soso, was ist denn das Dekadenteste, das Du bis jetzt angestellt hast?

Oh, das sage ich nicht. Privatsache.

Aha… gehst Du manchmal ins legendäre Elm Street Pub in Oslo?

Ja, dann und wann, um Freunde zu treffen und ein paar Bier zu trinken.

Gibt es etwas, dass du als Promotion für euer neues Album sagen möchtest?

Hm. Ich hoffe, jemand erhält etwas durch die Sache, die wir gemacht haben (I hope someone gets something out of the thing we made).

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