SKINLESS: Politisch inkorrekte URLs und verwirrende Bongs

Mit ihrem dritten Album "From Sacrifice to Survival" beweisen SKINLESS, dass sie so richtig die Wände zum bersten bringen können. Deshalb holte ich mir Sänger Sherwood Webber ans Telefon, der vielleicht nicht aus dem Sherwood Forest, dafür aus dem Staate New York anrief und bis obenhin voll mit THC war, der aber dennoch relativ redselig mit mir eine witzige halbe Stunde verbrachte.


Mit ihrem dritten Album From Sacrifice to Survival beweisen SKINLESS, dass sie so richtig die Wände zum bersten bringen können. Deshalb holte ich mir Sänger Sherwood Webber ans Telefon, der vielleicht nicht aus dem Sherwood Forest, dafür aus dem Staate New York anrief und bis obenhin voll mit THC war, der aber dennoch relativ redselig mit mir eine witzige halbe Stunde verbrachte. Leider – analoge Technik seid Dank – hatte die Kassette meines Diktiergerätes einen ziemlichen Dachschaden, was sich zusätzlich auf die Länge des Interviews auswirkt.

Hi Sherwood, bei Dir alles in Ordnung?

Ja, aber es ist so heiß heute.

Dann möchte ich mal zu From Sacrifice to Survival gratulieren, in meinen Augen euer bestes Album bislang.

Vielen Dank.

Die Songs sind einfacher zu begreifen, eingängiger, grooviger und kraftvoller.

Wir sind auch schneller geworden.

Stimmt. Jedenfalls spielt ihr sehr originelle, aber logische Musik. Es ist irgendwo Death Metal, dann wieder Hard- und Grindcore, es ist aggressiv und voller Power. Warum meinst Du, klingt ihr so wie ihr klingt?

Um ehrlich zu sein, höre ich nicht viel Hardcore in unserer Musik, höchstens wegen dem Groove. Wenn Du Hardcore hören willst, musst Du Dir Bands wie THE PROMISE anhören.

Aber es gibt sicherlich viele Hardcore-Kids, die SKINLESS mögen.

Definitiv.

Euer Stil wirkt auf mich nicht nur äußerst originell, sondern auch sehr natürlich…

Wir lassen uns einfach fließen (Ich weiß schon wie – Anm .d.Verf). Wir versuchen uns nicht zu verstellen und spielen einfach eine Mischung aus der Musik, die wir mögen.

Eigentlich mag ich dieses tiefe Rumgegrunze nicht zu sehr, da es an Aggressivität mangelt, aber bei Dir, neben wenigen, anderen merkt man, wie kraftvoll das sein kann.

Hm, ich weiß auch nicht, woher das kommt. Ich habe mich beim Aufnehmen einfach darauf konzentriert, dass meine Stimme gut rüberkommt.

Eigentlich singen Death Metal-Sänger immer die gleichen Vocals-Lines, aber Du gehst eher rhythmisch vor. Willst Du damit zeigen, was man daraus machen kann?

Vielen Dank. Eigentlich liegt es in meiner Natur, denn ich will nicht auf jedem Song gleich klingen und immer im selben Stil singen. Ich will wirklich… äh wirklich… sorry, ich habe hier gerade eine Bong und…

Kein Problem. Wie kommt es, dass Du jetzt auch normalen Gesang einsetzt?

Es war eine Überraschung, dass mir die Gesangslinien einfielen als ich im Aufnahmeraum stand. Die anderen Jungs wussten davon rein gar nichts davon und waren sehr schockiert davon – auf positive Art und Weise. Wir können einfach nicht stehen bleiben, wie andere Bands. Wenn wir solche Ideen haben, setzen wir sie auch ein. Andererseits würden wir uns selbst verarschen.

Ich denke, Du bist kein perfekter Clean-Sänger, dafür setzt Du sie sehr selbstbewusst ein. War es für Dich schwierig so zu singen?

Nicht wirklich, selbst wenn ich kein ausgebildeter Sänger bin.

Euer Drummer Bob Beaulic hat euch vor nicht allzu langer Zeit verlassen. Hatte er keine Lust mehr?

Ja, er hat geheiratet und will sich seinem Familienleben widmen. Doch er ist nicht von heute auf morgen ausgestiegen, sondern war noch so lange dabei, bis wir Ersatz gefunden hatten. Das war sehr charakterstark von ihm. Wir haben also keine Touren oder Aufnahmen verpasst.

Ist es denn unmöglich verheiratet zu sein und in einer Band zu sein?

Ich glaube nicht, dass es unmöglich ist, aber Bob und seine Frau fühlten, dass es an der Zeit war einen Gang zurückzuschalten. Sie wollen Kinder und da kann er nicht ständig unterwegs sein. Ich kann das voll verstehen.

An den Drums habt ihr einen sehr guten Ersatz gefunden: John Longstreth, der ehemalige ORIGIN-Drummer. Ist er jetzt ein festes Mitglied bei SKINLESS?

Ja, ist er. Wir waren mit ORIGIN auf Tour und sind gute Freunde geworden. Als wir auf der Suche nach einem guten Drummer waren, schoss mir sein Name in den Kopf, denn wir kamen super mit ihm klar und wissen, dass er ein wirklich guter Schlagzeuger ist. Wir fragten ihn und der Rest ist Geschichte.

Aber ORIGIN stammen aus Kansas und ihr aus New York. War es kein schwerer Schritt für John?

Ich glaube nicht, dass es eine allzu schwere Entscheidung war, selbst wenn es ein großer Schritt für war.

Ich persönlich finde die Band genial, aber ich denke, dass John bei euch jetzt umso mehr zeigen kann, wie gut er seine Drums beherrscht und dass er neben Geprügel auch noch andere Techniken sehr gut beherrscht…

Genau meine Meinung. Ich mag ORIGIN allerdings nicht allzu gerne, kann sie mir aber nicht die ganze Zeit anhören, denn sie bieten fast keine Abwechslung. Für mich persönlich wirkt das mit der Zeit stumpf. Die ganze Zeit nur durchprügeln gibt John auch nicht die Möglichkeit sich zu entfalten.

Geht bei denen eigentlich noch was vorwärts, nachdem James jetzt bei VILE und John bei euch ist?

Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.

Warum gibt es keine Intros auf From Sacrifice to Survival? Ich meine die Intros auf Progression Towards Evil waren göttlich bescheuert und die auf Forshadowing Our Demise waren sehr sarkastisch. Ich vermisse sie!

(lacht) Wir wollten einfach eine Scheibe veröffentlichen, die zu 100 % von uns stammt und ohne Filmschnipsel auskommt. Ich denke unsere Musik ist stark genug. Das wird viel zu stark abgenutzt.

Ich denke auch, dass ihr musikalisch stark genug seid, aber ich muss mich an das Fehlen der Intros erstmal gewöhnen. Findet ihr eure URL www.4skinless.com nicht ein wenig politisch inkorrekt? Wenn ich dann an Vorhäute denke…

(lacht) Definitiv! Es ist aber nur ein Wortspiel.

Habt ihr jüdische Bandmitglieder?

Nein.

Dann ist es defintiv inkorrekt!

(lacht laut los)

Themawechsel, bevor wir uns endgültig in Kindereien verlieren: Neil Kernon hat euch einen superben Sound verabreicht. War das Verhältnis zu ihm so gut, dass ihr deshalb ein Bild von ihm ins Booklet gestellt habt?

Er ist ein toller Produzent und wir haben uns sehr gut mit ihm verstanden. Aber damit hängt es nicht zusammen, denn die meisten Bands übersehen, dass der Produzent einen sehr wichtigen Teil zur Entstehung eines Albums beiträgt. Außerdem war es eine großartige Erfahrung mit ihm zu arbeiten, und das wissen wir zu würdigen.

Einfluss auf das Songwriting hatte er aber nicht.

Nein, keineswegs. Das Material war soweit fertig, ich erwartete aber, dass er zumindest bei den Songstrukturen etwas herumbasteln würde, doch dem war nicht so. Es gefiel ihm so, wie es von uns geschrieben wurde.

Wieso habt ihr ihn gewählt?

Er kam auf eines unserer Konzerte in Chicago, das vor ungefähr drei Jahren stattfand und ihm gefiel, was er sah. Wir unterhielten uns nach der Show und tauschten unsere Adressen aus. Als es dann auf die Suche nach einem Produzenten für die neue Scheibe ging, war er der Erste, den wir wählten.

Erstaunlich, ein Produzent, der bereits JUDAS PRIEST und NEVERMORE unter seinen Fittichen hatte ist ein Underground-Fan…

Ein sehr großer Underground-Fan sogar.

Jedenfalls ist sein Sound unbeschreiblich geworden, ich meine From Sacrifice to Survival hätte es fast geschafft mit seinem Sound das Auto von einem meiner Freude explodieren zu lassen, und der hat wirklich gute Boxen. Aber kommen wir mal zu den Texten, die wieder recht ernst ausgefallen sind, also keine Rückkehr zu den guten, alten Progression Towards Evil-Zeiten. Seid ihr alt geworden?

Ich glaube nicht, dass das daran liegt, dass wir älter geworden sind, aber meine textliche Inspiration hat sich verändert. Mir ist es nun wichtiger, über bedeutsame Themen zu schreiben, und nicht ständig über Fäkalien zu singen.

Höre ich manchmal sogar dezente Kritik an eurer Regierung heraus. Zeilen wie Peace is nothing but a fairy tale könnte man durchaus so interpretieren.

Es könnte so sein, aber ich bin keine sehr politische Person, deshalb sollte man diesen Satz nicht zu sehr darauf beziehen.

Das Artwork gibt den Titel perfekt wieder: Auf der einen Seite die Hölle, auf der anderen Seite der Himmel und dazwischen eine Art Superheld.

Hm, eigentlich ist das eher ein Cover, zu dem man sich zurücklehnt, es sich genüsslich ansieht, die CD hört und einen guten Joint dazu raucht. Es stammt übrigens von dem Zeichner Mike Sutfin, der sehr aktiv in der Skaterszene ist.

An Deiner Stelle wäre ich vorsichtig, wenn Du in meiner Heimat dieses Wort nur erwähnst, wirst Du schon verhaftet.

Was, ihr dürft keine Sticks auf offener Straße rauchen?

Du doch auch nicht, schließlich bist Du Amerikaner!

Stimmt, aber ich mache es trotzdem (lacht).

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