SAVAGE CIRCUS: Märchen und Grusel

Gitarrist Piet Sielck spricht über die Entstehungsgeschichte der CD, die anstehenden Auftritte und alle möglichen andere Dinge, die mehr oder weniger mit SAVAGE CIRCUS zusammenhängen.

Als im April die Neuigkeit die Runde machte, dass SAVAGE CIRCUS das musikalische Erbe von Alben wie “Somewhere Far Beyond” und “Imaginations From The Other Side” antreten wollen, war ich hin und her gerissen zwischen Skepsis und Hoffnung. Nun ist “Dreamland Manor” erschienen und hat meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen! Die Scheibe ist definitiv das beste Album des Jahres und Pflichtstoff für alle Fans von vielschichtigem Melodic Speed Metal! Ich unterhielt mich mit Gitarrist Piet Sielck über die Entstehungsgeschichte der CD, die anstehenden Auftritte und alle möglichen andere Dinge, die mehr oder weniger mit SAVAGE CIRCUS zusammenhängen.

Ich persönlich hab ein bisschen das Gefühl, dass bei dir die SAVAGE CIRCUS-Fäden zusammenlaufen mit Proben und Aufnahmen. Außerdem bist du ja auch Bandsenior…

Ja, stimmt. Das bringt es halt mit sich, weil das Studio ist immer hier in Hamburg. Der IRON SAVIOR-Proberaum ist auch hier, den werden wir für SAVAGE CIRCUS dann auch nutzen.

Welche Rolle spielst du bei SAVAGE CIRCUS? Kannst du das mal beschreiben?

Also eigentlich bin ich bei SAVAGE CIRCUS im Gegensatz zu IRON SAVIOR nicht der einzige “Ich mach alles alleine und überhaupt bin für alles verantwortlich”-Typ, sondern bei SAVAGE CIRCUS spiel ich tatsächlich nur Gitarre, bin so wie die anderen drei auch mit Songwriter, aber auch nicht wie bei IRON SAVIOR jetzt mit 90-10-Verteilung, sondern jeder hat tatsächlich so ein Viertel dazu beigetragen; vielleicht ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger, der ein oder andere, aber nichtsdestotrotz ist es recht ausgeglichen. Und okay, die Produktion hab ich gemacht. Von daher bin ich Produzent. Aber das hat mit der Band ansonsten nicht so viel zu tun. Also von daher für mich eine ganz neue Erfahrung: Ich bin einfach nur Bandmitglied. (lacht)

Haben die Altersunterschiede innerhalb der Band irgendwelche praktische Auswirkungen?

Ja, die reißen natürlich den Altersschnitt unglaublich nach unten! Aber ansonsten kannte ich die PERSUADER-Burschen ja schon. Also von daher wusste ich, dass sie zwar jung sind. Aber ich bin von Anfang an echt super mit denen klargekommen und das ist heute noch so. Also der Altersunterschied macht sich jetzt so in der Zusammenarbeit nicht bemerkbar. Klar, ich hab natürlich aufgrund meines fortgeschrittenen Alters vielleicht eine eher klassische Auffassung der Musik gegenüber, während dann eben von Emil und Jens auch mal ein paar modernere, wie soll ich sagen, rebellischere Einflüsse kommen. Und das mischt sich ganz gut.

Könntest du die anderen drei Bandmitglieder – zwei hast du gerade schon erwähnt – kurz charakterisieren?! Eigenschaften oder auch musikalische Inputs bei SAVAGE CIRCUS…

Also fang ich mal bei Jens an. Jens ist eigentlich, wenn man ihn so privat trifft, ein ganz ruhiger Kollege, ist aber ein tierischer Sänger. Er braucht so ein bisschen, um so richtig aus sich rauszugehen. Aber wenn er das geschafft hat, wenn er angekickt ist, dann ist er wirklich cool. Das habe ich festgestellt, als wir das Video gedreht haben, weil ich ihn ja nur so von der Studioarbeit her kannte. Und wie soll ich sagen?! Alter Schwede, wie geht der denn ab! Hätte ich gar nicht so gedacht.

Emil ist ein ganz ruhiger Mensch mit einem unglaublich staubtrockenen Humor, was ich sehr schätze, weil ich diesen Humor teile. Überhaupt mit den beiden: So humoristisch gesehen – was für mich immer ein sehr wichtiger Punkt für die Zusammenarbeit ist – liegen wir ziemlich auf einer Welle. Wir können hervorragend zusammen ablachen.

Ja, und Thomen kenne ich ja nun schon wirklich lange, hab ja schon diverse BLIND GUARDIAN-Produktionen mit Thomen gemacht und eben auch viel Zeit im Studio abgehangen. Wie soll ich Thomen beschreiben? Thomen ist irgendwie ein Unikum für mich. Ich kann jetzt eigentlich mit dem niemand vergleichen. Ich würde sagen, Thomen ist einfach ein herzensguter Mensch. So, das trifft es einfach, also wirklich eine Seele von Mensch. Das kann man so sagen. Und nebenbei auch ein cooler Trommler!

Welche Rolle spielen Telefon, E-Mail und Briefpost bei SAVAGE CIRCUS?

Eine sehr große Rolle natürlich. Dadurch, dass die Schweden verrückterweise in Schweden wohnen und Thomen in Madrid ist, ging das auch einfach gar nicht anders, jetzt auch irgendwie speziell für die ganzen Songwriting-Klamotten. Wir haben mit Telefon, Internet, sprich Mails, MP3s, Chat-Programme und so weiter und so fort, das ganze Programm abgefeuert und, das muss ich ganz ehrlich sagen, da war ich natürlich am Anfang ein bisschen skeptisch. Kam auch von den Schweden der Vorschlag, das so zu handhaben. Ich hatte das sonst mit anderen schon mal versucht. Aber wenn man halt dann nicht regelmäßig Antworten bekommt, dann schläft so was auch wieder ein. Das war jetzt ganz anders. Der Kontakt war sehr stetig und sehr rege und der Austausch hat trotz der großen Entfernung über dieses Medium ganz hervorragend funktioniert. Wir haben im Prinzip dadurch wirklich konstant mehr oder weniger immer zusammen an den Songs gearbeitet.

Ihr habt aber auch face-to-face-Songwriting-Abschnitte gehabt, oder?

Wir haben uns dann natürlich ab und zu mal getroffen hier in Hamburg und sind dann die Dinge noch mal durchgegangen und haben noch mal die letzten Feinheiten gemacht. Aber auch nicht bei allen Songs. Es gab auch wirklich Songs, die sind einfach stumpf so im Internet entstanden.

Zum Beispiel?

Lass mich nicht lügen, aber ich würde mal sagen “When Hell Awakes” war zum Beispiel so einer. Der ist einfach so übers Netz gelaufen, was vielleicht daran liegt, dass bei dem Song relativ viel Anteil von mir war. Das heißt, da war dann eben schon eine ganze Menge fertig. Aber dann kamen eben diverse Soliparts aus Schweden zurück und dann noch zwei, drei andere Parts und ja, dann hab ich das hier zusammengebastelt, zurückgeschickt und dann haben alle gesagt: Geil! Fertig.

Nach welchem Prinzip hast du dir mit Emil dann die Gitarrenparts geteilt?

Wir haben das schon so gemacht, dass es ausgewogen ist. Wer das Solo mehr oder weniger komponiert hatte, hat dann auch sein Solo gespielt. Das macht am meisten Sinn, als wenn ich mir jetzt sozusagen Emils Leads raufschaffen muss. Die Rhythmus-Gitarren, das ist einfach so mehr oder weniger Standard Procedure, also gerade auch bei der Musik, wo man jetzt so nicht so unbedingt sagen wir mal klappernde oder lebendige Gitarren haben will, sondern die müssen einfach echt hundertprozentig drauf sein. Deswegen haben wir uns da entschieden, dass einer die Rhythmusgitarren macht, und der war ich. Denn da bin ich einen Hauch versierter als der gute Emil.

SAVAGE CIRCUS: Dreamland Manor
Piet Sielck über das Debüt-Album “Dreamland Manor”: “Es ist jetzt mit dem, was wir gemacht haben, alles gesagt, was man sagen kann zu dieser Musik.”

Wieviel Gestaltungsspielraum gab es überhaupt noch bei der Musik, nachdem ihr im Februar das Schlagzeug aufgenommen hattet?

Also wenn ich ganz ehrlich sein soll, gab es von der Musik her, von den Playbacks her nicht mehr so viel Spielraum. Das war alles fertig. Allerdings haben wir folgendes gemacht: Wir haben uns mit den Gesangslinien sehr zurückgehalten während der Komposition. Das war so ein Plan von mir. Wenn man eine Pre-Produktion macht, ist das schön und gut. Aber wenn man dann irgendwas aufgenommen hat, was eigentlich schon richtig geil ist, was einen total ankickt, weil man es gerade aufgenommen hat und man es das erste Mal hört, wenn man es dann noch ein zweites Mal macht – Henjo von GAMMA RAY hat das mal schön gesagt -, covert man sich eigentlich selber. Und das wollte ich vermeiden, dieses sich selbst covern. Und von daher haben wir den Gesang eigentlich tatsächlich in zwei Wochen gemacht. Da waren Emil und Jens hier, wir haben alle Texte geschrieben und alle Gesangslinien erarbeitet und aufgenommen. War natürlich ein gewisses Risiko, weil es hätte auch nach hinten losgehen können. Hat aber geklappt, weil Jens wie gesagt auch einfach ein Topsänger ist.

“Dreamland Manor” ist mit Sicherheit eine professionelle Produktion, keine Frage. Aber war es für dich eine Full-Time-Produktion oder hast du das Album zusätzlich in deiner Freizeit in der Nachtschicht produziert?

Nee, nee, das war schon eine Full-Time-Produktion. Das Studio war hier doch mehrere Monate damit belegt.

Hast du eine Art Lieblingsuhrzeit, zu der du am liebsten aufnimmst?

Ich bin ein Familienmensch und hab zwei Kinder, die auch schon zur Schule gehen. Von daher bin ich in gewisser Form ein early bird. Also meine Lieblingszeit fängt so um 9 an und endet um 6.

Teilen das deine Bandmitglieder?

Naja, da sie mit mir aufnehmen müssen… (lacht) Ja, also Thomen teilt das auf jeden Fall auch und die Schweden eigentlich auch. Die haben auch geregelte Tagesabläufe, die sind das auch gewohnt eher tagsüber zu arbeiten. Da sind wir sehr unrock´n´rollig! (lacht)

Hört man der Musik aber nicht an! Was wäre aus dem Album geworden, wenn ihr BLIND GUARDIAN-mäßig noch zwei Jahre länger daran herumgewerkelt hättet?

Ich glaube ehrlich gesagt nicht viel mehr. Es ist jetzt im Prinzip mit dem, was wir gemacht haben, alles gesagt, was man sagen kann zu dieser Musik. Wir hätten jetzt natürlich für Strings, die so im Hintergrund laufen, BLIND GUARDIAN-mäßig noch irgendwie London Symphoniker aufzunehmen können. Aber ich sag ganz ehrlich, das muss nicht sein, weil die so leise im Hintergrund und gar nicht vordergründig sind, dass es sich gar nicht lohnt, den Aufwand zu betreiben. Die sind halt irgendwo da und man nimmt sie ein bisschen wahr. Und ich meine, mein Gott, wer jetzt vielleicht selber passionierter Streicher ist, der wird es vielleicht raushören, dass es Synthstrings sind. Aber ich glaub, das tut der Sache keinen großen Abbruch. Sowas hätten wir natürlich noch ohne Ende machen können. Aber ich seh da nicht so die Notwendigkeit.

Denkst du, dass die nächsten SAVAGE CIRCUS-Alben ähnlich zügig entstehen oder kommt das zweite frühestens 2010?

Nö, also ich denke, die werden ähnlich schnell entstehen. Wir haben jetzt de facto für die Songwriting-Geschichte ein halbes Jahr gebraucht. Mann kann natürlich nicht vorhersagen, ob das beim nächsten Mal wieder so fluppt. Aber ich denke jetzt ehrlich gesagt nicht, dass wir, nur weil wir BLIND GUARDIAN-artige Musik machen, auch BLIND GUARDIAN-artige Veröffentlichungs- und Produktionszeiträume haben müssen!

Du hast vorhin gemeint, dass Jens und Emil die meisten Texte geschrieben haben. Ich hätte da noch zwei kleine Fragen, vielleicht kannst du mir Aufschlüsse geben…

Da muss ich kurz korrigieren: Also die meisten Texte haben Jens und ich geschrieben.

Achso, gut!

Emil war halt auch noch dabei, weil er auch noch ein paar Gitarrensachen hier einzuspielen hatte und hat sich auch natürlich entsprechend mit eingebracht, also hat er auch einen Anteil daran.

“Between The Devil And The Seas” ist soweit schön und gut. Nur beim Titel selbst ist mir nicht ganz klar, ob das eine geographische Angabe sein soll?

Nein, nein! (lacht) Es gibt ein englisches Sprichwort, das heißt in der Vollversion between the devil and the deep blue seas. Aber da deep blue zu lang war, haben wir es einfach ausgelassen. Und es heißt so viel wie zwischen den Stühlen sein. Ein Idiom sozusagen.

Sehr gut, dann ist das geklärt. Emil hat mal gemeint, dass in einem Lied Astrid Lindgren-Einflüsse sein sollen. Aber mit meinen Kenntnissen von Ronja, Michel und Pippi Langstrumpf habe ich nichts dergleichen entdecken können.

Das war auch nicht gemeint, Pippi Langstrumpf und Michel. Es gibt ja auch ganz tolle Märchen von Astrid Lindgren. Hast du bestimmt schon mal gehört: Mio, mein Mio und Brüder Löwenherz kennst du bestimmt auch und da gibt’s ja auch viele böse Buben und Monster und so weiter und sofort. In letzter Konsequenz ist “Tomorrowland” ein Text über so einen kränkelnden Jungen, der wegfliegt in ein Fantasieland.

Habt ihr irgendwann mal aus Spaß oder im Ernst mit dem Gedanken gespielt, irgendein Stück jetzt “The Bard’s Song” zu nennen – “The Bard’s Song: Beyond Reality” oder “The Bard’s Song: Ghost Story”?

Nein, da haben wir nicht wirklich dran gedacht. Wir haben zwar mit den Texten auch keine, wie soll ich sagen, realpolitischen Texte gewählt oder so was oder keine gesellschaftskritischen, oder irgendwie Heavy Metal mit Leder an mit Nieten und Faust hoch, sondern haben auch schon Fantasy-Texte in diesem Sinne. Aber jetzt eben nicht Fantasy-Texte im Sinne von “Lord of the Rings”, wir haben jetzt nicht Tolkien vertont, wie BLIND GUARDIAN das machen. Da hatten wir schon vor, uns ein bisschen abzusetzen. Unsere Texte bedienen sich halt anderer Themen und sind vielleicht, wenn man das so will, etwas, ja wie soll ich das ausdrücken, etwas magischer. Ich weiß nicht, ob es das trifft. Eher so Märchen und Grusel vielleicht im Gegensatz zu BLIND GUARDIAN, wo dann einfach “Lord of the Rings” mehr oder weniger dominiert.

Wie ist dein persönliches Verhältnis zu BLIND GUARDIAN im Augenblick?

Mein Verhältnis zu BLIND GUARDIAN ist nach wie vor so, wie es eigentlich immer war. Von daher ist das jetzt nicht weiter belastet. Ich weiß nicht ob Andre, Hansi und Magnus darüber in die Hände klatschen und juchheisasa schreien. Mit Magnus, den hab ich letztens auf dem RockHard-Festival getroffen, ist alles in Ordnung. Er findet das gut, was wir machen. Klasse. Hansi hat sich ja auch Thomen gegenüber recht positiv geäußert. Mit Andre hab ich jetzt nicht gesprochen. Also von mir aus gibt es keine Stress und was Gegenteiliges habe ich nicht gehört.

Nun zur Bass-Frage: Gibt es inzwischen einen SAVAGE CIRCUS-Bassisten?

Nee, es gibt noch keinen. Es wird natürlich jemanden geben, der auf der Bühne Bass spielt. Im Moment ist bei uns die Situation so, dass wir jetzt erstmal einen bezahlten Musiker nehmen, um unsere Shows zu machen. Und ja, wenn dann da große Harmonie drin herrscht, mit dem, den wir jetzt im Auge haben, dann ist auch nichts dagegen einzuwenden, dass er in die Band aufgenommen wird. Aber im Moment gibt es für uns keinen konkreten Anlass, dass wir sagen, wir müssen jetzt auf Biegen und Brechen jemanden haben, weil in letzter Konsequenz zeigt das Gefüge, das wir jetzt haben, so wie wir die Songs eben auch gemacht haben und die Produktion durchgezogen haben, dass wir sehr gut funktionieren in dieser Besetzung. Wenn jetzt jemand anderes noch dazu kommt, muss der schon hundertprozentig da reinpassen. Und das kann man nicht einfach von heut auf morgen sagen. Da lassen wir uns bewusst Zeit und gehen dann zur Not eben auch den Weg mit hired guns zu arbeiten, um uns da einfach keinen Druck zu machen.

Beim Lesen der ersten SAVAGE CIRCUS-Nachrichten habe ich mich gefragt, warum ihr nicht einfach den PERSUADER-Bassisten Fredrik Hedström genommen habt?

Ich meine klar, das ist natürlich very tempting. Wir werden jetzt wahrscheinlich in der Livesituation erstmal mit Yenz Leonhardt, also mit unserem IRON SAVIOR-Bassisten, arbeiten, weil das einfach nahe liegt. Der wohnt auch in Hamburg, den müssen wir zum Proben nicht einfliegen. Das ist ein guter Mann, den kenn ich persönlich seit einiger Zeit. Ist ein netter Kerl. Der passt gut zu uns. Aber er ist eben der IRON SAVIOR-Bassist. Von daher, den jetzt fest in die Band aufzunehmen, ich weiß nicht, das ist ein bisschen viel IRON SAVIOR in der Band. Gleiches gilt eben auch für PERSUADER. Wenn wir jetzt den PERSUADER-Bassisten auch noch genommen hätten, wären gleich drei Persuaders Bandmembers bei SAVAGE CIRCUS. Das hätte auch ein gewisses Übergewicht gegeben.

Piet Sielck live (Foto: boxhamster)
Piet Sielck (hier live auf dem Bang Your Head 2002) wird mit SAVAGE CIRCUS ab Februar 2006 auch live unterwegs sein: “Das ist erstmal der nächste große Schritt, den wir jetzt angehen werden.”

Habt ihr zwischenzeitlich schon angefangen, neues Material zu schreiben oder Ideen zu sammeln?

Nee, also so schnell geht das nicht. Erstmal müssen wir das Zeug spielen können! Wir müssen jetzt den ganzen Kram, von dem noch keiner so genau weiß, wie es geht, proben. Bis auf den Song “Evil Eyes”. Da haben wir das Video gedreht. Das kann wohl jeder so spielen. Zumindest konnten wir es so spielen, dass es so aussieht, als ob wir es spielen! (lacht) Das liegt jetzt schon wieder ein bisschen zurück und das muss man sich im Prinzip echt noch mal wieder komplett neu draufschaffen. Man muss es auch ein bisschen umarrangieren, weil man natürlich keine acht oder zwölf Gitarren auf der Bühne hat, ist auch klar. Da ich im Januar noch mal Vater werde, müssen wir mit unseren Touraktivitäten bis Februar warten. Und ab Februar geht´s dann los! Momentan sind wir dabei, die ganzen Termine zusammenzubuchen. Das sieht auch schön und ganz flott aus. Ein paar Shows stehen schon. Das ist erstmal der nächste große Schritt, den wir jetzt angehen werden. Ich denk mal Songwriting wird frühestens Mitte nächsten Jahres wieder losgehen. Aber wenn´s so schnell geht wie beim letzten Mal, dann sind wir Ende nächsten Jahres fertig und es wird übernächstes Jahr entsprechend das nächste Album geben.

Nun noch eine Frage doch in Richtung Fantasy: Was wäre dir lieber – oder was wäre das kleinere Übel für dich: patschige Hobbitfüße, mit denen du keine Effektpedale mehr triffst oder ein elend langer Zaubererbart, der sich ständig in den Gitarrensaiten verfängt?

Ich weiß nicht. Keins von beiden würd ich richtig geil finden.

Ja, aber wenn jetzt die böse Fee kommt…

…und mich vor die Wahl stellt. Da würde ich wahrscheinlich die Füße vorziehen, weil ich dann zur Not jemand anderes die Effekte für mich treten lassen könnte. Bart ist schon schwieriger. Aber da gibt es auch eine ZZ TOP-Lösung.

Wer ist in der Band der beste Koch?

Das ist echt ´ne harte Frage. Ich würde fast sagen, ohne mich jetzt selbst über den großen Klee loben zu wollen, dass ich wirklich ein guter Koch bin. Allerdings haben wir noch kein Wettkochen veranstaltet. Ich weiß, dass Emil sensationelle Pasta zubereitet mit unglaublicher Bolognese-Sauce. Aber andere Gerichte habe ich von ihm noch nicht gehört. Aber ich glaube, Emil kocht auch gut. Jens ist eher so der Fastfood-Mann und Thomen lässt sich weitgehend bekochen von seiner Frau.

Apropos Thomen: Wie gut kann Thomen singen?

Thomen kann eigentlich ganz gut singen! Also ich würde jetzt nicht sagen, dass er ein Leadsänger ist. Aber es gibt ja so Menschen, die singen mit, und es klingt ganz furchtbar, weil sie einfach den Ton nicht treffen und es auch nicht realisieren, dass sie daneben liegen. Das ist bei Thomen nicht. Intonation ist da. Das gleiche gilt für Emil, der trifft auch den Ton. Ist schon mal viel wert! Aber ich denke so Trommler… Thomas zum Beispiel bei IRON SAVIOR singt auch echt gut. Aber es ist immer schwierig da eine Background-Situation zu machen. Man kann mit Headset arbeiten, aber das ist immer Gehühner und Gewurzel auf der Bühne und funktioniert dann doch nicht so richtig geil; macht immer Feedback und Kopplungen und fällt vom Kopf, wenn sich ein bisschen zu sehr echauffiert und so weiter und so fort. Von daher singen glaub ich die meisten Schlagzeuger einfach nicht.

Ich habe deshalb gefragt, weil es hieß, dass er nicht Gitarre selber spielt und seine Ideen mehr oder weniger verbal mitteilt.

Genau, richtig. Und dafür ist es recht nutzbringend, wenn man trifft, was man im Kopf hat, oder die Melodie, die man einspielen will oder jemandem kundtun möchte, wenn man die auch summen kann, so dass er die auch versteht.

Es gibt viele Videos und Fotos von Thomen, wo er mit Zigarette zu sehen ist. Wie viele Raucher seid ihr in der Band?

Zwei. Ich rauch. Ich rauch relativ wenig. Ich dreh mir meine Zigaretten selber. Bio-Zigaretten nenn ich die immer. So American Spirit. Und dadurch rauch ich relativ wenig. Ich kann rauchen, immer wenn ich will, aber ich bin meistens zu faul, mir eine zu drehen, und rauch dementsprechend wenig. Thomen raucht im normalen Umfang, wie man so raucht, wenn man normaler Raucher ist. So eine Bigpack West geht wohl locker weg am Tag. Und die andern beiden rauchen nicht. Wobei das ist nicht ganz richtig. Die rauchen tatsächlich, wenn sie in Deutschland sind, weil es in Deutschland keinen Kautabak gibt. Immer wenn der Kautabak alle ist, müssen Zigaretten gekauft werden.

Die letzte Frage habe ich im Mai bereits Hansi Kürsch gestellt, aber die kriegst du jetzt auch ab: Ab wie vielen Stockwerken nimmst du gewöhnlich den Aufzug?

In den dritten, vierten Stock würde ich noch zu Fuß gehen. Darüber hinaus würde ich dann den Aufzug wählen. Man muss aber sagen, dass es in Hamburg viele Altbauten gibt, in denen es gar keine Aufzüge gibt. Und wenn dann jemand im fünften Stock wohnt, dann wohnt er eben im fünften Stock. Dann muss da hingehen.

Hansi hat gemeint, er würde schon ab dem ersten Stock den Aufzug nehmen…

Also erster Stock, das bringt noch nichts. Zweiter auch nicht, dritter auch nicht. Vierter Stock, ja dann ist Aufzug angesagt.

Dann hoffe ich jetzt, dass SAVAGE CIRCUS noch einen großen Aufstieg vor sich haben…

Ja, das hoff ich natürlich auch!

…und bedank mich für das Interview!

Immer gerne!

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