JESTER`S FUNERAL: Von wegen "make it or break it"

Mit ihrem dritten Album „Shifting:Skywards“ haben JESTER`S FUNERAL bewiesen, daß der Vorgänger „Quicksilverlight“ keine Eintagsfliege war, sondern das man es mit einer jungen vielversprechenden Band zu tun hat, die hoffentlich noch viele erstklassige Alben abliefern wird. Grund genug also bei Sänger Stefan und Drummer Bastian durchzuklingeln und einige Fragen zu stellen.


Mit ihrem dritten Album “Shifting:Skywards” haben JESTER`S FUNERAL bewiesen, dass der Vorgänger “Quicksilverlight” keine Eintagsfliege war, sondern das man es mit einer jungen vielversprechenden Band zu tun hat, die hoffentlich noch viele erstklassige Alben abliefern wird.

Grund genug also bei Sänger Stefan und Drummer Bastian durchzuklingeln und einige Fragen zu stellen.





Eure Aufnahmesession begann im September 2001. Die CD wurde aber erst vor einigen Tagen veröffentlicht. Warum hat dies so lange gedauert?

Stef: Der Wechsel des Vertriebs hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die letzten beiden Scheiben wurden von einer anderen Firma vertrieben und waren recht schwer zu bekommen. Deshalb war der Wechsel auch von allen Bands des Labels gewollt. Wir sind jetzt bei Alive, der Wechsel sollte eigentlich eine Verzögerung von höchsten neun Monaten ausmachen. Dass es am Ende noch länger gedauert hat, lag vor allem an der geplanten DVD-Veröffentlichung. “Shifting:Skywards” sollte auch mit einer DVD erscheinen, so wie vor kurzem die neue CD von BACKSLASH. Aufgrund business- und plattenfirmentechnischen Gründen, die wir nicht näher benennen können weil wir sie auch nicht genau kennen, erscheint die CD aber jetzt gar nicht mit DVD. Jetzt sind halt trotzdem fast eineinhalb Jahre zwischen Produktion und Veröffentlichung vergangen, was schon eine sehr lange Zeit ist.


Ist es jetzt schwer für Dich über die Songs zu reden, da ja so lange Zeit vergangen ist und man als Musiker eigentlich gleich nach Produktion der Scheibe mit der Promotion beginnt.

Stef: Ich stehe natürlich noch voll hinter der Scheibe, genauso wie ich hinter den ersten beiden Veröffentlichungen von uns stehe. Du hast aber Recht, der spontane Bezug fehlt ein bisschen zu den Songs. Die Texte sind oft Sachen bei mir, die sehr spontan entstehen und auch schon mal innerhalb von ein paar Stunden fertig sind. Ich muss mich jetzt schon selbst noch mal konzentrieren wenn ich über die Texte rede und überlegen was ich damit eigentlich ausdrücken wollte.


Dann lass uns gleich über die Texte plaudern. Ich möchte auf ein paar vereinzelte Songs eingehen, die ja jetzt auch gottseidank im Booklet abgedruckt sind. Leidest Du unter Schlafstörungen, oder von was handelt der Text zu “Insomnia”?

Stef: “Insomnia” ist ein Song über das Livespielen. Nach der letzten Platte haben wir den Fehler gemacht, dass wir immer auf die großen Sachen gewartet und die kleinen Gigs vernachlässigt haben. Deshalb haben wir in den zwei Jahren auch nur 10 oder 12 Konzerte gespielt was natürlich nicht ausreicht. Deshalb der Text, der nur darum geht die Nacht zum Tag zu machen. Keine große Message, einfach auf die Bühne gehen und Spaß haben. So wie es auch das Bild im Cover ausdrückt.


Und von was handelt “City Of Glass”?


Stef: Der einzige Text den wir nicht selbst geschrieben haben, sondern ein befreundeter Lyriker aus Köln, Jan Dominik Kucharzewski und hat auch schon für WOLFEN und WIZZARD geschrieben. Er ist damals einfach auf uns zugekommen, da ihm unsere Musik sehr gut gefällt und er gerne Texte schreibt aber kein Instrument spielt. Der Text handelt von einer ausformulierten Idee wie es wohl wäre, wenn man alles was es auf der Welt gibt niederreißen könnte, alle Zwänge und Verbindungen weglässt und eine neue Welt komplett neu aufbauen könnte. Das Fazit ist leider, dass bei der Neukonstruktion der Typ sich selbst vergisst und er deshalb – wie auch auf den Bild im Cover zu sehen – dann selbst gefangen ist. Eine Zeile lautet “This World Is A Design, I Will Redefine”. Es ist ein sehr abstrakter Text und ich habe auch sehr lange gebraucht um ihn auf den Level zu verstehen, wie ich jetzt darüber rede. Jan ist ein cooler Typ und wir überlegen uns bei der nächsten Platte wieder was mit ihm zu machen.


Weiter im Text. Von was handelt “Fall”?

Ein Liebeslied. Jeder kennt das Gefühl wenn man nach langer Zeit mal wieder verliebt ist. Da lohnt es sich dann Songs darüber zu schreiben.


Ein für mich sehr überraschendes Lied war “Tomorrow”.

Basti: Dieser Song ist mehr oder weniger erst im Studio erstanden. Bei diesem Song sitze nur ich am Klavier und Stef singt dazu. Sozusagen das Riff, oder die Melodie entstand in meiner neuen Wohnung als ich gerade umgezogen bin. Man hat mir in den dritten Stock mein Klavier hochgeschleppt, was ich sehr nett fand und bei dieser Gelegenheit möchte ich gleich meinen breitschultrigen Freund Robert grüßen, der mir das Teil hochgetragen hat. In diesem neuen Zimmer, mit den neuen Eindrücken habe ich dann dieses Lied geschrieben. Wir gingen ins Studio und wussten, dass wir nicht so viele Lieder auf die CD haben wollen wie dies noch bei der “Quicksilverlight” der Fall war. Wir wollten uns mehr auf die 10 Songs konzentrieren, die wir schon vorproduziert hatten. Trotzdem haben wir uns dann entschlossen, die Ballade aufzunehmen und am letzten Tag haben dann Stef und ich den Song aufgenommen.

Stef: Man hört ja oft, dass manche Bands im Studio noch spontan einen Song aufnehmen. Für uns war das eigentlich nie ein Thema, da wir sehr intensiv proben und unsere Songs vorproduzieren. So etwas komplett Spontanes haben wir noch nie getan. Der Text handelt davon, dass man das heutige nur dann glücklich erleben kann, wenn man weiß was morgen passiert, bzw. das es ein Morgen gibt.

Basti: Die Platte wirkt ja von außen rein von der Optik her recht düster. Wenn sich jemand mit den Texten befasst, versuchen wir aber schon den Hörer positiv zu beeinflussen.

Stef: Es sollte von der Stimmung rock`n`rolliger ausfallen. Der Spaßgedanke sollte auch im Vordergrund stehen und ich denke das haben wir auf den Fotos zu den einzelnen Songs auch bewiesen. Frank, unser Fotograf der schon seit den letzten Album mit uns arbeitet, hat auch einen großen Anteil daran. Vom Aufwand und von der Kohle wäre dies mit einem richtig bekannten und teuren Fotograf gar nicht möglich gewesen. Bei einen Majorlabel ist es ja kein Thema, da die Geld für Fotos übrig haben. Aber für eine Band in unserer Größenordnung ist es schon wichtig, Leute zu kennen die viel Eigeninitative mitbringen und nicht gleich für jede verkaufte CD Geld sehen wollen. Trotzdem ist Frank halt ein Profi und das merkt man dann schon.



Was passiert jetzt nach der Veröffentlichung?

Stef: Wir wollen auf alle Fälle sehr viel live spielen, da wir dies in der letzten Zeit einfach zu sehr vernachlässigt haben. Wir spielen jetzt einfach die Gigs die wir bekommen können. Die ersten drei Gigs sind jetzt gebucht. Wir spielen in Stuttgart, Wiesbaden und Hamburg. Man kann von uns nicht behaupten, dass wir live dieselbe Erfahrung haben wie im Studio und müssen da jetzt einfach aufholen.


Eine Tour wäre ein Traum, oder?

Stef: Klar. Das letzte Mal haben wir den Fehler gemacht unbedingt bei einer Tour aufspringen zu wollen und haben die Einzelgigs total außen vor gelassen. Ich kann das ja ganz offiziell sagen, wir waren an der BLIND GUARDIAN Tour dran, die am Ende von FREEDOM CALL eröffnet wurde. Dies war auch eine sehr gute Tour und die Vorband wurde auch sehr gut bewertet und aufgenommen. So gesehen gibt es daran nichts zu rütteln und das ging schon in Ordnung. Wenn Du aber einmal in so einem Bewerbungsprozess dabei bist, kümmerst Du dich nicht um die kleinen Gigs. Dies war im Nachhinein sicherlich nicht besonders clever von uns. Trotzdem haben wir die Zeit noch sinnvoll genutzt. Wir haben zum Beispiel einen neuen Proberaum mit einem kleinen Studio gebaut.


Es ist ja jetzt bereits Eure dritte Scheibe und man sagt ja nach, dass sich der Weg einer Band nach der dritten Scheibe entscheidet. Seht ihr das genauso oder geht ihr da lockerer ans Werk, bzw. was erwartet ihr Euch jetzt von der Zukunft?

Basti: Erwartungen an Kritiken, oder Meinungen aus der Presse messe ich persönlich einen weitaus geringeren Wert zu, als es wohl von Bedeutung wäre, um mit JESTER`S FUNERAL weiterzukommen. Es ist sehr schön zu sehen, wie die neuen Songs funktionieren und sich auch unser Neuer – Marten – einbringt. Es wäre schon klasse wenn die Platte die Anerkennung bekommt, die sie aufgrund unseres Zeitaufwandes verdient hat. Wichtiger ist für mich, dass wir live spielen und auch die neuen Songs live funktionieren. Das ist das was ich am meisten erwarte und jetzt auch erhoffe. Wir lassen uns jetzt absolut nicht stressen.

Stef: Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir die Sache ruhig angehen lassen und uns keinen Druck machen. Wir sind sehr jung, haben bereits drei Scheiben veröffentlicht und darauf lässt sich aufbauen. Ich habe keine Lust mit 24 Jahren aufzuhören, sondern werde weitermachen und einen langen Atem haben. Wie auch immer.


Wie sieht es jetzt vertraglich bei Euch aus. Ihr habt jetzt drei Scheiben bei TTS-Musik, oder beim Vorgänger Black Arrow veröffentlicht.

Stef: Richtig. Es waren drei Scheiben geplant und die haben wir gemacht. Was die Labelarbeit als solche angeht, sprich in welchem Maße Sönke für uns gearbeitet hat, können wir uns nicht beschweren. Was Presse oder Öffentlichkeitsarbeit angeht sind wir aber ein Band, die vor allem auch durch hohe Eigenleistung ziemlich gut da steht. Was jetzt in Zukunft passiert müssen wir mal sehen. Wir machen uns da keinen Druck und schauen uns sorgfältig um, wo wir die nächste Platte aufnehmen und veröffentlichen.


Fakt ist, dass die Scheibe wieder sehr gut geworden ist und ihr wohl wie auch bei der letzten Scheibe durch die Bank gute Kritiken bekommt. Fakt ist aber auch, dass nicht sooo viele Metalfans JESTER`S FUNERAL kennen.

Stef: Jein. Das muss man von zwei Seiten sehen. Es ist ja nicht nur so, dass wir etwas erwarten, sondern auch die Leute von der Presse, oder eben die Fans erwarten ja auch etwas von uns. Wir haben keinen Bock unsere Arbeit mit irgendwelchen Zahlen oder Statistiken zu vergleichen, bzw. zu fordern, dass alle unsere Kritiken sollen gut sind. Was die Verkaufszahlen angeht ist das sowieso alles relativ. Für uns ist wichtig welche Reaktionen wir direkt von den Leuten bekommen. Wenn Fans zu Konzerten zu uns kommen und unsere Songs kennen dann macht mich das froh. Oder wenn wie geschehen unsere Veröffentlichung immer wieder verschoben wurde und wir gerade deswegen Mails oder Einträge ins Gästebuch erhalten, wissen wir auch, dass es Fans gibt, die auf unsere CD warten. Das ist für uns wichtig. Wir bekommen auch immer mehr Mails und immer mehr Feedback von Leuten. Wenn man das jetzt zu Verkaufszahlen umrechnen könnte, dann müssten wir eigentlich jetzt dreimal soviel verkaufen. Aber in der heutigen Zeit kann man das ja nicht planen. Im Jahr 2003 kann man mit Metalscheiben keine Prognosen mehr machen. Viele große Bands sind an den zu hohen Erwartungen gescheitert und gleichzeitig gehen kleine Bands voll ab.


Du bist ja ein alter BLIND GUARDIAN Fan. Wie fandest Du deren letzte Scheibe?

Stef: Überladen


Jeder der jetzt so denkt wie Du und BLIND GUARDIAN mittlerweile nicht mehr so toll findet, aber die Möglichkeit hat JESTER`S FUNERAL zu hören, könnte begeistert sein…



Stef: Danke für das Lob. BLIND GUARDIAN ist mehr der Vergleich wenn es um die Chöre geht. Was das kompositorische angeht und auch was die Stimmung angeht, haben wir die BLIND GUARDIAN-Pfade aber eigentlich schon nach der Labyrinth verlassen. Fantasy im guardianschen Sinne gibt s bei uns eigentlich nur noch im Bandnamen. Der Versuch, Lieder zu schreiben, in die die Fans eintauchen können und musikalische Welten zu schaffen, in denen die Hörer lange bleiben können, ist aber auch bei uns ein Ziel. Für mich ist die Referenz von BLIND GUARDIAN, gerade was die Chöre angeht nach wie vor die “Imaginations”.


Du kennst bestimmt ANGEL DUST und als Ich Eure neue Scheibe gehört habe, kamen mir Erinnerungen an deren Meisterstück “Enlighten The Darkness“. Die harten Riffs, das doch nicht nur im Hintergrund mitlaufende Keyboard…

Stef: Das habe ich jetzt schon ein paar mal gehört. Die sind halt voll aus den 80ern, wir wurden unter anderem nun mal auch von Bands aus den 80ern beeinflusst. ANGEL DUST waren auch eigenständig und haben sich ständig entwickelt. Die waren ja nicht unerfolgreich und da sie sich ja aufgelöst haben, wäre es schon cool wenn deren Fans mal ein Ohr bei uns riskieren. Der ein oder andere fühlt sich dann bestimmt zu Hause.


Die ständigen METALLICA-Vergleiche kann ich jetzt gar nicht mehr so nachvollziehen.

Stef: Das war ja auch meist nur auf den Gesang bezogen und ich denke ich habe mich da auch entwickelt. Ich bin jetzt mal gespannt wie es bei denen weitergeht. Der neue Basser ist schon ein cooler Typ, obwohl ich auch gut mit dem Inez von ALICE IN CHAINS leben gekonnt hätte. Rob gibt optisch viel her, ist auf der Bühne eine Persönlichkeit und ich bin sehr gespannt. Durch den Fanclub habe ich mir mal “Battery” mit ihm angehört und das war schon recht vielversprechend.


Ich habe gestern erst Euer Debut “Labyrinth” gehört und Du hast gesanglich schon einen Riesenschritt nach vorne gemacht.

Stef: Es soll keine Ausrede sein, aber ich war zu dem Zeitpunkt gerade mal 19. Ein 23-jähriger klingt halt stimmlich erwachsener und druckvoller, aber das kann der Basti als Biologe bestimmt eher erklären. Beim Gitarre spielen ist es egal, da kommt der Sound aus den Armen. Ich denke auch ich habe mich im Vergleich zu den Aufnahmen vor eineinhalb Jahren noch einmal entwickelt. Beim Oli Hartmann von AT VANCE hatte ich auch ein paar Mal Gesangsunterricht, aber das ist schon länger her. Seit den Aufnahmen zu Shifting:Skywards haben wir uns nicht mehr getroffen, was auch daran liegt, dass er jetzt ja selbst genug zu tun hat. Mal sehen.


Ihr spielt ja auch noch in anderen Bands. Was gibt es darüber zu berichten?

Basti: Nic spielt noch in einer Deathmetalband namens SOLICITUDE. Der Marten und der Gerrit spielen noch bei einer poppigeren Band namens BEYOND SURFACE. Der Stef und ich spielen neuerdings noch in der Surfband THE RAZORBLADES welches eigentlich die Band von Stefs Bruder ist, der Profimusiker ist. Diese Musik geht mehr in die Soundtrackrichtung was mir sehr gut gefällt. Es klappt auch wunderbar, da Stef und sein Bruder schon immer mal Musik machen wollten. Vor allem live sammeln wir da jetzt viel Erfahrung. Aber am wichtigsten und intensivsten ist natürlich die Arbeit mit JESTERS FUNERAL. Es ist aber einfach schön noch ein kleines Betätigungsfeld nebenher zu haben.


Ihr beiden habt ja auch die letzte UNREST-Scheibe eingespielt, oder?

Stef: Hmhm, tja wir sind auf jeden Fall nicht mehr bei UNREST. Wir waren zwar für die Platte geplant und danach sollte eine Tour folgen. Sönke (Anm:. Sänger von UNREST und A&R der Plattenfirma) fragte uns und wir sagten ja. Aus der Tour wurde aber nichts. Wir haben also mit UNREST gar nichts mehr zu tun. Wir fanden es schon cool, dass er uns fragte und fühlten uns dadurch etwas geschmeichelt. Das am Ende daraus leider überhaupt nichts wurde lag bestimmt nicht an uns. Es ist mit der Band leider nach der Veröffentlichung einfach nichts mehr passiert. Sönke ist ein absoluter Vollblutmusiker und konzentriert sich deswegen jetzt voll auf sein Soloding.


Zeit für unsere Abschlussfragen. Welche Scheiben sind Eure drei liebsten?

Stef: EUROPE: “Greatest Hits”, METALLICA: “Schwarze“, BLIND GUARDIAN: “Imaginations From The Other Side

Basti: NEVERMORE: “Dead Heart In A Dead World“, IN FLAMES: “The Jester Race”, LORENA MC KENNIT.


Welche Persönlichkeit möchtet Ihr gerne einmal kennenlernen?

Basti: Hans Zimmer. Unglaublich was er derzeit komponiert. Den möchte ich wirklich gerne einmal treffen.

Stef: Joey Tempest oder James Hetfield möchte ich gerne mal die Hand schütteln und mich bedanken

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