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Interview mit SHRINES: “Auf der Suche nach dem, was dazwischen liegt”

SHRINES überraschten auf ihrer neuen EP “Ghost Notes” mit ihrem klaren musikalischen Bekenntnis zum Post-Punk. Grund genug, um Sänger und Gitarrist Samuel Loynes näher dazu zu befragen.

Danke dass du dir Zeit nimmst, um über euere neue EP “Ghost Notes” zu sprechen. Wie fielen die Reaktionen auf die EP von Leuten aus eurem näheren Umfeld aus?

Es ist mir ein Vergnügen. Es war eine gemischte Tüte mit unterschiedlichen Graden an positiven Reaktionen. Der Sound hat sich ziemlich dramatisch verändert und wir sind froh, dass die Leute darüber überhaupt nicht enttäuscht sind, sondern sogar noch mehr Interesse an der Band zeigen.

Liegt der EP ein spezielles Konzept zugrunde? Oder anders gefragt, warum habt ihr euch für diesen Titel entschieden?

Es liegt nicht wirklich ein Konzept hinter der EP. Aber ich bin froh, dass das Ganze einen Fluss hat und die Songs miteinander in Beziehung stehen. Wir haben immer den Vorteil der Stille in unseren Kompositionen gespürt. Eine kleine Anakrusis der Stille oder nahezu der Stille kann wirklich dazu beitragen, das Folgende zu beeinflussen. „Ghost Notes“ als Titel ist eine Erweiterung dieser Faszination. Auf der Suche nach dem, was dazwischen liegt, in Feinheiten eingebettet.

“Im Kern sind wir immer noch eine Heavy Metal-Band”

Am häufigsten lese ich, dass ihr in die Post-Punk-Schublade gesteckt werdet. Wie zufrieden bist du mit dieser Einordnung?

Absolut. Es ist ein bisschen breiter als das, um ehrlich zu sein. Ich würde sagen, es gibt jetzt mehr Post-Punk-Aspekte als zuvor, und das ist bis zu einem gewissen Punkt intensiv. Aber im Kern sind wir immer noch eine Heavy Metal-Band.

Mit welcher Band würdest du SHRINES musikalisch am ehesten vergleichen?

Da kommt mir am ehesten GOJIRA in den Sinn. Nicht nur anhand der Komposition, sondern auch von der Stimmung her. Dann sind wir auch an einem Punkt angelangt, an dem eine 80er-Jahre-Stimmung das Songwriting verstärkt, sodass eine Band wie KILLING JOKE sicherlich ebenso ein fairer Vergleich wäre und vielleicht eine zeitgenössischere Band wie SAVAGES.

Und wo würdest du inhaltliche Vergleiche ziehen?

Hier gibt es eigentlich keine Vergleiche, da die Texte weitgehend persönlich sind.

Auf eurem Debütalbum haben sich ja schon Tendenzen abgezeichnet, dass SHRINES in eine Post-Rock / Post-Punk Richtung gehen könnte. Habt ihr bewusst an diesem Trend weitergearbeitet?

Das ist nicht sehr bewusst geschehen. Das ist aber auch das Vergnügen daran, in dieser Band Musik zu machen. Es fließt alles sehr organisch ineinander und die Art des Schaffens ist wie eine Momentaufnahme. Natürlich durchdringen unsere Einflüsse den Sound, aber so richtig bewusst machen wir es uns während des Schaffensprozesses nicht.

Das Cover-Artwork zu „Ghost Notes“ ist wie ein Filmplakat aufgezogen – was gab den Anlass dafür?

Genau so wollten wir es vermitteln. Das Artwork wurde von Dan Capp erstellt und wir hielten es für eine interessante Herangehensweise an eine musikalische Veröffentlichung. Unsere Musik war schon immer sehr visuell, zumindest für mich. Die Musik selbst ist also cineastisch und das Artwork versucht dies zu reflektieren.

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“Unsere Musik war schon immer sehr visuell, zumindest für mich. Die Musik selbst ist also cineastisch und das Artwork versucht dies zu reflektieren.”

Was sind die Vorteile und was die Nachteile, wenn man – wie z.B. beim Mix von Dan Abela (SARAH JEZEBEL DEVA, VOICES) – mit jemandem zusammenarbeitet, den man auf musikalischer Ebene sehr gut kennt?

Es ist ein absolutes Privileg, um ehrlich zu sein. Ich habe ein breites und vielfältiges Netzwerk von erstaunlichen Menschen, die bereit sind, mir bei der Produktion zu helfen. Ohne sie hätte ich zu kämpfen. Dan ist seit vielen Jahren ein Freund und ebenso lange haben wir schon zusammengearbeitet. Daher weiß er er richtig einzuschätzen, wenn ich ihn zusammenhanglos ankläffe, und er mich dabei auch versteht. Ich bin in dieser Hinsicht sehr glücklich.

Wie habt ihr als Band zusammengefunden?

Wir sind allesamt Freunde aus der Schulzeit! Es ist keine göttliche oder großartige Geschichte, aber vielleicht haben wir alle in den ersten Jahren nach ähnlichen Dingen gesucht, und während wir größtenteils in verschiedenen Städten lebten, haben wir uns irgendwo auf der Linie gegenseitig angezogen.

“Ich kann es kaum erwarten, meine Hände mit diesen Maniacs wieder schmutzig zu machen”

Neulich hatte ich ein Interview mit Sam Bean zum neuen WEREWOLVES Album und er meinte, dass das dritte THE ANTICHRIST IMPERIUM Album fast fertig sei. Kannst du uns schon vorab etwas mehr zum Album erzählen?

Ich kann es kaum erwarten, meine Hände mit diesen Maniacs wieder schmutzig zu machen. Wir sind derzeit ungefähr in der Mitte der Produktion und während Covid und andere Kräfte uns etwas ausbremsten, bin ich zuversichtlich, dass wir so schnell wie möglich weitermachen und etwas veröffentlichen werden.

Welche anderen Releases von Neben- / Hauptprojekten stehen noch in der nächsten Zeit an?

Das Größte ist ein episches und weitläufiges neues Album von VOICES. Die Band hat diesmal etwas ganz Besonderes geschaffen. AKERCOCKE ist auch dabei, den nächsten Release zu komponieren. Das wird aber noch einige Zeit dauern, glaube ich.

Inwieweit verfolgst du die anderen Projekte deiner jeweiligen Bandkollegen?

Ich versuche mit ihnen allen Schritt zu halten! Das hält mich ziemlich in Schach.

Stellst du Prioritäten bei den Bands an, in denen du mitwirkst?

Ich muss ja. Es ist viel los und manchmal müssen die Dinge parallel laufen, aber ich versuche, mich jeweils auf ein Projekt zu konzentrieren. Allerdings führt der Höhepunkt der verschiedenen Bands manchmal zu interessanten Überschneidungen in Bezug auf Sound und Vibe.

In welcher Position oder an welchem Instrument fühlst du dich am wohlsten?

An meinem Klavier zu sitzen und zu singen.

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SHRINES Sänger und Gitarrist Samuel Loynes spielt am liebsten am Klavier und singt dabei.

Wie kann ich mir eine exemplarische Woche von dir vorstellen mit SHRINES, deinen anderen Bands, dem Alltag, der Arbeit, der Familie und dem Haushalt?

Busy, so lässt es sich wohl am besten beschreiben. Aber letztendlich lohnt es sich.

Welche Alben laufen gerade auf deiner Anlage?

Die neueren ULVER-Alben sicherlich. Aber auch viel von SCOTT WALKER. Auch einige aggressive Sachen wie THE STRANGLERS und tatsächlich Filmsoundtracks aus den 70ern.

Auf welchem Format bevorzugst du Musik zu hören?

Vinyl ist der beste Weg. Allerdings habe ich mein Sound-System in diesen Tagen nicht bei mir, hoffe aber, dass ich wieder den Raum und die Umgebung habe, die eine großartige Vinyl-Einrichtung ermöglichen.

Und zum Abschluss noch ein kleiner Wordrap:

Cambridge: Kindheit

Formel 1: meine Tante

Satanismus: Ja, bitte

KILLING JOKE: Jaz Colemans Augen

Ralph Hasenhüttl: Wer!?

Bandbilder: JOY DIVISION

Magie: Kreisverkehr

Pubs: Bitte öffnen.

Live-Stream-Konzerte: Eine würdige, aber vorübergehende Lösung

Europäische Union: Mein wahres Zuhause.

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