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HEADBANGERS OPEN AIR: nette Leute und ein ziemlich gutes Festival

Als Fan, der seit vielen Jahren schon zum HEADBANGERS OPEN AIR pilgert und dort eher zur stattlich vertretenen Jahrgangsriege Ü-30+ gehört, hatte ich letztes Jahr einen deutlichen Wandel bei der kultigen Gartenparty festgestellt zwischen dem HEADBANGERS OPEN AIR 2007 und eben 2009. Ich wäre kein echter Fan dieses Kultfestivals, wenn ich nicht wissen wollen würde, wohin die Reise mit dem gemütlichen Open Air denn geht.

Als Fan, der seit vielen Jahren schon zum HEADBANGERS OPEN AIR pilgert und dort eher zur stattlich vertretenen Jahrgangsriege Ü-30+ gehört, hatte ich letztes Jahr einen deutlichen Wandel bei der kultigen Gartenparty festgestellt zwischen dem HEADBANGERS OPEN AIR 2007 und eben 2009. Vielleicht lag es auch daran, dass ich 2008 leider nicht dort sein konnte, aber der Wandel vom kleinen Gartenfest für Eingeweihte zum immer noch angenehm familiären Ereignis, aber merklich gewachsenen, nun eher kleinen Bruder vom benachbarten Riesen WACKEN, konnte im Bericht zum HOA nicht unerwähnt bleiben, viele alte Fans stimmten dem zu. So mancher HOA-Neuling war natürlich verständlich begeistert vom – im Vergleich zu anderen Festivals – nordisch gemütlichen Flair und dem Gefühl, dass man hier unter Gleichgesinnten ist.
Ich wäre kein echter Fan dieses Kultfestivals, wenn ich nicht wissen wollen würde, wohin die Reise mit dem gemütlichen Open Air denn geht. Also war Klönschnack angesagt mit Thomas Tegelhütter, dem Herrn des Metal-Garten, und weitestgehend Jürgen Hegewald von Hellion Records, welche das HEADBANGERS OPEN AIR gemeinsam veranstalten.

Ich kann mich noch recht gut daran erinnern, wie mich damals Kumpels aus Hamburg mit zum zweiten HEADBANGERS OPEN AIR geschleppt hatten. Genau genommen war das eher eine nette Grillparty mit Kumpels. Heute, nach gefühlten 20 Jahren, ist das HOA ein international renommiertes Festival und Pflichtprogramm für zahlreiche True/Power/US-Metal-Fans und NWOBHM-Freaks geworden. Mal ehrlich, hättest du das damals gedacht?

Thomas: Nein, natürlich nicht, die Entwicklung eines Festivals ist nicht so richtig planbar, da passiert viel aus dem Bauch heraus. Man hat viele Ideen, setzt diese um und sieht dann, was draus wird. Gelegentlich greift man natürlich auch ins Klo.

Jürgen: Sodele, also 20 Jahre ist es noch nicht her, da wir heuer erst das 13. Mal das HOA machen. Weder Thomas noch ich hatten das erwartet, das ist klar. Eigentlich war es anfangs auch nur die jährliche Grillparty des BALLROOM HAMBURG für Freunde und Mitarbeiter. Dass es so gewachsen ist, das liegt natürlich auch an unserer exquisiten Bandauswahl; da machen wir uns schon Gedanken.
 
Anfangs war ja die damals sehr aktive Szene aus Hamburg und Drumherum sehr vertreten, heute könnt Ihr auf Bands aus aller Welt verweisen. Es lebe das Internet?

Jürgen: Das hat nicht unbedingt damit zu tun, auch vor 7-8 Jahren hatten wir schon Bands wie SLOUGH FEG, SOLSTICE, TRESPASS u.v.a., wir mussten damals nur anders, sozusagen klassisch kommunizieren.
Mir kam dabei entgegen, dass ich unheimlich viele alte Combos schon seit Ewigkeiten kannte und so schon eine Verbindung hatte.

Natürlich finde ich es auch klasse, dass man neue oder einem bisher unbekannte Bands bequem z.B. über Myspace abchecken kann. Aber so richtig spannend wie zu Tapetrader-Zeiten ist es dadurch heute nicht mehr. Warst du auch immer Sammler oder bist du erst mit dem Start deines Festivals bzw. Labels richtig in die Metalszene eingetaucht?

Jürgen: Also Thomas hat durch die Leitung des BALLROOMS natürlich mit der Szene Kontakt gehabt, schließlich hatten vor 10, 15 Jahren zum Teil erstaunliche Bands im BALLROOM gespielt.
Dass ich durch Hellion Records automatisch in der Szene drin war ist sicher bekannt.
Wir sind aber auch beide echte Fans und haben unsere Träume mit Bands wie HEATHEN (eins meiner persönlichen Highlights in vielen Jahren HOA – der Verf.), RAZOR, PRAYING MANTIS – ich könnte jetzt mehrere Dutzend aufzählen – wahrgemacht, das ist schon klasse.

Thomas, die Langzeitbesucher kennen das HEADBANGERS OPEN AIR auch noch ganz idyllisch, als das Festivalgelände einfach einmal rund um euer Haus führte. Auf eurer Terrasse hat deine Mutter Pizza und morgens Frühstück verkauft. Jeden der Beteiligten kannte man schon von den Jahren davor, ebenso wie die anderen Besucher. Das war mehr als kultig. Vermisst du selbst dieses Familientreffen im kleinen Rahmen? Oder war für dich immer schon klar, dass das Festival größer werden soll?

Thomas: In den ersten Jahren 4-5 Jahren habe ich regelmäßig draufgezahlt, das ist zum Glück heute nicht mehr so. Man braucht schon eine gewisse Besucherzahl, um auch ordentliche Bands finanzieren zu können und gut über die Runden zu kommen. Beim Familientreffen waren es halt immer überwiegend lokale Bands, was auf die Dauer auch langweilig wird.

Jürgen: Es ist ja nicht so, dass diese Leute nicht mehr kommen. Nur muss man bei einer größeren Besucherzahl schon gewisse Beschränkungen einführen, auch, was die Privatsphäre betrifft.

Als ich 2007 bei euch war, war die Geländestruktur ja schon ausgeweitet. Es gab eine neue professionellere Bühne im Hof und der Verpflegungsbereich war hinter das Haus gewandert, bot nun mehr Raum und wurde von allen positiv aufgenommen. Wurde das auch gemacht, weil euer Mittelalter/Folk/Gothic-Festival HÖRNERFEST sehr gut angenommen wurde?

Jürgen: Das HÖRNERFEST ist erst gewachsen, das hatte damit nicht unbedingt zu tun. Zumal sich ein großer Teil (Stände, Mittelalterkämpfe usw.) auf der Wiese außerhalb des Bühnengeländes befindet.

Ist das HÖRNERFEST besuchermäßig mit dem HOA zu vergleichen? Die Mischung einschließlich Lagerleben, vielen Ständen usw. spricht ja doch reichlich Leute an.

Jürgen: Mittlerweile ja. Es sind auch eine nicht unbeträchtliche Zahl von Besuchern auf beiden Festivals – eben wegen der schönen Atmosphäre.

2008 war ich leider nicht bei euch, hörte nur von meinen HEADBANGERS OPEN AIR-Reisegruppe, dass es überraschend voll war. Habt Ihr für euch eine Größenordnung, wo Ihr den Deckel zu macht? Theoretisch gibt es ja im Umland genug Raum, um das Gelände zumindest für das Festivalwochenende deutlich auszuweiten.

Thomas: Das Feeling der Gartenparty muss natürlich unbedingt bleiben, von daher ergibt sich die Besucherzahl aus der Menge der Leute, die auf den Hof passen. Das probiert man über 1 – 2 Jahre aus und hat halt dann die maximale Besucherzahl.

Jürgen: 2008 war es ausverkauft. Ausverkauft heißt nun mal voll, das ist eben so. Das Gelände kann man besuchermäßig nicht ausweiten, allein durch die feststehende Bühne und das wird auch nicht passieren.
Dieses Jahr haben wir den Stopp früher gesetzt, d.h. weniger Karten verkauft und sind nun ausverkauft.

Letztes Jahr hatte es sich schnell herumgesprochen, dass das HOA nun auf das Wochenende direkt vor dem WACKEN OPEN AIR gelegt wurde. Das ist gerade für viele Ausländer, die weite, teure Reisen auf sich nehmen, eine feine Sache. So kann man dann gut beide Festivals miteinander verbinden.

Jürgen: Das ist auch gar nicht so neu. Es liegt aber nicht an WACKEN (für uns), sondern daran, dass dieser Termin festivalkonkurrenzmäßig für uns der Beste ist. Sonst wären wir parallel zum BANG YOUR HEAD, WITH FULL FORCE, ROCK HARZ etc., das wäre nicht so schön.

Diesen Metal-Tourismus habt Ihr sehr ernst genommen. Die Tage zwischen den Festivals konnte man in Hamburg im knuffigen Live-Club Knust verschiedene Metal-Bands sehen. Waren die Konzerte gut besucht?

Jürgen: Eigentlich nicht, das lag aber auch an der schlechten Werbung. Die hatten nicht mal eine richtige Website.

Das ist echt doof, zumal der Knust ja unweit der Reeperbahn liegt, dem wohl wichtigsten Ort für viele der Metaller, die diese Tage in Hamburg verbringen. Schade eigentlich, unser schöner Norden bietet weitaus sehenswertere Ecken als die überbewertete Reeperbahn. Gerade auch Hamburg hat unzählige tolle Ecken und Clubs. Tipp für Hamburg-Besucher ist natürlich auch der oben genannte BALLROOM HAMBURG auf der Reeperbahn.

Nun denn, zurück zum Festival. Beim HEADBANGERS OPEN AIR 2009 ist etwas passiert, womit auch Ihr in dieser Form nicht rechnen konntet. Viele Leute sind zu euch nach Brande/Hörnerkirchen gekommen und haben sich breitgemacht, obwohl sie keine Tickets hatten. Das hat doch so manchen Besucher geärgert, weil einfach der Campingplatz und auch der Platz im Partyzelt und auf den Bierbänken besetzt waren. Da wart Ihr sicher selber etwas überrascht über diese vielen blinden Passagiere?

Jürgen: Das war ein Fehler von uns, den wir dieses Jahr korrigieren (Kein Ticket = kein Zugang, auch nicht auf dem Campingplatz).

Ganz schön frech dann, wenn – selbst erlebt – sich diese Gäste aufregen, dass sie nichts von den Bands sehen und hier hinter der Bühne der Sound so schlecht ist! Irgendeinen Sinn wird es schon haben, wenn man für eine Veranstaltung Eintritt zahlen muss. 😉

Für das kommende HEADBANGERS OPEN AIR am letzten Juliwochenende werden Ihr da sicher reagieren. Stärkere Kontrollen? Höhere Campingpreise? Was werdet Ihr unternehmen?

Jürgen: Camping ist im Ticketpreis mit drin, das halten wir auch für fair. Und es ist dadurch für uns smarter zu kontrollieren.

Abgesehen von diesen ungeplanten Gästen lief organisatorisch alles gut, zum Wetter konntet ihr ja nichts. Und wenn man in den hohen Norden reist, gehört eine kalte Dusche ja eh dazu. Recht witzig war auch die Gang, die über das Gelände und den Campingplatz gezogen ist und Müll eingesammelt hat. Das sorgte für ein angenehmes Maß an Sauberkeit und die Crew hat sich den Job selbst finanziert, indem sie auch rumliegende Pfandflaschen eingesammelt hat. Eine gute Idee!
Ich hab gesehen, dass ihr für dieses Jahr auch die blöden Stromaggregate auf dem Campingplatz verboten habt. Eine gute Idee, es möchte ja doch der ein oder andere pennen und nicht die ganze Nacht von den Dingern zugedröhnt werden, damit die Nachbarn ihren Kühlschrank und den Ghettoblaster betreiben können. 


Ge
rade die älteren Besucher haben sich darüber aufgeregt, dass es auch innerhalb des Hofes sehr voll war. Bei den Hauptbands war zeitweise durchaus ein ordentliches Gedränge. Aber man sollte da fair sein, wegen des Regens und einer amtlichen Pfütze in der Mitte des Platzes war da halt kein Platz und die Leute drängten sich auch deshalb etwas zusammen. Werdet ihr den Bühnenplatz, wie die Jahre zuvor schon die Bühne und die Futtermeile, etwas ausbauen und wetterfester machen?

Jürgen: Ich muss mit dieser Legende aufräumen. Man kam stets zur Bühne hin, nur nicht in die ersten Reihen – das kann auch keiner erwarten. Hinten war stets reichlich Platz und da Thomas und ich immer auf Achse sind und alles überblicken weiß ich, wovon ich spreche.
Dass es nie zuvor so viele Besucher gegeben hatte ist aber richtig.

Gerade die jungen neuen Besucher waren natürlich euphorisch und begeistert, wohingegen eben die älteren Besucher nicht mehr so begeistert sind von der aktuellen Größe. Werden die Alten zu bequem, während die jungen Metalheads die True/Power-Metalbands der aktuellen Generation und die neubelebten Klassiker für sich entdecken?

Jürgen: Ein Besucher – egal ob jung oder alt – ist ein Besucher, solange er sich korrekt verhält, d.h. nicht aggressiv, ausfallend etc. ist. Da machen wir gar keinen Unterschied.
Wenn man Bands wie RAZOR, ANGEL WITCH, RODS, Q 5 u.a. in einem Jahr sehen möchte, wäre es schon ein wenig zu viel erwartet, dass dies nur vor 200 Leuten stattfindet. So etwas ginge auch finanziell nicht.

2007 sah man bereits die ersten Leute mit Kameras filmen, 2008 wurde dann professionell aufgenommen. Hiervon ist auch die gelungene DVD erschienen. Gibt es so was jetzt regelmäßig?

Jürgen: Ja, die neue DVD vom letzten Jahr ist grade raus; über 7 Stunden lang, das macht uns schon stolz.

Auch ihr hattet bzw. habt dieses Jahr wieder viel Spaß mit teils kurzfristigen Absagen. Manchmal sind sie nachvollziehbar, oft aber auch schlichtweg nervig und unprofessionell. Was machst du, wenn du von dem Veranstaltungskram genervt bist und echt keinen Bock mehr hast? Ein kühles Holsten auf der Terrasse? Ein Streifzug durch Hamburgs Nachtleben?

Thomas: Die meisten Absagen kommen meist im Vorwege und es bleibt genügend Zeit, Ersatz auszugraben. Das ist zwar nervig, lässt sich aber nicht ändern. Und Anwälte in die Staaten zu schicken ist ja sinnlos, wir haben dafür unsere eigene Blacklist, da stehen schon etliche Bands drauf.

Jürgen: So schlimm ist es nicht, man muss da ein dickes Fell haben. Und solange wir Bands gleichwertig ersetzen, erkennen die Leute das auch an.

Reicht euch die Vollbedienung mit Livemusik auf dem eigenen HOA und dem HÖRNERFEST oder geht ihr auch auf andere Festivals oder in die Clubshows? Was waren eure letzten Konzerte?

DieJürgen: Thomas und ich besuchen auch privat verschiedene Konzerte. Wir waren z.B. auch beim ROCKTOWER FESTIVAL, bei HEATHEN in HH – das war das neueste Konzert für uns glaube ich.

Thomas: Genau , HEATHEN im Logo und das ROCKTOWER, meist ziehen Jürgen und ich zusammen los.

Eigentlich sprecht ihr genau das Publikum vom KEEP IT TRUE an. Gab es bei euch schon mal Gedanken, ein entsprechendes Indoor-Festival hier im Norden zu machen?

Jürgen: Ja, und diese Idee ist auch noch nicht vom Tisch. Lasst euch mal überraschen.

Euer Festival ist wieder ausverkauft, Glückwunsch! Was werden die Leute verpassen, die kein Ticket mehr bekommen, worauf freust du dich am meisten?

Jürgen: DEMON wird klasse sein, und so exklusive Sachen wie ANVIL CHORUS werden der Festivalhistorie ein weiteres Sternchen verpassen. SHOK PARIS ist natürlich auch ganz groß, die haben sich die Leute 10 Jahre lang gewünscht.
Und dass wir noch GRAND MAGUS holen konnten, die sogar u.a. im Metal Hammer CD des Monats sind (und auch bei vampster abgefeiert wurden), macht uns auch stolz.
An denen waren wir letztes Jahr schon dran. Dass es jetzt erst geklappt hat, ist vermutlich sogar besser.

Zum Schluss: warum ist es bei uns im Norden am Schönsten? Warum sollten (nicht nur) die Metaller lieber ihren Urlaub im schönen Holstein oder nördlichen Niedersachsen verbringen als irgendwo auf Malle oder anderswo weit weg?

Jürgen: Weil wir hier 2 Meere um uns herum haben, weil die Schleswig Holsteiner nett sind – und weil wir hier ein ziemlich gutes Festival haben.

Also: packt die Nietenbadehose ein und auf zu uns in den schönen Norden! Am besten natürlich verbunden mit einem Besuch beim HEADBANGERS OPEN AIR 2011, erste Infos findet Ihr auf der HOA-Homepage. Ich ärgere mir jetzt schon ´nen Wolf, dass ich wohl dieses Jahr wieder nicht dabei sein kann. Aber der Kollege Jutze wird mich wieder würdig vertreten, da bin ich sicher!

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Fotos: Headbangers Open Air

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