Eternal Sadness: Bier, seltsame Würggerräusche, Homosexualität, Blechschilder und Achselnässe

Seit ich vor einigen Wochen zum ersten mal ´Celebrate´ von ETERNAL SADNESS zu hören bekam, hat sich die CD bei mir zu einem echten Dauerbrenner in meinem CD-Player entwickelt. Nicht nur, daß die Band mit Einfallsreichtum glänzt, auch die lockere und humorige Art und Weise, wie sie ihre Musik dem Hörer näherbringt, macht sie zu einer der eigenständigsten und interessantesten Bands auf dem deutschen Eigenproduktionsmarkt. Für mich also Grund genug, bei den Jungs mal nach einem Interview zu fragen. Keyboarder und Sänger Timo kam meinem Flehen nach ausführlichen Antworten in jeder Beziehung nach, also setzt euch hin, holt euch ein kühles Bier und habt Spaß!

Seit ich vor einigen Wochen zum ersten mal ´Celebrate´ von ETERNAL SADNESS zu hören bekam, hat sich die CD bei mir zu einem echten Dauerbrenner in meinem CD-Player entwickelt. Nicht nur, daß die Band mit Einfallsreichtum glänzt, auch die lockere und humorige Art und Weise, wie sie ihre Musik dem Hörer näherbringt, macht sie zu einer der eigenständigsten und interessantesten Bands auf dem deutschen Eigenproduktionsmarkt.

Für mich also Grund genug, bei den Jungs mal nach einem Interview zu fragen. Keyboarder und Sänger Timo kam meinem Flehen nach ausführlichen Antworten in jeder Beziehung nach, also setzt euch hin, holt euch ein kühles Bier und habt Spaß!

Meine erste Frage wird für euch in der Zwischenzeit wohl ziemlich nervig sein… ´Celebrate´ war das erste, was ich von euch bisher zu hören bekam und als ich eure Musik hörte, fragte ich mich als erstes, wieso ihr

überhaupt ETERNAL SADNESS heißt. Eure Musik ist nicht gerade von einer traurigen Stimmung geprägt. Die Titel erklären den Bandnamen schon eher und vieles wird klarer, wenn man euer erstes Album anhört, auf dem ihr noch um einiges Gothic-lastiger zu Werke gingt. Könnt ihr mal ein paar Worte zu eurem Bandnamen sagen, und inwiefern dieser heute noch die Band repräsentiert?

Als der Name „Eternal Sadness“ erdacht wurde, waren wir durchschnittlich 16 Jahre alt und total auf dem Gothic-Trip. Da man in diesem Alter natürlich sehr beeinflußbar ist, war ein Name, wie „Eternal Sadness“, geradezu ideal für eine Band wie uns, die Vorbilder mit solch klangvollen Namen, wie „Paradise Lost“ oder „My Dying Bride“ hatte. Vor einiger Zeit stellten wir auch ernsthafte Überlegungen an, den Namen zu ändern. Tausende von Vorschlägen wurden gemacht. Jedoch hatten wir uns mittlerweile schon so mit unserem Namen identifiziert, daß wir mit keinem Vorschlag etwas anfangen konnten. Eine Namensänderung bringt darüber hinaus auch immer Probleme mit sich. Bis jeder weiß, wie deine Band jetzt heißt…Als wir uns dann zu der CD-Aufnahme entschlossen hatten, schossen wir die Namensänderungspläne in den Wind, weil das eh alles nichts brachte.

Mittlerweile stehen wir geradezu felsenfest hinter diesem Namen. Wie du ja schon bemerkt hast, sind unsere Songs nicht immer von einer traurigen Grundstimmung geprägt. Die Texte allerdings schon. Der Name ist mit diesem Hintergrund heute als geradezu ironisch aufzufassen. Traurig ist unsere Musik eigentlich nicht mehr, dafür umso emotionsgeladener und intensiver. Was wir uns aber immer noch erhalten haben und was auch nicht so einfach auszulöschen ist, ist eine uns allen fünf eigene skeptische bis teilweise pessimistische Grundhaltung zum Leben. Wir sind jetzt zwar keine Heulsusen, die mit gesenktem Haupt und Augenringen durch die Welt rennen – eine gewisse Unruhe treibt uns aber dennoch immer wieder dazu, solche Texte zu schreiben. Das hat in gewisser Hinsicht vielleicht auch noch ein wenig mit dem Klischee einer Gothic-Band zu tun, die wir ja einmal in Reinkultur waren und dem man unterbewußt dann auch immer wieder dient. Aber „Love, Peace & Happiness“ – rosarote Brille Texte können wir einfach nicht schreiben.

Ihr selbst bezeichnet eure Musik ja auch noch am ehesten als Gothic-Metal, wobei ich euch eher als Progressive-Metal in seiner ursprünglichen Bedeutung einstufen würde, der eben sehr stark von Bands aus dem Gothic-Lager beeinflußt ist. Also, wie muß man eure Musik denn nun verstehen? Denkt ihr nicht, daß die Grundstimmung von ´Celebrate´ recht wenig mit Gothic zu tun hat? Und schneidet ihr euch mit dieser Bezeichnung vielleicht

nicht eher ins eigene Fleisch, da man euch zu stark in eine bestimmte Schublade stecken könnte, wie es ja anscheinend beim Rock Hard der Fall war.

Daß Progressive-Metal Bands von Bands aus dem Gothic-Lager beeinflußt sein sollen, ist mir neu. Für mich sind ursprüngliche Progressive-Metal Bands solche, wie MEKONG DELTA, WATCHTOWER und später DREAM THEATER (Da hab ich mich wohl etwas mißverständlich ausgedrückt, ich meinte, daß der Progressive Metal von ETERNAL SADNESS vom Gothic Metal beeinflußt ist, das sollte keine allgemeingültige Aussage sein. Das ganze haben wir aber per E-Mail aufgeklärt 🙂 ) .

Es wäre dumm von mir und allen Hörern gegenüber wahnsinnig anmaßend, wenn ich erklären würde „wie man unsere Musik verstehen soll“. Daß es kein grundsätzliches Schema gibt, zeigt sich schon anhand der Stilvielfalt, so daß der Terminus „unsere Musik“ schon mal einer breiteren Erklärung bedürfte. Da wir also kein Schema F besitzen, muß ich leider auch zugeben, daß wir so gesehen uns selbst auch nicht verstehen. Woher dann der allgemeine Konsens kommt, daß unterschiedliche Elemente so zusammengefügt werden und immer noch jeder dahinter steht, ist das Ergebnis einer gewissen Chemie zwischen uns. Am Ende ist dann jeder Song ein echter Sadness-Song, egal, ob du es mit dem Acapella Song „Follow Me“ oder der Bombast-Ballade „Rain“, oder was weiß ich zu tun hast.

Ich glaube nicht, daß die Grundstimmung auf „Celebrate…“ so wenig mit Gothic zu tun hat, jedenfalls mit dem Gothic, wie wir ihn verstehen. Wir verstehen uns im Prinzip immer noch als Gothic-Band, auch wenn dieser Stil bei uns mit vielen anderen Elementen angereichert wird.

Das mit dem Schubladenstecken, wie auch im Falle Rock Hard, ist natürlich ein Problem. Seltsamerweise war das Rock Hard aber auch das einzige Magazin, das uns gleich von vorne herein auf dieses Etikett festgelegt hat. Du selbst hast ja auch gemerkt, daß da noch viele andere Einflüsse auszumachen sind. Das läßt halt auch einiges auf das intensive Hören unseres Rezensenten bei besagtem Blatt vor dem Schreiben seiner Kritik schließen. Dumm nur, daß ein so einflußreiches ´Zine uns damit einiges verbauen kann.

Würden wir uns jetzt als Prog-Band bezeichnen, würden wir der Sache im Moment vielleicht sogar näher kommen, uns dabei aber nicht wohl fühlen können. Außerdem schmücken sich viele Bands, die ebenso „progressiv“ sind, wie AC/DC auch auf jeder Platte wieder mit etwas Neuem überraschen, mit diesem elitären Etikett, daß es schon fast eine Frechheit wäre sich hier einzureihen.

Ich denke, man hört ´Celebrate´ sehr deutlich den Einfluß von AMORPHIS oder THERION an. Was würdet ihr als eure Haupteinflüsse bezeichnen und inwiefern würdet ihr euch den Vorwurf gefallen lassen, von diesen Bands auch durchaus abzukupfern?

Einflüsse dieser Bands verarbeiten wir vielleicht unterbewußt. Die Outputs von Therion oder Amorphis verfolgen wir aber schon seit „Theli“, bzw. „Elegy“ nicht mehr, da wir alle eigentlich gar nicht mehr solche Bands hören, zu denen wir meist gezählt werden. Von „Abkupfern“ kann man daher meiner Meinung nach nicht sprechen, auch wenn ich zugeben muß, daß Therion als Ideengeber für die Chöre bei „The Nightside“ schon Pate stand. Das Amorphis auch mit Folkelementen arbeiten und wir das auch tun, ist aber Zufall. Einflüsse beziehen wir aus Rockmusik der Siebziger, Prog-Metal und 80ties Pop. Dazu kommt nun noch das Bestreben, den Sound mit moderneren Elementen anzureichern. Im Prinzip haben wir aber jetzt nach „Celebrate…“ eine recht exakte Vorstellung davon, wie wir in Zukunft klingen wollen. Da wir nun mal alle Register gezogen haben und das Ergebnis auf Platte vorliegt, kann man sich selbst betrachten und merken, welche Momente und Elemente die Besten sind.

Beim Hintergrundchor von ´The Nightside´scheint ihr ja auch sehr stark von THERION eingenommen gewesen zu sein. Wie kam dieser Chor zustande und wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis? Wie muß man sich diesbezüglich eure Live-Auftritte vorstellen? Nimmt das dann HAGGARD-mäßige Dimensionen an? Oder anders gefragt, könntet ihr euch auch vorstellen, alle die auf dem Album mitgewirkt haben zu einer großen Band im Stile HAGGARD zu vereinigen?

Auch wenn das jetzt vielleicht etwas überheblich klingen mag, fand ich damals die Begeisterung um die „Theli“-Platte doch etwas übertrieben. Bands, wie Deep Purple, Emerson, Lake & Palmer und später Mekong Delta, Celtic Frost oder Waltari (Yeah! Yeah! Die! Die! ist ein Riesenhit!) haben weitaus inspirierter mit Klassik-Elementen gearbeitet, als das Therion getan haben und tun. Die von dir genannten Haggard übrigens würde ich Therion in jedem Fall vorziehen. Also setzte ich mir zum Ziel, den schon vorhandenen Song „The Nightside“ so zu arrangieren, daß er Therion das Wasser reichen kann und ich bin der Meinung, daß auch geschafft zu haben. Aber Ansichtssache! Dazu habe ich einen vierstimmigen Satz ausgearbeitet, mit lateinischem Text unterlegt und von befreundeten Sängern mit klassischen Stimmen einsingen lassen. Den Tenorpart hab ich übernommen um Zeit und Geld zu sparen.

Da Auftritte im Haggard-mäßigem Ausmaß rein finanziell unmöglich wären (keine zahlungskräftige Plattenfirma im Nacken!), behelfen wir uns live mit einem Computer auf der Bühne. Der spielt dann die Original-Chöre ab, Helmuth spielt zum Click. Das ist zwar alles superaufwendig für ´ne kleine Band, wie uns, funktioniert aber bisher hervorragend und muß auch sein. Wir wollen uns nämlich nicht nachsagen lassen, daß wir die Songs im Studio zwar künstlich aufblasen, live dann aber nicht umsetzen können.

Wie seid ihr denn eigentlich zum dem FAITH-NO-MORE-mäßigen Part in ´Black Magic´ gekommen?

FNM waren schon immer einer meiner Faves. Mike Patton ist ein unheimlich vielseitiger und kreativer Sänger. Die Idee zu diesem Part kam dann aber von der Anthrax-Public Enemy-Kollaboration „Bring the Noise“, die mir schon immer gefallen hat. Diese Power wollte ich auch einmal bei einem unserer Songs einfangen. Bei der Urversion rappe ich auch noch im Hintergrund mit. Das war dann aber doch etwas zu krass, daher hat Wolfgang diesen Part auf „Celebrate…“ allein übernommen.

Was ist eurer Einschätzung nach der richtige Zeitpunkt, die richtige Stimmung, um sich ´Celebrate´ anzuhören?

Gute Frage. Ich höre die Platte gern zum Autofahren, zu „No more to live For“ über die Straße brettern macht echt Spaß. „Celebrate…“ ist eine Platte für alle Stimmungen. Echt runterziehen tun „Rain“ oder „Someone´s Dead Forever“, aufgebaut wirst du dann wieder von „Tomorrow never knows“. Als einer der Typen, die diese Platte gemacht haben, bin ich natürlich bei der Frage etwas befangen, dennoch mein´ ich, daß „Celebrate…“ immer gut kommt. Try it yourself!

Hervorstechend bei ETERNAL SADNESS sind ganz klar die Gesangsarrangements. Ihr scheint mit euren stimmlichen Fähigkeiten ja ganz gut Glück gehabt zu haben. Wie legt ihr euch aber letztendlich darauf fest, wer gesanglich welchen Part übernimmt und wohin was am besten paßt? Kommt es da manchmal auch zu Streitereien? Und dann muß in diesem Zusammenhang natürlich auch noch die Frage nach dem A-Capella-Song des Albums kommen. Woher stammt die Idee zu diesem Song? Ich persönlich kann mit dem Song an sich nicht so viel anfangen.

Ich könnte mir vorstellen, daß ihr versucht habt, einen A-Capella-Metal-Song zu kreieren, was meiner Meinung nach aber nicht unbedingt gelungen ist. Trifft diese Annahme zu und was ist eure Beziehung zu diesem Song?

Es gibt bei uns eine Dreiteilung: Grunts – Alex; rauhe Vocals – Wolfgang; cleane Vocals – ich (Timo). Live singt dann Jörg auch zweite Stimmen mit. Die Backings und mehrstimmigen Chöre auf „Celebrate…“ habe alle ich eingesungen, genau wie auf „Elation“. Das war schon immer so, schließlich bin ich auch der einzige mit einer Gesangsausbildung. Daher kommt es auch nicht zu Streitereien. Wolfgang und ich schreiben die Songs. Ganz instinktiv legen wir dann auch die Aufteilung der Parts fest.

Auf mein Konto geht auch der A-Capella Song „Follow Me“. Dieser Song war ursprünglich mit der ganzen Band gespielt worden, bis Jörg eines Tages scheißeshalber den Basspart gesungen (!) hat. Das hat mich dann auf die Idee gebracht, diesen Song, der eigentlich auf Wolfgangs Konto geht, als A-Capella Song im Stil der Comedian Harmonists zu arrangieren. An einen „A-capella Metal Song“ war dabei also gar nicht zudenken, das hast du vielleicht etwas falsch interpretiert. „Follow Me“ war eigentlich ein Gag, den ich zu Hause am Computer eingesungen hatte, um ihn meinen Kollegen mal vorzuspielen. Die zeigten sich dann so begeistert, daß der Song also unbedingt auf die CD kommen mußte. Ich bin auch sehr stolz darauf, weil der Song halt mal etwas völlig anderes ist und als „Rausschmeißer“ am Ende der Platte noch mal ein Highlight bietet. Außerdem war das A-Capella Arrangement für mich persönlich eine große Herausforderung, der ich mich stellen wollte. So ist der im Original etwas langweilige Song doch noch zu Ehren gekommen. Echt Schade, daß er dir nicht gefällt.

Als absolut herausragend würde ich auch eure Keyboard-Arbeit bezeichnen, ganz besonders, wenn es darum geht, richtig Arsch zu treten und ihr diesen Hammond-Sound auffahrt. Erzähl doch mal, wie sah so sein ´Werdegang´ an den Keyboards aus, was sind deine größten Einflüsse und Inspirationen. Aus dem Gothic-Metal scheinen diese ja nicht unbedingt zu kommen…

In der Tat hab ich eigentlich einen ganz anderen Background. Mit 7 Jahren hab ich mit Klavierunterricht angefangen und ausschließlich Klassik gespielt. So mit elf, zwölf hab ich dann so richtig Gas gegeben und ziemlich viel geübt. Allerdings hatte ich dann mit etwa 14 keine Lust mehr, da ich mittlerweile immer mehr Liebe zur eigenen und besonders zur Rock Musik entwickelt hatte. Das war die Zeit, als ich in meiner ersten Band zu singen begann, wo ich ausschließlich Cover-Mucke gemacht hab. Ich war 16, als mein alter Kindergarten-Kumpel und mittlerweile ständiger Saufkumpane Wolfgang mich auf einer Fete dazu überredete in seiner Band Keyboard zu spielen. Bisher hatte ich diese Dinger immer gehaßt, war totaler Piano-Purist. Nach einiger Zeit machte mir das aber richtig Spaß, besonders als ich merkte, daß ich auch live immer gut ankam, weil ich ja nicht nur ein paar Tasten drückte, sondern halt auch schon mal abging. Dazu kommt noch, daß ich schon immer Keith Emerson (ELP), Rick Wakeman (Yes) und Jon Lord (Deep Purple) zu meinen Vorbildern zählte. Progressive Rock der Siebziger ist sowieso eine meiner großen Leidenschaften. Daraus erwuchs auch mein Interesse für analoge Synthesizer und die Hammond-Orgel, deren Klang ich über alles liebe. Dann kaufte ich mir sündhaft teueres Equipment, ein Roland A 90 EX Stage Piano, mit 88 gewichteten Tasten, vor allem wegen der Spielbarkeit und des genialen Hammond-Sounds, der auch auf „Celebrate…“ zu hören ist, und dann den Yamaha EX 5R, der über geile Analog Sounds und so ziemlich allem, was das Herz begehrt, verfügt. Dazu kam dann ein Yamaha DX7, den ich allerdings nur als Midi-Keyboard nehme.

Meine Vorlieben und Einflüsse beziehe ich aus der Musik oben genannter Vorbilder und ihrer Zeit, also 70ties Progressive Rock und Metal. Seit einiger Zeit öffne ich mich aber zunehmend moderneren Stilistiken und arbeite mit Beats, Arpeggi und anderen Effekten. Außerdem bin ich natürlich immer noch der Klassik verbunden, was sich allein durch meine „Roots“ gar nicht vermeiden läßt. Dazu kommt noch, daß ich seit nunmehr acht Jahren Orgel spiele und jetzt Musikwissenschaft studiere.

Welche Rolle spielen bei ETERNAL SADNESS die Texte, wer ist für diese verantwortlich und was sind die Inspirationsquellen für eure Texte?

Die Texte spielen im Allgemeinen eine untergeordnete Rolle und werden sowieso erst gedichtet, wenn die Musik schon lange steht. Wir sind alle keine begnadeten Lyriker und haben auch nicht so viel zu sagen. Was wir ausdrücken wollen, drücken wir durch unsere Musik aus. Bei uns gibt es sowas, wie eine imaginäre Regel, daß der, der den Song schreibt, auch immer den Text dazu verfaßt. Wolfgang und ich helfen uns aber sowohl beim Songwriting, als auch bei den Lyrics gegenseitig aus, wenn einer mal nicht weiter weiß, oder der andere zufällig mit einer zündenden Idee ankommt. Wenn ein Song richtig in uns allen fünf groovt, dann bedarf es eigentlich keiner Worte mehr. Daher ist es manchmal gar nicht so einfach, sich immer etwas aus den Fingern zu saugen. Beim Texten sind Wolfgang und ich dann aber dennoch voll bei der Sache. Nur, bis wir uns dazu überreden, dauert´s halt. Im Prinzip liefern die Vibes, die ein neuer Song rüberbringt auch schon gleich die Grundstimmung für den Text. Wir überlegen uns, nein, versuchen eher in uns zu gehen und darüber nachzudenken, was wir mit dem Song eigentlich ausdrücken wollen. Manchmal sind es auch spontane Ideen, wie der Titel „The Nightside“, den Wolfgang gewählt hat, nachdem er die Redewendung „Nachtseite des Lebens“ bei E.T.A. Hoffmann gelesen hatte. Oder „Black Magic“. Da hatte ich mal eine Erfahrung mit so einer Gothic-Lady gemacht, die mich in total vollem Zustand total scharf machen wollte. In dieser Situation fühlte ich mich echt machtlos wegen des Suffs, mußte aber mitmachen und das erste, was mir Tags drauf dazu einfiel, waren die Worte „Black Magic“. Kein Scheiß! Is echt passiert! Bei uns is nicht immer alles soooo durchdacht.

Die Produktion von ´Celebrate´ ist recht gewöhnungsbedürftig. Wolltet ihr dem Album einen ganz eigenen Sound verpassen und spiegelt die Produktion eure Vorstellung von diesem Sound wieder?

Ich weiß jetzt echt nicht, was du mit „gewöhnungsbedürftig“ meinst. Wir sind mit dem Sound eigentlich sehr zufrieden. Sicher ist das jetzt kein Record Plant-Sound, aber ich denke, daß unser Engineer die Sache recht gut hingebracht hat.

Welche Rolle spielt Humor in eurer Musik und für die Band?

Auch wenn das wie gesagt zu unserem Bandnamen nicht paßt, sind wir sehr amüsante Zeitgenossen, die sich selbst und auch ihr Klischee, in das sie reingewachsen sind, nicht so ernst nehmen. Wir haben im Lauf der Jahre eine ganz eigene Art von Humor entwickelt, die leider Gottes von vielen nicht verstanden und als Eigenheit oder manchmal gar Arroganz ausgelegt wird. Das jetzt zu beschreiben ist unmöglich, jedenfalls spielen Bier, seltsame Würggerräusche, Homosexualität, Blechschilder und Achselnässe dabei eine gewisse Rolle. Alles Klar? Sollte man uns vielleicht mal auf einem Gig kennenlernen, da lernt man uns von der besten Seite kennen.

Humor spielt in unserer Musik insofern eine Rolle, als das wir mit manchen Aussagen, wie zum Beispiel dem Plattentitel „Celebrate the end of human race“ auf recht ironische und überspitzte Weise uns ausdrücken. Auch wird die Leichtigkeit, mit der man seine Musik spielen sollte, oftmals am besten humorvoll ausgedrückt. Einige fragten uns zum Beispiel schon, ob wir den dreistimmigen Refrain von „Death Black Life“ echt ernst meinen, da dieser nach den schon mal erwähnten Comedian Harmonists klingt. Ist uns aber gar nicht so aufgefallen. Jedenfalls kann man davon ausgehen, daß wir als Musiker, die noch mit Seele spielen, auf jeden Fall ihren Humor noch nicht verloren haben.

Ihr habt ja schon einiges an Live-Erfahrung, auch als Support von einigen großen Bands. Desweiteren scheint ihr einen recht guten Ruf als Live-Band zu genießen. Was macht euch als Live-Band aus, was bedeuten Live-Auftritte für euch und was waren bisher eure Erfahrungen mit größeren Metal-Bands? Mit welcher Band würdet ihr sofort (wieder) gemeinsam spielen und was wäre für euch die Traumtour?

Gigs sind natürlich das Größte für uns. Beim Live-spielen kommen wir erstmal so richtig in Fahrt und können uns völlig vergessen. Auch wenn wir mittlerweile live großen technischen Aufwand betreiben, mehrstimmig singen und ja auch nicht gerade „auf E rumschrubben“, machen Gigs sauviel Spaß. Besonders dann, wenn der berühmte Funke überspringt. Was live für uns typisch ist, ist unser ständiges Bangen und unsere recht intensive Show. Das machen wir eigentlich unbewußt, jedoch werden wir immer wieder wegen unserer Show als tolle Live-Band bezeichnet. Wir arbeiten zwar völlig ohne irgendwelche optischen Gimmicks, dennoch bekommst du bei uns fünf schweißgebadete, gnadenlos rockende Jünglinge zu sehen, die sich die Seele aus dem Leib spielen. Und ganz egal, ob vor 20 oder 2000 Leuten. Sobald das Intro von „No more to live for“ (unser derzeitiger Opener) erklingt, ist es da, dieses unbeschreibliche Feeling, das uns fünf auf einmal zu einem macht.

Mit ein paar bekannteren Bands hatten wir ja bereits das Vergnügen. Echt geil war es damals mit Bolt Thrower, besonders deren damaliger Shouter Martin van Drunen. Wegen Zeitproblemen wäre unser Gig bei dem Konzert im Würzburger Rockpalast im Rahmen der „Fuck Price Politics“-Tour fast geplatzt und Martin setzte sich persönlich dafür ein, daß wir wenigstens 20 Minuten spielen konnten.

Nach unserem Gig hingen wir dann Backstage mit Sentenced ab, Fotos mit unsterblichen Erinnerungen wurden geschossen. Mit den beiden würd ich mich sofort wieder auf die Bühne stellen.

Traumtour, hm…Da kann ich natürlich nur für mich sprechen. Der größte Traum würde in Erfüllung gehen, wenn wir mit einer Band, wie Metallica touren könnten. Schwierige Frage, denn ich persönlich würde natürlich eher mit Rush oder den Rolling Stones spielen, DAS wär was!

Inwiefern ist für euch eine richtige Tour überhaupt möglich? Ich gehe

davon aus, daß ihr alle Jobs habt, studiert oder eure Zeit ähnlich in

Anspruch genommen ist.

Im Moment bestehen Eternal Sadness aus drei Studenten, einem Auszubildenden und ´nem Zivi. Eine Tour würde von jedem von uns große Opfer verlangen. Da unsere Situation (kein Label, kein Erfolg, kein Geld!) momentan nicht gerade zum Besten steht, ist eine Tour sowieso nicht der Rede wert. Wer soll denn das alles bezahlen? Wenn es sich lohnen würde und unser Name nicht gleich wieder in Vergessenheit geriete, nachdem wir irgendwo gespielt haben, würde das schon Sinn machen. Leider bewegen wir uns aber nun schon seit Jahren in dem Teufelskreis No Label-No Tour.

Euer Name ist ja nicht der unbekannteste in der deutschen Underground-Szene. Wie gut verkaufen sich den eure CDs und wie groß ist der finanzielle und zeitliche Aufwand, den ihr momentan für ETERNAL SADNESS betreiben müßt?

Von „Elation“ konnten wir zirka 3000 Stück absetzen. Die Neue ist ganz gut angelaufen, jetzt fehlen uns aber etwas die Gigs. Zur Zeit kocht das Unternehmen ES etwas auf Sparflamme, da Wolfgang und Jörg in Leipzig studieren und wir somit wenig zum Proben kommen. Außerdem hat die große Verschick-Aktion, die wir nach der Veröffentlichung von „Celebrate…“ angeleiert hatten, bisher noch keine nennenswerte Erfolge gebracht. Finanziell und zeitlich müssen wir also zur Zeit wenig in die Band stecken, wenn auch lediglich das mit den Finanzen uns recht sein kann.

Was bedeutet für euch der Begriff ´Underground´?

„Den“ Underground in dem Sinne kann man nicht so klar definieren, da so viele unterschiedliche Bands so viel unterschiedliche Musik machen. Wir haben uns darüber auch noch nie so viele Gedanken gemacht, auch wenn wir von vielen Leuten als „Underground – Heroen“ bezeichnet werden. Ohne diese kleinen Veranstaltungen und Leuten, die ihre kleinen Mailorders haben oder von Festival zu Festival reisen, würde es uns aber schon lange nicht mehr geben. Wir selbst tragen durch das „Shadows of Tragedy“ ja auch dazu bei.

Auf eurer Homepage kann man sich die A-HA-Coverversion ´Take on me´ herunterladen, die wohl vor allem live ein Kracher sein soll. Gehört ihr auch zu den ´Kindern des 80er Jahre Pop?´ Wieso habt ihr euch diesen Song als Cover ausgewählt?

Natürlich sind wir rein von unserem Alter her von der Pop – Musik der Achtziger beeinflußt. Schließlich sind wir mit dieser Musik aufgewachsen, auch wenn man das damals noch nicht so richtig wahrgenommen hat.

Die Idee zu „Take on Me“ entstand auf einer Fahrt zu ´nem Gig. Wir fuhren mit zwei Autos und hörten zufälligerweise den gleichen Radiosender. Jede Autoladung hatte „Take on me“ gehört und als wir dann angekommen waren hatten plötzlich alle die selbe Idee, den Song zu covern. Wir hatten vorher noch nie an so was gedacht, jedoch paßte der Groove und auch die Melodie des Songs dermaßen in unser Konzept, daß wir das einfach mal auschecken mußten Und in der Tat ist „Take on me“ mittlerweile zum Live – Knaller geworden. Wir wollten den Song ja eigentlich für „Celebrate…“ nochmal aufnehmen. Leider machte uns das Label von A-HA einen Strich durch die Rechnung!

Eure Homepage ist ja ziemlich vorbildlich als Webpräsentation einer Band. Wie aktiv seid ihr im Internet, wie wichtig würdet ihr das Internet für den Metal ansehen und was ist eure Meinung zu der Flut an Metal-Magazinen, die man im Netz so findet? Glaubt ihr, daß das Internet überhaupt ein ´Metal´-Medium sein könnte?

Bis auf Helmuth surfen wir alle regelmäßig im Netz, jeder auf anderen Seiten. Wolfgang, dem auch die HP zu verdanken ist, kann man mittlerweile getrost als absoluten Internet – Profi bezeichnen.

Das Internet bietet natürlich für jede Art von Musik eine ganz andere Plattform. Besonders von der Musikpresse stiefmütterlich behandelte Richtungen, wie zum Beispiel Metal, können hier besser Aufmerksamkeit erreichen. Das Problem ist lediglich, daß das Internet halt nur dann hilft, wenn man genau weiß, wo man suchen muß. Dadurch, daß Bands und auch `Zines sich aber untereinander linken, klappt das schon immer besser. Das Internet sollte auf alle Fälle ein Metal – Medium sein und ich denke, dafür eignet es sich auch ganz gut.

Von einer „Flut an Magazinen“ weiß ich allerdings nicht. Ich kenn grad mal drei. „Normale“ Pop – Musik ist ja sowieso schon auf VIVA und co. und auch so allerorts vertreten. Da wundert es doch nicht, daß sich Metal – Fanatiker ins Internet begeben. Übrigens: www.worldwidesadness.de!

Gut, dann sind wir auch schon bei unseren Abschlußfragen angelangt:

– Was waren eure letzten 3 Alben, die ihr euch gekauft habt?

– Was waren eure lustigsten/schlimmsten/besten Erfahrungen live auf der

Bühne?

– Wen würdet ihr in eurem Leben gerne einmal treffen und warum?

Zu diesen Fragen hab ich die anderen vier gebeten, ihren Senf abzugeben. Hier also die Antworten:

Wolfgang

1. Hab wahrscheinlich in den letzen 3 Jahren nur 3 CDs gekauft…

Höre selten neue Mucke…die meisten Scheiben, die Dauerbrenner in meinem

CD-Player sind, haben zum Großteil mehr als 5 Jahre auf dem Buckel…

Lacrimosa – Elodia

Blind Guardian – Nightfall in Middle-Earth

Subway to Sally – Bannkreis

(–ich glaube das sind wirklich die drei letzten–)

2. An schlimme Erfahrungen kann ich mich eigentlich nicht erinnern…

Zum Thema lustig fällt mir ein, wie unser ehemaliger Schlagzeuger zum Ende eines Gigs vom Schlagzeugpodest gestürzt ist. Davon existiert sogar ein Live-Mitschnitt.

Wir wären beinahe explodiert vor Lachen beim Anhören des Mitschnittes…

Die besten Erfahrungen habe ich im allgemeinen nach den eigentlichen Gigs gemacht. Hierzu zählt wohl unser grandioser Auftritt in der Münchener Muffat-Halle. Bandwettbewerb…2000 Menschen…und wir haben es geschafft im volltrunkenen Zustand sämtliche Bands zu überreden am Ende des Konzerts ´We are the world/we are the children´ gemeinsam auf der Bühne zu singen…Liveübertragung im Radio…wir wurden mit Pappbechern beworfen…Gottseidank war ich besoffen!!!!

3.Eigentlich habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht…und spontan fällt mir auch niemand ein…

bevor ich mir jetzt krampfhaft etwas ausdenke lasse ich diese Frage lieber unbeantwortet…

sonst verbreite ich hier noch Statements, die ich später nicht vertreten kann und will…

Jörg

1. Ich habe mir schon seit einer Ewigkeit keine CDs mehr gekauft, aber die letzten drei Scheiben, die ich mir überspielt habe sind:

– Subway to Sally / Hochzeit

– Jazzkantine / Jazzkantine

– Primus / Antipop

2. Ungeschlagen ist natürlich die Aktion in München, die Wolfgang schon geschildert hat, sowas erlebt man nur einmal.

An zweiter Stelle rangiert bei mir das 98´er Shadows-Festival, bei dem Alex unglaublich betrunken war. Zwar vollbrachte er in diesem Zustand Höchstleistungen in Puncto Stageacting, was ihn anscheinend aber derart anstrengte, daß ihn irgendwann seine Beine nicht mehr trugen und er einfach so in sich zusammensackte. Sichtliche Schwierigkeiten bereitete ihm dann auch das Aufstehen, was ihn aber nicht daran hinderte, über beide Ohren zu grinsen und lauthals mehr Bier zu fordern. Bei dieser Slapstick-Einlage, die Buster Keaton auch nicht besser hinbekommen hätte, wäre ich vor Lachen dann beinahe selbst umgefallen.

3. Schwierige Frage. Sicherlich wäre es spannend, Jesus zu fragen, ob er an Gott glaubt, sich von Newton die Mechanik erklären zu lassen, Kafka seine Romanenden und Zappa ein paar Riffs zu entlocken, mit Nietzsche ein Bier trinken zu gehen oder Cleopatra anzugraben. An und für sich finde ich aber, daß die Gegenwart mir genug zu bieten hat und Menschen durchaus interessant seien können, auch wenn sie nichts wesentliches zur Weltgeschichte beigetragen haben. So ziehe ich zwar den Hut vor oben genannten ( und noch vor vielen anderen ), aber eigentlich bin ich ganz zufrieden mit den Menschen die meine Geschichte bisher bestimmten und daran wird sich hoffentlich auch in Zukunft nichts ändern.

Alex

1. Zuletzt habe ich mir die Dismember ´Like an ever flowing stream´ und die erste Amorphis gebraucht nachgekauft, da es mich schon seit Jahren gewurmt hat, daß sie in meiner Sammlung fehlen.

Einige Wochen vorher habe ich mir die neue Dream Theater zugelegt.

2. An einer Solo-Überleitung mitten im Song sooft verzockt und immer wieder neu angesetzt, bis meine Bandkollegen Mitleid zeigten und mich baten, den Song abzubrechen.

3. Ich will mit niemanden etwas zu tun haben.

Helmuth

1. Die letzten drei CDs, die ich mir gekauft habe: Toto – Mindfields, MCDonalds Rock – CD und Rainbow – Rising.

2. Das lustigste Erlebnis hatte ich, als ich bei einem Gig der einzige Nüchterne von unserem Haufen war und mich köstlich darüber amüsieren konnte, wie die anderen schwankten.

Peinlich war ein Faschings-Gig, an dem wir uns wieder mal als Frauen verkleidet hatten. Ich trug ein viel zu enges Top, das Wolf, Alex und Timo mal rotzbesoffen auf einem Weinfest erstanden hatten. Als die Leute dann „Ausziehen“ schrien, hatte ich echte Probleme das Ding runterzukriegen. Muß echt lustig ausgesehen haben.

3. Gerne kennenlernen würde ich mal mein Schlagzeug – Idol Simon Phillips und mich mit ihm mal über das Drumming unterhalten.

Timo

1. Gerade gestern hab ich die langersehnte Styx – Cd „Man of Miracles/The Serpent is rising“ nach langem Suchen endlich gekriegt. Davor hab ich mir die neuen Scheiben von Korn, Rage against the Machine und Bush zugelegt.

2. In punkto lustigstes Erlebnis muß ich mich Wolfgang anschließen. Der „We are the World“ – Chor und die Pappbecher, die uns entgegenflogen, werde ich nie vergessen.

So richtig peinlich wird es immer dann, wenn ich den falschen Sound einstell oder irgendwas mit dem Computer nicht rechtzeitig gebacken krieg. Einmal bin ich über ein Kabel gestolpert und auf die Schnauze geflogen. Zum Glück habens aber nur die wenigsten mitgekriegt.

3. Mein Idol Keith Emerson würde ich natürlich am liebsten mal treffen. Darüber hinaus wär es schweinecool, mal mit Mick Jagger und Paul McCartney einen heben zu gehen, Naomi Campbell zu vögeln, mit dem Papst übers Ficken zu plaudern und Sieges Even zur Reunion zu überzeugen.

Noch Fragen Fierce? …

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner