WITT: Rübezahls Reise

Natürlich kennen wir alle Joachim Witt mit seinem „Goldenen Reiter“. Und viele kennen Rübezahl, zumindest den Namen. Ob der garstige riesenhafte Berggeist aus dem Riesengebirge Fan der Neuen Deutschen Welle war erfahren wir wohl nie. Oder war er doch ein fieser Formwandler, oder gar Satan persönlich? Man erzählt sich da ja so allerlei. Was er nun mit dem Musiker zu tun hat, der bei mir zuletzt mit „Die Flut“ für Aufmerksamkeit sorgte, das zeigt uns nun WITT. Nicht zum ersten Mal, „Rübezahls Reise“ ist das Finale einer Trilogie. 2020 gab es „Rübezahls Rückkehr“, den Auftakt „Rübezahl“ gab es 2018. Alles mir unbekannt, so gehe ich also mit dem mystischen Riesen und Herrn WITT auf eine unerwartete Reise.

WITT nimmt uns mit auf „Rübezahls Reise“

Die beginnt zäh, monoton und träge mit düsterem Gothic-Touch. Der missverstandene Titelheld teilt sein Schicksal mit Kollegen wie Rumpelstilzchen, keiner mag ihn, er mag auch niemanden. Krass, „In Einsamkeit“ kommt richtig derbe doomig. Dank WITTs rauer Stimme, den deutschen Texten und der zermürbenden Schwermut denkt man gar an die Hamburger Doom-Schätzchen von B.S.T.. Unterstützt wird WITT von Chris Harms von den Hamburger Düster-Rockern LORD OF THE LOST. Der hat zudem das Album produziert und mit Bandkollege Corvin Bahn die Instrumente eingespielt. Immer kommt mal etwas Tralala, das doch an einem vorbei zieht wie Blitz und Donner, die Rübezahl gern mal übers Land jagte. Das interessante „Shandai Ya“ lässt erkennen, dass WITT auch gern mal RAMMSTEIN hört. Unterstützt wird er von den zarten Stimmen von The Mystery Of The Bulgarian Voices.

Statt NDW-Party gibt es düstere bis doomige Klänge

Überraschend aber immer wieder die Ausflüge in den Doom, fast erhaben kommt „Die Wölfe ziehen“. Dann siegt wieder der Dark Rock und Gothic-Töne schleichen sich an. Verführerisch bis kitschig das balladeske Duett „Stern“ mit Claudia Uhle von der Berliner Popband X-PERIENCE. Es gibt etwas Wave, NDW in düster, es wird nochmal doomig und heavy und zum Abschluss ruhig und fast positiv. Gar so böse ist er wohl doch nicht, der Geist des Riesengebirges. Das bringt Joachim Witt mit seiner reifen rauen Stimme, er ist mittlerweile auch schon 72, und den passenden Texten gut rüber. Vielleicht steckt auch ein wenig von den über den Riesen erzählten Texten in ihm selbst. Oder ist es doch der graue Wolf, der in ihm steckt? Filigrane Gesangseinlagen gibt es nicht, WITT röhrt und brummelt sich erzählerisch durch die Texte. Und schafft es tatsächlich, dass man ihm oft gebannt zuhört. Musikalisch gibt es unspannende aber passende Begleitung, die eben dieser Stimme und deren Ausdruck ein Fundament gibt.

Düster-Fans werden mit „Rübezahls Reise“ ihren dunklen Spaß haben

Was WITT uns mit „Rübezahls Reise“ bietet ist zumindest eine unerwartete Reise, wenn man mit den Spätwerken des Musikers nicht vertraut ist. Düster ist das Album wie auch die Texte. Irgendwo zwischen Dark/Gothic Rock und Doom gibt es eine Reise durch die Gefühlswelten von Rübezahl. Echte Doom-Fans wird man wohl eher nicht erreichen, dazu ist alles zu synthetisch, zu wenig Metal. Aber Schwarzkittel, die gern mal zum Frühstück MONO INC., UNHEILIG und Co hören, die werden mit „Rübezahls Reise“ ihren dunklen Spaß haben. Letztendlich macht das Finale neugierig, mal in die Vorgänger rein zuhören. Und ja, auch das schafft WITT, man sollte sich auch mal mit dem besungenen mystischen Riesen beschäftigen, es gibt da wohl viele spannende Sagen und Geschichten.

Wer mit WITT persönlich auf Reise gehen möchte, der kann dies auf seiner „Rübezahl zurück auf Reise“–Tour 2022:
01.09.2022 Frankfurt – Das Bett
02.09.2022 München – Backstage
09.09.2022 Hamburg – Mojo Club
11.09.2022 Berlin – Kesselhaus
15.09.2022 Hannover – Musikzentrum
16.09.2022 Leipzig – Haus Auensee
18.09.2022 Oberhausen – Kulttempel
29.09.2022 Dresden – Tante Ju
30.09.2022 Görlitz – L2 Club

Veröffentlicht am 25.02.2022

Spielzeit: 47:20 Min.

Lineup:
Joachim Witt – Gesangliche
Chris Harms – Instrumente, Produktion
Corvin Bahn – Instrumente

Label: Ventil / The Orchard

Homepage: http://joachimwitt.de

Mehr im Web: https://www.facebook.com/joachimwittmusik

Die Tracklist von “Rübezahls Reise”:

1. Rübezahl
2. In Einsamkeit (feat. Chris Harms)
3. So fern
4. Shandai Ya (feat. The Mystery Of The Bulgarian Voices)
5. Die Wölfe ziehen
6. Abendwind
7. Das Leben in mir (Video bei YouTube)
8. Stern (feat. Claudia Uhle)
9. Die Seele
10. Bernstein
11. Ich spür die Liebe in mir

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