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WITHERFALL: A Prelude To Sorrow

Ein Jahr nach dem Traumstart mit “Nocturnes And Requiems” haben WITHERFALL ihr zweites Album im Kasten. “A Prelude To Sorrow” ist dunkler, persönlicher und intensiver als das Debüt. Aber auch besser?

2017 veröffentlichten WITHERFALL ihr Debütalbum “Nocturnes And Requiems” in Eigenregie. Später unterschrieb man bei Century Media, die das Album Ende des Jahres weltweit veröffentlichten. Mehr oder weniger aus dem Nichts kam die Band mit dem Album des Jahres um die Ecke. Umso mehr habe ich mich gefreut, als klar war, dass WITHERFALL weitermachen würden. Das Songwriting für “A Prelude To Sorrow” begann schon zu Lebzeiten von Drummer Adam Sagan, als dieser jedoch bereits krank und sein Ende abzusehen war. Somit entstand das Album unter diesem Eindruck, was natürlich auf das Songmaterial abgefärbt hat. War “Nocturnes And Requiems” schon ein düsteres Album, ist “A Prelude To Sorrow” ein weiterer Schritt hinab in die Finsternis.

“A Prelude To Sorrow” ist persönlicher, intensiver und finsterer als “Nocturnes And Requiems”

Das Zweitwerk der Band um das kreative Duo Joseph Michael und Jake Dreyer ist persönlicher, die Texte und die Musik sind in einer Phase der Trauer um einen Freund entstanden. Es ist immer noch dieselbe Band, die letztes Jahr “Nocturnes And Requiems” veröffentlicht hat, doch die Entwicklung im Sound sind unverkennbar. Einflüsse, die ich auf dem Debüt noch deutlich herausgehört habe, sind in den Hintergrund getreten: “A Prelude To Sorrow” zeigt eine Band, die noch eigenständiger geworden ist und sich von ihren Einflüssen ein Stück weit emanzipiert hat, auch wenn diese immer noch erkennbar sind.

Jospeh Michaels Gesang ist eindringlicher, noch packender. Er schreit, kreischt, haucht und singt auf einem Niveau, das tatsächlich sehr nah an den verstorbenen Warrel Dane heranreicht. Jake Dreyer steht seinem kongenialen Partner in nichts nach. Von Riffs, die dir das Gesicht zertrümmern, über seine mal rasenden, mal gefühlvollen Soli bis zu seinem Flamenco-beeinflussten Spiel kann der Mann einfach alles. Er ist kein bloßer Skalen-Shredderer, sondern jemand, der überragende Technik und unglaubliches Gefühl miteinander verbindet. Steve Bolognese hat als Ersatz für den verstorbenen Paul Adam Sagan, dessen Initialen sich auch im Albumtitel wiederfinden, sicher den schwierigsten Part – bewältigt diesen aber souverän.

WITHERFALL machen es dem Hörer auf “A Prelude To Sorrow” nicht einfach

“A Prelude To Sorrow” ist nicht nur härter, sondern auch schwerer zugänglich als das Debüt. War das Songmaterial auf “Nocturnes And Requiems” trotz aller Komplexität ziemlich eingängig, so brauchte der Nachfolger erstmal einige Durchläufe. Doch Beharrlichkeit zahlt sich aus und nach diversen Durchläufen habe ich mich in diesem teilweise kargen, finsteren Labyrinth zurechtgefunden und die verborgene Schönheit entdeckt. Was als erstes auffällt, ist der deutlich erhöhte Härtegrad. Schon der Opener “We Are Nothing” überrascht mit brachialen Riffs, der ziemlich tief gestimmten Gitarre und einem verdammt aggressiven Joseph Michael.

“Moment Of Silence” ist ein finsterer, zermalmender Strudel aus Riff-Stakkato, eingestreuten Blastbeats und Prog-Gedudel, das sich im auf der einen Seite zurückhaltenden, dann aber auch sehr Mitsing-kompatiblen Refrain auflöst. Nach dem kantigen, vertrackten “Communion Of The Wicked” folgt mit “Maridian’s Visitation” eine sphärische Ballade, bevor es mit “Shadows” wieder verdammt heavy wird. Gleichzeitig ist dies aber auch der erste Song mit einem großen, epischen Refrain, der einen schönen Gegensatz zu den abgehackten Riffs in den Strophen bildet. “Ode To Despair” war der erste Song des Albums, den WITHERFALL veröffentlichten. Das nur knapp vier Minuten lange Stück zeigt, dass WITHERFALL auch kompakt und verhältnismäßig straight können.

Am Ende von “A Prelude To Sorrow” steht der wohl bisher beste WITHERFALL-Song

“Vintage” ist der letzte richtige Song des Albums und gleichzeitig der absolute Höhepunkt des Albums, vermutlich sogar der beste Song, den WITHERFALL bisher geschrieben haben. In den ersten sieben Minuten nimmt das Stück uns schon auf eine musikalische und emotionale Achterbahn mit, doch wenn Joseph Michael den finalen Gesangspart anstimmt, treibt es mir jedes Mal die Tränen in die Augen. “Travel on my friend, your memory will never die”: Schöner kann man einem verstorbenen Freund nicht gedenken. Anschließend übernimmt Kollege Dreyer mit einem völlig genialen Soloteil, bei dem er alles an Gefühl reinlegt, was er hat. Was für ein Song, was für ein aufwühlendes Finale! Der ruhige Abschluss “Epilogue” gibt nochmal Zeit und Luft zum Durchatmen. Mit unverzerrter Gitarre und sanftem Gesang lassen WITHERFALL diesen Brocken von einem Album ausklingen.

Kann “A Prelude To Sorrow” nun mit “Nocturnes And Requiems” mithalten, das grandiose Debüt gar übertreffen? Aktuell kann ich das noch nicht abschließend beantworten. Das Zweitwerk ist sicherlich das intensivere, emotionalere Album, dafür war das Debüt kompositorisch etwas gestraffter und durchdachter. Vielleicht hätte man noch etwas länger an den Kompositionen feilen können? Aber eigentlich will ich beide Alben auch gar nicht gegeneinander aufwiegen. Fakt ist, dass WITHERFALL erneut ein mitreißendes, spannendes und spielerisch makelloses Album abgeliefert haben und wohl die aktuell beste Band im Bereich progressiver Power Metal sind.

Veröffentlichungsdatum: 02.11.2018

Spielzeit: 56:28

Line Up:
Joseph Michael – vocals, keyboards
Jake Dreyer – guitars
Fili Bibiano – guitar
Anthony Crawford – bass
Steve Bolognese- drums

Label: Century Media Records

Bandhomepage: https://witherfall.com
Facebook: https://www.facebook.com/witherfall

WITHERFALL “A Prelude To Sorrow” Tracklist

01. A Prelude To Sorrow
02. We Are Nothing
03. Moment Of Silence (Video bei YouTube)
04. Communion Of The Wicked
05. Maridian’s Visitation
06. Shadows (Lyric-Vide bei YouTube)
07. Ode To Despair (Video bei YouTube)
08. The Call
09. Vintage
10. Epilogue

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