WHITE WARD: Origins

Mit ihren beiden Alben „Futility Report“ (2017) und „Love Exchange Failure“ (2019) haben WHITE WARD jede Menge Staub aufgewirbelt – und das absolut zurecht. Die Ukrainer verbinden darauf Post Black Metal mit Darkjazz, sind dabei in gesundem Maße experimentierfreudig und gleichzeitig sattelfeste Songschreiber. In den fünf Jahren vor dem sowohl mitreißenden als auch anstrengenden „Futility Report“ streckten WHITE WARD bereits ihre Fühler aus und veröffentlichten eine gute Handvoll Splits, EPs und Demos. Diese Tracks wurden digital bereits 2016 als Zusammenstellung veröffentlicht, nun auch in physischer Form.

Aber damit das mal klar ist: Wir erleben hier WHITE WARD in den Kinderschuhen. Die Darkjazz-Komponente existierte in den frühen Tagen der Band noch sehr rudimentär, hauptsächlich in dem Song „Inhale My Despair“, damals auch noch ohne jegliches Zutun des Saxofons, das den Alben einen so charakteristischen Anstrich gab. Somit hören wir hier den damals blutjungen Songschreiber Yurij Kazarayn und seine damaligen Mitglieder – mittlerweile ist nur noch er im Line-Up – auf der Suche nach musikalischer Identität. Und das ist durchaus spannend zu verfolgen, denn einerseits war der Post Black Metal von WHITE WARD damals schon recht souverän, andererseits auch noch sehr beeinflusst von DEAFHEAVEN, frühen ALCEST und LANTLÔS.

“Origins” zeigt WHITE WARD auf der Suche nach ihrer musikalischer Identität

WHITE WARD waren schon in ihren Anfangstagen darauf bedacht, konzeptionelles Material zu veröffentlichen. Die drei Stücke der EP „Riptide“ faszinieren sehr, denn erstens haben sie eine sehr eigenwillige Atmosphäre und liegen irgendwo zwischen schwelgerischer Hoffnung und blinder Wut, ohne dass es pathetisch wird. „Drowned In Cold“, „Nautical Child“ und „Depths Of Arcane“ fließen wirklich gut ineinander über und haben ein stimmiges Gesamtbild. Dieser Beitrag zeigt, dass „Origins“ nicht nur eine plumpe Ansammlung von altem Material ist und ist das Geld der Compilation allein schon wert.  Auch „When Gift Becomes Damnation“ und „Inhale My Despair, die von der Split mit SAUROCTONOS und SILENCE OF THE OLD MAN stammen, wirken nicht wie das typische Material, das ein 17jähriger sonst so schreibt, diese beiden Tracks sind ebenfalls sehr routiniert.

Zwischen roh und erstaunlich ausgereift: Das Material von WHITE WARD zur Zeit ihrer EPs und Splits

Die letzten drei Songs von „Origins“ stammen von der EP „Illusions“ aus dem Gründungsjahr von WHITE WARD. Hier wird es am Ende dann doch relativ roh. Einerseits durch den Sound, andererseits durch die noch nicht so richtig straffen Arrangements und daraus resultierenden Längen sowie dem damals noch recht ausdruckslosen Gekrächze. Doch auch dieses Entwicklungsstadium der Band ist spannend zu verfolgen. Besonders beim Stück „Walls“, das sowohl in der ursprünglichen Version und in der aus dem Jahr 2015 zu hören ist. Hier zeigt sich am besten, welchen qualitativen Sprung WHITE WARD schon am Anfang ihrer Karriere gemacht haben.

Wer von WHITE WARD noch nie etwas gehört hat, sollte aber auf jeden Fall bei den beiden Alben anfangen. Hier zeigen die Ukrainer besser als die gesamte Konkurrenz, wie Post Black Metal mit urbaner Atmosphäre aus seiner stilistischen Sackgasse heraus kommen kann. Nichtsdestotrotz ist „Origins“ eine lohnenswerte Zusammenstellung für Anhänger von WHITE WARD und wässert deren Münder. Stets in der Hoffnung, dass das dritte Album der Band in nicht allzu ferner Zukunft erscheinen wird.

VÖ: 22. Januar 2021

Spielzeit: 64:04

Line-Up:
Yurii Kazaryan – Guitars
Yurii Kononov – Drums
Vladimir Bauer – Bass
Alexey Sidorenko – Vocals, Lyrics
Andrii Pechatkin – Bass
Alexandr Smirnov – Guitars
Vladimir Kudryavtsev – Vocals
Eugene Pilnikov – Lyrics on “Ilusions” EP tracks

Label: Debemur Morti

WHITE WARD „Origins“ Tracklist:

1. Walls MMXV
2. When Gift Becomes Damnation
3. Inhale My Despair
4. Drowned In Cold
5. Nautical Child
6. Depths Of Arcane
7. Walls
8. Guilty If I
9. Wold Of The Closed Graves

 

Mehr im Netz:

https://whiteward.bandcamp.com/

https://www.facebook.com/whitewardofficial/

https://www.instagram.com/whitewardofficial/

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner