WATERDOWN: Into The Flames

R.I.P. WATERDOWN (1999 – 2012) – Ein (Happy) Ende mit Hindernissen!

Nach 13 Jahren Bandkarriere nehmen WATERDOWN ihre Hüte. Zum Abschied zeigt man sich zu recht stolz über das Erreichte, geizt – wie sich das gehört – nicht mit Dankesworten und geht auf Abschiedstour. Von alldem hätte man angesichts der langen Funkstille – das letzte Lebenszeichen aus dem Studio stammt aus dem Jahr 2008 (Powersnake EP) – jenseits des ganz treuen Fanlagers, wohl gar nicht allzu viel mitbekommen. So wurde mit Into The Flames kurzer- bzw. langerhand ein weiteres Album aufgenommen, um ein letztes Mal auf sich aufmerksam zu machen. Wär ja auch blöd wenn man sich feierlich von seinen Supportern verabschieden will und keiner weiß Bescheid. Soweit so gut, wäre das große Studiofinale nicht eine derart zwiespältige Angelegenheit geworden.

Dabei stört es mich nicht die Bohne, dass sich die deutsche Hardcore-Institution auf Into The Flames nochmal richtig was getraut, und ihr über die Jahre hinweg immer weiter gestecktes Klangspektrum nochmals erweitert hat. Ganz im Gegenteil. Auch die Eigenproduktion tönt – wenn auch etwas blechern – angenehm unverfälscht in meinen Lauschern, die sich erneut an gewohnt guten – dieses Mal persönlicher gehaltenen – sozialkritischen Texten erfreuen können. Der berühmte rote Faden gibt sich ansonsten lediglich in Gestalt beständiger Diversität – keiner der acht neuen Songs gleicht dem anderen – und einer klar strukturierten Songeinteilung zu erkennen. Wäre da nicht dieser latente Mangel an überzeugenden Songs und großen Momenten…die lassen sich leider sowohl auf der hart-rockenden A- als auch auf der seicht(-rockend)en B-Seite nur spärlich finden. Aber wo sollen die auch herkommen, wenn man sich in der Identitätskrise befindet? WATERDOWN haben in ihrem Abschiedsbrief nicht von ungefähr angekündigt unter neuen Namen weiterzumachen – am Debüt wird bereits fleißig geschraubt.

Jetzt aber Leinen los zur letzten WATERDOWN-Reise. Auf die Plattenteller, fertig, los!

A-Seite:

Nachdem das wütende Eröffnungsdoppel – Get What You Give erinnert mit seiner leicht vertrackten wie schrägen Ausrichtung irgendwie an eine schwache THE DILLINGER ESCAPE PLAN-Nummer, während das religionskritische We Are Not The Children auch nur aus erfurchtsvoller Ferne zu den verehrten DEFTONES raufwinken kann – einen reichlich durchwachsenen Eindruck hinterlassen hat  – da kann Sänger Zacken das Mikro noch so beeindruckend zusammenbrüllen -, will sich beim melodischen Titelsong immerhin mal sowas, wie dezente Zufriedenheit einstellen.
Into The Flames weckt in mir erneut hartnäckige Assoziationen zu einer anderen Combo, hier sind es die guten alten TRAPT. Da es WATERDOWN aber erneut bevorzugen lieber ein wenig neben der Spur zu wandeln und sich zudem wieder langsam ihres Talents für clevere Arrangements entsinnen, kann man die Nummer schließlich doch mit der eigenen, neuen Signatur versehen. Kein Kracher, aber auch nicht schlecht. Bei Saving Private Honesty platzt der Knoten dann schließlich doch noch. Endlich mal ein Song bei dem WATERDOWN ihren gewohnt packenden Drive entfachen. Hier lässt man gemeinsam mit Ex-Sänger Ingo Rieser – eine schöne Geste der ehemaligen Bandgefährten – die eigene Bandvergangenheit noch einmal für drei Minuten aufleben. Old-School im allerbesten Sinne und eindeutig das Highlight der ersten Albumhälfte. So kann es gerne weitergehen…tut es aber nicht.

B-Seite:

Wie bereits angekündigt, lassen es die Herren auf der der zweiten Albumhälfte ruhig angehen… ein Metier in dem WATERDOWN etwas verloren erscheinen. Anchor Lost eröffnet die stade Zeit in Form einer doch recht offensichtlich von STAIND inspirierten Rockballade. Der auf den Produzentensessel gekletterte Schlagzeuger Philipp Meyer lässt hier die Sticks in der Tasche stecken. Dafür kommen dezente Streicher- und Pianoklänge zum Einsatz. Keine Frage, gut gemacht das alles, nur will ich auf einer WATERDOWN-Platte eben WATERDOWN hören und nicht (schon wieder) an Kapelle XY denken.  Zacken, der sich im B-Seiten-Opener redlich bemüht dem Timbre von Aaron Lewis nahezukommen, möchte man am liebsten ermunternd auf die breiten Schultern klopfen und ihn von derartigen K(r)ämpfen befreien. Der Frontmann kann ja eine Menge, aber die fest angezogene Handbremse ist einfach nicht seine Baustelle… die seiner Mitstreiter genauso wenig. Nachdem man in Kiss It Goodbye, Watch It Die die radiokompitablen Alternative-Rock-Gefilde betreten hat, machen sich die Münsteraner im chilligen Singer-Songwriter-Finale (Homecoming) endgültig nackig…unplugged und ohne Drums. Leider stehen hier – wie auch schon zuvor – Mut und Ergebnis nicht in positiver Wechselwirkung zueinander. Das soll es jetzt gewesen sein? Nicht ganz, denn auch die B-Seite hat ihren Trumpf im Ärmel.Dragged Through The Dirt besitzt im Überfluss, was der Platte auch andernorts verdammt gut getan hätte: Atmosphäre! Endlich passt mal alles zusammen. Das detailverliebte, jederzeit spannende Songwriting setzt die fünf Protagonisten wunderbar in Szene – was für eine geile Bridge – und lässt diese sechs Minuten zum absoluten Highlight der Scheibe geraten. Da hat der alte Hase mal gezeigt, wozu er noch fähig ist.

We don´t deserve the air we breath / Will we despise the things that we don´t need?  (aus Dragged Through The Dirt)

Fazit: So sehr ich mich auch freue, überhaupt noch etwas aus dem Hause WATERDOWN zu hören – nachdem es in den letzten Jahren verdächtig still um die Band geworden war, hätte mich auch ein stilles Ende ohne Tour/Album nicht sonderlich überrascht – und mit allem gebührenden Respekt…. die vorliegenden acht Nummern hätte man mal besser als Bonus-Dreingabe zur längst überfälligen Live-Platte verwendet. Letztere wird doch hoffentlich noch nachgeschoben… wird sie doch? Nun würde ein Fan-dankbares cool, dass sie noch ein paar neue Songs dazugepackt haben den Frosch zwar auch nicht mehr zur Prinzessin machen, aber die Freude über den geschenkten Gaul hätte der Enttäuschung angesichts dieser – trotz seiner beiden Volltreffer – ziemlich lauen Abschiedsvorstellung auf jeden Fall wohltuende Linderung verschafft.

Into The Flames gibt es ausschließlich als Download (bei iTunes exklusiv mit dem Bonustrack From The King´s Dead Hands) und auf Vinyl (limitiert auf 500 handnummerierte Exemplare; Downloadcode ist dabei) – davon kommen wiederum 100 Platten im Boxset (inklusive Bonussong, DVD, Videos, weiteren unveröffentlichten Demosongs, Fotos, Poster und Goodies). Coole Sache, auch wenn die Vinyl-Liebhaber unter den Fans – wie so oft – nicht darum herum kommen, in den sauren Appel zu beißen.

Wer kann, sollte die Chance nutzen und nochmal mit WATERDOWN um die Wette schwitzen.

Hier die letzten vier Live-Termine:

20.04.12 – Lindau – Club Vaudeville
21.04.12 – Saarbrücken – Garage
04.05.12 – Großefehn – Schlappohrs
05.05.12 – Ibbenbüren – JKZ Scheune

Macht es gut Jungs und viel Erfolg mit der neuen Band. Ich bin gespannt… denkt an das Live-Album!

Veröffentlichungstermin: 23.03.2012

Spielzeit: 33:18 Min.

Line-Up:
Michael Zacken Janczak – Vocals
Axel Pralat – Guitar & Vocals
Christian Kruse – Bass & Vocals
Holger Behrens – Guitar
Philipp Meyer – Drums

Produziert von Philipp Meyer
Label: Uncle M / Cargo Records

Homepage: http://http://www.waterdown.de

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/waterdown

Tracklist:
1. Get What You Give
2. We Are Not The Children
3. Into The Flames
4. Saving Private Honesty (feat. Ingo Rieser)
5. Anchor Lost
6. Dragged Through The Dirt
7. Kiss It Goodbye, Watch It Die
8. Homecoming

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner