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VOGELFREY: Nachtwache

„Wir stellen dir heut die goldene Frage…“, eröffnen uns VOGELFREY nach nicht einmal zehn Minuten. Zuvor müssen wir aber erst unsere „Nachtwache“ überstehen, die glücklicherweise weniger furchteinflößend ausfällt, als uns das grausige Antlitz auf der Front zunächst ahnen lässt. Dass es bis zum Morgengrauen aber gar so unaufgeregt bleibt, kann das Sextett jedoch kaum gewollt haben.

VOGELFREY sind bei weitem nicht die ersten, die die typische Mittelalter Rock-Formel durch eine gute Breitseite Metal auf Spur bringen. „Ära des Stahls“ ist insofern ein passender Einstieg, der mit seiner treibenden Doublebass und der geradlinigen Melodie zielstrebig den Kurs setzt.

“Nachtwache” orientiert sich immer wieder an Neuer Deutscher Härte

Neben dem Altbewährten zieht es „Nachtwache“ allerdings immer wieder in Richtung Neuer Deutscher Härte, wo stampfende Rhythmen, satte Gitarren und akzentuierte Vocals Spitzen setzen. Es ist sicherlich kein Zufall, dass „Spieglein, Spieglein“, „Alptraum“ und „Schüttel Dein Haupt“ konzeptionell an RAMMSTEIN erinnern.

Vor allem Sänger Jannik Schmidt orientiert sich in Wortwahl sowie akzentuierter Darbietung an der typisch theatralischen Art Till Lindemanns. Da der ansonsten ausgesprochen bemühte Frontmann aber das stimmliche Charisma Lindemanns missen lässt, endet dieser Vergleich leider wenig schmeichelhaft.

Dafür mimt Schmidt den Schelm im unbeschwerten „Metamnesie“ sowie dem feierwütigen „Midwinter“ ganz ausgezeichnet und entpuppt sich zudem in „Alptraum“ sowie dem sozialkritischen „Spieglein, Spieglein“ als überaus kompetenter Texter.

VOGELFREY haben trotz allem Persönlichkeit

Nicht zuletzt deshalb müssen wir unsere eingangs getätigte Aussage etwas konkretisieren: „Nachtwache“ ist nicht per se unaufgeregt – im Gegenteil, zeigen doch VOGELFREY musikalisch große Abwechslung, der sie mit einem gelungenen Spannungsbogen Rechnung tragen. Eine aufbauende Powerballade wie „Walhalla“ zieht uns etwa umgehend aus dem düsteren Loch, in das uns der NDH-Verschnitt „Alptraum“ gescheucht hat, bevor das tanzbare „Midwinter“ alle Zügel loslässt.

Was der Platte jedoch fehlt, ist eine grundlegende Sache, die im Genre nur noch ganz selten zum Vorschein kommt. Auch VOGELFREY können die Frische der großen Klassikerwerke und deren Gefühl des Aufbruchs nicht einfangen.

Mit Routine und eigenem Spin bringt „Nachtwache“ nichtsdestotrotz etwas Persönliches an den Tisch, das letztlich in der einen, goldenen Frage kulminiert: „Magst Du Mittelalter?“, wollten VOGELFREY von uns wissen. Vielleicht nicht mehr so sehr wie früher, müssen wir uns eingestehen, doch „Nachtwache“ trägt daran sicherlich keinerlei Schuld.

Veröffentlichungstermin: 25.10.2019

Spielzeit: 42:57

Line-Up:

Jannik Schmidt – Vocals, Rauschpfeife, Irish Bouzouki, E-Gitarre
Dennis Walkusch – E-Gitarre, Backing Vocals
Alexander Suck – Violine
Johanna Heesch – Cello
Christopher Plünnecke – Bass, Backing Vocals
Dominik Schmidt – Schlagzeug

Produziert von Eike Freese

Label: Metalville

Homepage: https://vogelfrey.net/
Facebook: https://www.facebook.com/Vogelfrey/

VOGELFREY “Nachtwache” Tracklist

01. Ära des Stahls (Video bei YouTube)
02. Schüttel Dein Haupt (Video bei YouTube)
03. Magst Du Mittelalter? (Video bei YouTube)
04. Metamnesie
05. Sündenbock
06. Alptraum
07. Walhalla
08. Midwinter
09. Spieglein, Spieglein
10. Auf St. Pauli

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