Das haben wir nun davon! THE COLD STARES wurden immer wieder gern als Southern Rock-Band verkauft. Dabei stammt das Blues-Rock-Power-Trio doch aus Evansville, aber zumindest aus dem Süden von Indiana. Da die Herren der 2012 als Duo gestarteten und 2022 mit Basser Bryce Klueh aufgerüsteten Band natürlich auch große Fans des Southern Rocks sind, haben sie sich diesen Sound gezielter vorgenommen und ihrem bereits siebten Album den passenden Titel „The Southern“ gegeben.
THE COLD STARES feiern auf „The Southern“ ihren Südstaaten-Vibes
Da sitzen beim Opener „Horse To Water“ schnell LYNYRD SKYNYRD auf der Veranda inklusive schönem Refrain, der nach Weite und endlosem Highway klingt. „Coming Home“ kommt mit Dobro-Gedingel, ist eine Verbeugung vor Chris Tapp´s Vater. Wie der Mainman an Gesang und Gitarre allgemein wieder sehr Wert legt auf seine persönlichen und nachdenklichen Texte. Ha, „Looking For A Fight“ klingt tatsächlich wie eine ausgelassene Kneipenprügelei. Ruhig und giftig nach einem Gegner suchend, vielleicht kommen kurz frühe FLEETWOOD MAC durch, dann wird es knarzig und aggressiv. Böse stampft man voraus, vielleicht kommen BACHMAN TURNER OVERDRIVE vorbei, dann geht die Post ab. Ein cooler Song für einen schlecht gelaunten Tag, wo man alle nur noch umhauen möchte und besser keiner was Falsches sagt. Tapp sagt dazu passend: „In einer Zeit, in der scheinbar jeder von allem beleidigt ist, geht es in diesem Song darum, seine Meinung zu sagen und sich nicht von der Welt um einen herum unterdrücken zu lassen.
Southern Rock und klassischer Blues Rock – THE COLD STARES zeigen wo sie musikalisch her kommen
Wunderschön das balladeske „Blow Wind Blow“ mit dezentem HENDRIX Touch. Der trifft beim funky zappeligen „Confession“ auf STEVIE RAY VAUGHAN. Da zuckt das Tanzbein, da glüht die Luftgitarre. So geht es bunt gemischt weiter durch allerlei Ecken der Südstaaten, aber auch des guten alten Hard/Blues Rock. Delta Blues wabbert vorbei, alte Effektgeräte werden ausgepackt, hier klingt alles echt und nicht nach Computer. Dass man nicht nur den Southern Rock in den Venen hat hört man immer wieder raus. Da kommen mal Momente vorbei, wo man an BAD COMPANY, FREE oder auch CREAM denken mag. „Seven Ways To Sundown“ verbeugt sich vor LED ZEPPELIN, ohne zu sehr nach den Rockdinos zu klingen. Dafür sorgt natürlich auch Chris´ coole Stimme, maskulin und ohne Ausflüge in höchste Sphären. Seine Stimme ist nicht nur perfekt passend für den Bandsound, sie kommt auch total sympathisch rüber.
Starke Songs von einer sympathischen Band
Was auch für den Rest gilt. Drummer Brian und Basser Bryce liefern ein cooles Fundament für Mainman Chris, der den Songs ebenso coole Gitarren bietet mit teils wirklich starken Leads. Man rockt weiter, mal lauter, mal sperriger, mit großen Southern-Vibes oder auch kantig wie schlecht gelaunte ZZ TOP bei „Giving It Up“. Bei dem cool dahin groovenden „Woman“ denkt man heute nicht mehr zwingend an die Klassiker, sondern an die starken Labelkollegen THE GEORGIA THUNDERBOLTS, bevor uns der „Mortality Blues“ verabschiedet mit Verbeugung vor Blueslegende ROBERT JOHNSON. Tapps erfolgreicher Kampf gegen den Krebs prägt den Song, der seine Sicht auf Leben und Sterben verändert hat. Nachdenklich zurückgelassen drückt man unweigerlich wieder die Playtaste, „The Southern“ verlässt den Player nicht so schnell.
THE COLD STARES braucht sich keinen Platz mehr suchen oben bei den aktuellen Blues Rock-Bands, den bestätigen sie auch mit „The Southern“
THE COLD STARES erkennt man auf „The Southern“ sofort wieder, die Band braucht sich keinen Platz mehr suchen ganz oben bei den aktuellen Blues Rock-Bands. Den haben und bestätigen sie auch mit dem neuen Album. Dass sie auf „The Southern“ ihre musikalischen Wurzeln weiter nach vorn schieben, das klingt nur stimmig. Gerade weil ihnen so oft der Southern Rock-Stempel aufgedrückt wurde. Und sie rennen damit sicher offene Türen ein bei den Southern-Fans, die THE COLD STARES bisher nur als Bluesrocker irgendwo aus dem mittleren Westen der USA abgetan haben. „The Southern“ ist ein mächtig starkes, cooles und Gefühlsechtes Album, das in den Player aller Blues- und Southern Rockfans gehört und das diesen so schnell nicht wieder verlassen wird. Klischeemodus an: Und ja, es macht sich super im Autoradio, auch wenn der endlose Highway doch nur die heimische Landstraße ist. Und ja, ein tolles Album als Begleitung zum Feierabendbourbon und/oder dem gemütlichen BBQ auf der Terrasse.
Veröffentlicht am 06.09.2024
Spielzeit: 41:14 Min.
Lineup:
Chris Tapp – Vocals, Guitar, Organ
Bryce Klueh – Bass
Brian Mullins – Drums
Label: Mascot Records
Homepage: https://www.thecoldstares.com
Mehr im Web: https://www.facebook.com/thecoldstares
Die Tracklist von “The Southern”:
1. Horse To Water (Lyrics-Video bei YouTube)
2. Coming Home (Video bei YouTube)
3. Looking For A Fight (Video bei YouTube)
4. Blow Wind Blow
5. Confession
6. Level Floor Blues
7. Seven Ways To Sundown
8. No Love In The City Anymore
9. Giving It Up
10. Woman
11. Mortality Blues