SHINING FURY: Another Life

SHINING FURY bleiben dem Speed Metal treu. Es gibt reichlich Lichtblicke und einmal mehr etwas frischen Wind in einem Musikstil, der schon häufiger leicht nach Verwesungsgeruch duftete.

Hossa, was ist denn hier los? Wäre Another Life ein Auto, hätte es bei der Konstruktion wohl folgenden Dialog gegeben:

Nun fehlt nur noch die Bremse, dann ist der Wagen fertig.

Ach, das braucht doch niemand – ich nehme ihn gleich so mit!

Mit anderen Worten: SHINING FURY sind auf ihrem zweiten Album dem melodisch angehauchten Speed Metal treu geblieben, betonen dabei aber zweifelsohne den Geschwindigkeitsaspekt. Im Vergleich zum Debüt Last Sunrise wirken die Songs zudem wesentlich straffer und energiereicher. Als Motor der Musik fungiert Schlagzeuger Ross Lukather. Über weite Strecken dominieren Doublebass-Attacken die Songs. Das präzise Drumming des Bandgründers hat aber auch seine dynamischen Momente (The Haunting), die allerdings nie zu lange dauern.

Schon der Opener Another Life fegt einem Wirbelwind gleich durch die Gehörgänge. Sänger Francesco Neretti konzentriert sich hier auf seine Stärken. Die liegen nicht in elegischen Arien, sondern in sehr hohen, knappen Melodiebogen. Empfindlichen Gemütern mag der Gesang bereits zu schrill klingen. Im weiteren Verlauf des Albums gibt es zwar vereinzelte Abstecher in tiefere Gefilde. Die wirklich mitreißenden Passagen sind aber solche mit sirenenhaftem Gesang. Passend zur Musik spiegeln sich darin meistens Adrenalin, Leidenschaft und ein Hauch von Verzweiflung wider.

Einmal mehr verzichten SHINING FURY auf die Klischees des Genres und gehen lieber ihren eigenen Weg. Selbst wenn dann doch einmal dezente Chöre zum Einsatz kommen (Neither Words Nor Kisses), klingt das Ergebnis schlüssig und nicht im geringsten nach gewissen selbsternannten Hollywood Metallern. Fernab von heldenhafter Epik und unbedarftem Optimismus bezieht die Musik ihre Kraft aus sich selbst heraus.

Gitarren gibt es auf Another Life folglich jede Menge, schnelle, flinke und noch schnellere. Keyboards sucht man dagegen vergeblich. Nicht zuletzt deshalb erinnern SHINING FURY anno 2006 noch mehr an die US-Metaller FORTÉ. Die Stücke des italienischen Quintetts besitzen allerdings einen wesentlich komplexeren Aufbau. Ein Highlight der CD ist sicherlich Together. Hinter dem harmlos anmutenden Titel versteckt sich ein überschnelles Speed Metal-Feuerwerk, das weder altbacken noch verzwungen modern klingt.

Beim Rausschmeißer Five Years Ago gibt es zuletzt doch ansatzweise traditionelle Gitarrenmelodien. Im Endeffekt handelt es sich aber auch hierbei um eine typische SHINING FURY-Nummer, die definitiv zu gefallen weiß. Mit Highway Star hat die Band außerdem noch ein DEEP PURPLE-Cover am Start, das sehr nah am Original gehalten wurde und höchstens das Prädikat ganz nett verdient.

Da ein paar Songs auf eher fragwürdigen harmonischen Pfaden unterwegs sind (Dr Jekyll & Mr Hyde) und mit Eternal Fight ein durch und durch mittelmäßiges Lied an Bord ist, will mir Another Life zwar nicht durchgehend gefallen. Es gibt aber reichlich Lichtblicke und einmal mehr etwas frischen Wind in einem Musikstil, der schon häufiger leicht nach Verwesungsgeruch duftete.

Veröffentlichungstermin: 13.01.2006

Spielzeit: 52:07 Min.

Line-Up:
Francesco Neretti: Gesang

Francesco Tonazzini: Gitarre

Federico Accardo: Gitarre

Andrea Bartoletti: Bass

Ross Lukather: Schlagzeug

Produziert von Federico Pedichini
Label: Metal Blade

Homepage: http://www.shiningfury.com

Tracklist:
1. Another Life

2. Fast & Easy

3. Colours And Experience

4. The Haunting

5. Together

6. Eternal Fight

7. Neither Words Nor Kisses

8. Dr Jekyll & Mr Hyde

9. Five Years Ago

10. Highway Star

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner