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ØRESUND SPACE COLLECTIVE: Dead Man In Space / Sleeping With The Sunworm

Wer auf fesselnden, anspruchsvollen, aber nie kopflastigen instrumentalen Psychedelic, Kraut – und Space-Rock steht, der weiß, was zu tun ist.

Da sind sie also wieder, die Schwedisch-Dänischen Spacecakes, die halt statt der Milchstraße lieber die Öresundbrücke benutzen, um gemeinsam mit dezent variierenden Besatzungen in neue Galaxien vorzudringen. Nun also stehen Aufnahmen bereits vom Oktober 2008 aus dem Kopenhagener Black Tornado-Studio an, die dann von den Kollegen aus Malmö abgemischt wurden. Und hier beweist das Team wieder einmal: da können all die Frickelbands noch so abgefahren musizieren, noch so viele 7/17tel in umgedrehten Paradiddleghostbeats packen und sich akrobatisch auf Griffbrett und Tastatur die Finger verbiegen – die größte Kunst im Musizieren ist immer noch das freie Spiel, die Jam mit anderen Musikern. Wenn dabei nicht nur wirres Geeiere raus kommt, sondern homogene, lebende Klanglandschaften, dann ist das die wahre Kunst. Und eben hier liegt das ØRESUND SPACE COLLECTIVE seit Jahren ganz weit vorne. Aktuell stehen gleich drei Releases bereit, der Space/Psychedelic/Progressive-Rock-Gemeinde soll es Recht sein. Schade, die Promo zu „Live At Roadburn“ funktioniert nicht. Der Mitschnitt der Show beim ROADBURN-Festival 2010 im kuscheligen Bat Cave erscheint als Doppel-LP, limitiert auf 500 Stück.

„Dead Man In Space“ ist Weihnachten 2009 bereits auf Vinyl erschienen, sodass ich bequem dorthin verweisen kann. Erstaunlich: wo ich damals in der Winteratmosphäre die Stimmung als eher kühlen Trip ins All empfunden hatte, wirkt „Dead Man In Space“ heute bei strahlendem Sonnenschein ganz anders, viel weicher, hippiesker, schöner. Keine Ahnung, woran der Titelheld auf seiner Weltraumreise gestorben ist, aber wahrscheinlich hatte er einen dicken Joint in der Hand und ein breites, verzücktes Grinsen im Gesicht. Sollte er den Joint genossen haben bei einem Ausflug in den Orbit, dann erklärt sich wohl auch sein Abgang, da sollte man den Helm besser zulassen. Ungeachtet meiner Fantasien gehört dieses Album spätestens jetzt in die Sammlung der Genre-Freaks. Zudem gibt es mit „Who Tripped On The C(h)ord?“ eine weitere intensive Portion aus der Session, die uns auf der LP aus Platzgründen vorenthalten wurde.

Als bereits zehnten Release folgt „Sleeping With The Sunworm“. Keine Ahnung, welchen Fantasien die Musiker hier freien Lauf gelassen haben. Eine unruhige, ermüdende Nacht neben einem schnarchenden, pupsenden Sonnenwurm? Eher nicht, so wie sich das Klangwerk stetig aufbaut und an Intensität immer mehr zunimmt, denkt man doch eher an einen feurigen, sich aufbäumenden Sonnenwurm im orgiastischen Liebesrausch. Wenn dies das letzte war, was der von uns gegangene Astronaut erlebt hat, na dann herzlichen Glückwunsch. Auch hier leben sich die Musiker wieder voll aus, wie gut sie sich musikalisch mittlerweile kennen und wie sehr man zusammengewachsen ist, das klingt schnell durch.

Mit dem zweiten Teil wird man auch mal etwas fordernder, energischer. Hier kann sich auch mal die Gitarre richtig ausleben, die im spacigen Gesamtbild sonst oft etwas zurückhaltender agiert. Unvermeidbar bei so einer ausufernden Jam ist, dass man sich mal in den Klangwelten verliert und rausfliegt, gern auch mal die Gitarre. Aber das ØRESUND SPACE COLLECTIVE beherrscht die Kunst, über elegante Umwege wieder zueinander zu finden. So beruhigen sich zum Ende hin Gemüt und Hormone und man kommt langsam zur Ruhe. Hat man die Nacht mit dem Sonnenwurm unter dem Kopfhörer genossen, dann fühlt man sich ob der musikalischen Eindrücke, als wäre man selber bei diesem Akt dabei gewesen, großartig! Auch „Sleeping With The Sunworm“ ist auf 500 CDs limitiert, die „Dead Man In Space“-CD auf 1000 Stück.

Wer auf fesselnden, anspruchsvollen, aber nie kopflastigen instrumentalen Psychedelic, Kraut – und Space-Rock steht, der weiß, was zu tun ist. Besonders natürlich, wenn er/sie sich bei Bands wie CAUSA SUI, FIRST BAND FROM OUTAER SPACE oder auch THE CARPET KNIGHTS zuhause fühlt.

Da es sich beim Mitschnitt „Live At Roadburn“ selbstredend ebenfalls um eine Jamsession handelt, die durch die Livesituation, geprägt durch die in dieser Show aktuellen Eindrücke durch die Folgen der Aschewolke des Eyjafjallajökull sicher noch einen eigenen Reiz hat, kann man die wohl gleich mit auf die Einkaufsliste schreiben. Mit „Entering into the Space Country“ steht auch schon bald über das  Label Kommun2:16 das nächste Vinyl bereit, uns in die Oresund-Galaxie mitzunehmen, diesmal mit einer Session vom September 2010. Fleißig ist es definitiv, das ØRESUND SPACE COLLECTIVE! Bestellen kann man unter anderem bei Record Heaven.

Veröffentlichungstermin: April 2011(Dead Man) / August 2011(Sunworm) / Mai 2011(Roadburn)

Spielzeit: 63:46 (Dead Man) / 55:24 (Sunworm) Min.

Line-Up:
*Dead Man In Space / **Sleeping With The Sunworm
Magnus – Space Guitar, Synthesizer */**
Stefan – Space Guitar */**
Thomas – Bass *
Jocke – Guitar, Bass */**
Pär – Bass *
Kaufmann – Drums, Percussion */**
Dr.Space – Synthesizer */**
Mogens – Synthesizer */**
Anders – Saxophone, Effects *

Produziert von Øresund Space Collective
Label: Transubstans/Record Heaven

Homepage: http://www.oresundspacecollective.com

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/oresundspacecollective

Tracklist:
Dead Man In Space:
1. High Pilots
2. Who Tripped On The C(h)ord?
3. Space Jazz Jam 2.2
4. Dead Man In Space

Sleeping With The Sunworm:
1. Part 1
2. Part 2
3. Part 3

Live At Roadburn:
1. Roadburn Jam
2. Reintroduce The Snake To Island
3. Vulcanoes And Ashes
4. Global Freakout In Tilburg
5. Farvel

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