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RAPTURE: Octohymns

Wenn RAPTURE für eines im Gedächtnis bleiben, dann wahrscheinlich für ihre verrückten Ideen. Schon in der Vergangenheit haben sich die Münchner nie davor gescheut, genrefremde bis regelrecht abstruse Einfälle in ihren Sound einzuweben – für gewöhnlich mit Erfolg, nur selten schossen die Experimente über das Ziel hinaus. Insofern ist der einleitende Chorgesang, der in den ersten Tönen der US-Nationalhymne „Star Spangled Banner“ endet, fast schon konservativ. Gleichzeitig passt es aber zu „Octohymns“, das sich nach dem doomigen „Epic Fails In Doom Minor“ (2012) erstaunlich direkt und unverblümt gibt.

Die Produktion erklingt schön dreckig, das Schlagzeug bleibt natürlich und hat wie der gesamte Sound ein gewisses Oldschool-Flair, das im geradlinigen Riffing von „The Power Of Nightmares“ einen passenden Begleiter findet. Auch „Chamberhead“ setzt Groove und Rhythmik an erste Stelle – den Death Metal-Veteranen kommt es augenscheinlich schon lange nicht mehr auf technische Schaukünste an, obwohl der Bass im Hintergrund einige schöne Läufe hinlegt. Atmosphärisch ist der Track jedenfalls ein Volltreffer: Die raue und heisere Stimme von Frontmann Chris zeichnet ein düsteres Bild, das sich später in einem wuterfüllten Blast Beat entlädt.

In der zweiten Hälfte zieht „Octohymns“ die Daumenschrauben an

Kopfkino entsteht auch während „The Listener“, wo sich RAPTURE gewisse kompositorische Kniffe des Post Metal zu eigen machen, indem sie unverzerrte Gitarren zu einer marschierenden Snare ineinander weben. Die Laut-leise-Dynamik ist altbewährt, aber effizient, vor allem weil der warme Bass die ruhigen Parts ansprechend auszuschmücken vermag. Obwohl der Track zur Hälfte an Fahrt aufnimmt, ist er für „Octohymns“ fast schon progressiv. Dass RAPTURE im Anschluss das Tempo anziehen, ist quasi Ehrensache. „Suicide Net“ zeigt das Quintett losgelöst von aller Schwermut und avanciert nicht nur dank der eingängigen Gitarrenarbeit schnell zum geheimen Hit der Platte.

Tatsächlich zieht „Octohymns“ in der zweiten Hälfte die Daumenschrauben an: Nach dem Oldschool-Death von „Temple Of The Pieces“ flankiert in „Lovely Nearbys“ eine Thrash-Kante die explosiven Arrangements. Ganz ehrlich: So humorbefreit hatten wir RAPTURE nicht erwartet, obwohl sie uns mit dem verschmitzten SEPULTURA-Zitat zu Beginn von „House Of A Dying Son“ zunächst auf die falsche Fährte gelockt hatten.

RAPTURE vergessen auch die verrückten Ideen nicht

Aber gleichzeitig wissen wir auch, dass RAPTURE nicht RAPTURE wären, würden sie nicht doch irgendeine ausgeflippte Idee in der Hinterhand haben. Diesmal haben die Musiker damit allerdings bis zum Schluss hinterm Berg gehalten. „Freakshow“ macht dann jedoch seinem Namen alle Ehre, indem es beschwingte Rhythmik und Zirkusmusik mit einem ganz eigenen Metal-Cocktail verschmilzt. Das klappt zunächst erstaunlich gut, wird zum Ende hin aber – auch wegen des eigenwilligen Gesangs – etwas repetitiv. Übelnehmen können wir das RAPTURE selbstverständlich nicht, denn ohne die verrückten Ideen würde uns das Ganze nur halb so viel Spaß machen – selbst wenn die Münchner ab und an ein bisschen über das Ziel hinaus schießen.

Veröffentlichungstermin: 7.07.2020

Spielzeit: 35:04

Line-Up

Chris – Vocals
Eric – Gitarre, Backing Vocals
Tom – Gitarre
Tobi – Bass
Moe – Drums

Produziert von Eric Gerlach

Label: Eigenproduktion

Homepage: http://rapture-munich.de
Facebook: https://www.facebook.com/rapturemunich/

RAPTURE “Octohymns” Tracklist

01. The Power of Nightmares
02. Chamberhead
03. House Of A Dying Son
04. The Listener
05. Suicide Net
06. Temple of the Pieces
07. Lovely Nearbys
08. Freakshow

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