Es war wie immer in den letzten 20 Jahren meines Lebens: Ein neues Werk von QUEENSRYCHE wird am Erscheinungstag gekauft. Mal bekommt man einen musikalischen Meilenstein (Operation:Mindcrime), mal ein Album voller Hits (Empire), mal ein spannendes Werk (Promised Land), mal ein Album welches meiner Meinung nach zu Unrecht von der Presse schlecht gemacht wurde (Operation:Mindcrime 2), und leider sehr oft in den letzten Jahren Werke, bei denen man die wirklichen Highlights mit der Lupe suchen musste (Tribe, Q2K). Bei Hear in the now Frontier nutzt auch die beste Lupe nichts. QUEENSRYCHE vegetierten orientierungslos in den letzten Jahren vor sich hin.
Auch wenn die Livegigs in den letzten Jahren gut waren, habe ich nicht mehr allzu viel von American Soldier erwartet. Ich musste mich aber eines Besseren belehren lassen.
American Soldier ist ein ambitioniertes Werk von QUEENSRYCHE das ich in dieser Form nicht mehr erwartet hätte. Angefangen von einem spannenden Konzept, welches sehr interessant erzählt wird. Geoff Tate führte unzählige Interviews mit Soldaten und Kriegsveteranen. Herausgekommen ist ein Konzept, bei dem man einfach merkt, dass die Band zu 100% dahinter steht und mit dementsprechend viel Herzblut die Songs vorgetragen werden. Herzblut welches man in den letzten Jahren oft vermisst hat. Die Songs sind harmonisch und gefühlvoll und auch der Gitarrensound ist wieder so wie er sein soll. Auch die kurzen Sequenzen wie Sirenen, Hubschraubergeräusche oder Interviewsequenzen stören nicht, sondern runden das Werk ab. Es ist kein Anti-Kriegs-Album, sondern erzählt viel mehr von den Erlebnissen, den Hoffnungen, den Wünschen, den Sehnsüchten der Beteiligten. Ein Text wie Remember Me oder If I Were King geht unter die Haut. Bei The Killers oder A Dead Man´s Word wird einem mal wieder vor Augen geführt, wie sinnlos ein Krieg ist. Auf jeden Fall lohnt es sich das Album zumindest einmal mit Textblatt und in Ruhe anzuhören.
Aber nicht nur das Konzept, der Sound und die Texte passen. Auch sind die Songs wieder durch die Bank gut. Es gibt keinen Füller, sondern Songs die man sich trotz des Backkatalogs bei der kommenden Tour wünscht. Hier wäre zum einen der Opener Sliver, der schnell ins Ohr geht. Der Song rockt, ist abwechslungsreich, glänzt mit einem klasse Refrain und die Stimme und der Song an sich ist im Vordergrund. Das war in den letzten Jahren leider nicht mehr allzu oft der Fall.
Remember Me, If I Were King und Home Again sind ruhigere Stücke die durch die Bank gefallen. Bei Home Again singt Tate mit seiner Tochter. Der Song hat Charme, da die kleine Tate keine klassische Sängerin ist und aus der Sicht eines Soldatenkindes das Leben an der Front erzählt wird. The Killers könnte von seiner Dramatik auch auf Operation:Mindcrime stehen. At 30000 Ft. ist ein richtiger Hit, bei dem einfach alles passt. Hier merkt man mit jeder gesungenen Silbe, wie wichtig Tate diese Scheibe ist und dieser Song würde auch auf Empire gut platziert sein. Ganz groß!
Als einzigen Kritikpunkt hätte ich mir noch 2-3 schnellere und aggressivere Songs gewünscht, da der Großteil doch im Midtempo gehalten ist. Aber das ist auch das Einzige was ich zu bemängeln habe. Welcome back guys. Gut gemacht!
Veröffentlichungstermin: 27.03.09
Spielzeit: 60:35 Min.
Line-Up:
Geoff Tate – vocals, keyboards
Michael Wilton – guitars
Ed Jackson – bass
Scott Rockenfield – drums
Produziert von Jason Slater/Kelly Gray
Label: Rhino Entertainment
Homepage: http://www.queensryche.com
Tracklist:
Sliver
Unafraid
Hundred Mile Stare
At 30000 Ft.
A Dead Man´s Words
The Killer
Middle Of Hell
If I Were King
Man Down!
Remember Me
Home Again
The Voice