Da haben sich die deutschen Thrasher PERZONAL WAR mal wieder selbst übertroffen und mit „Faces“ ein facettenreiches Album kreiert, welches momentan nicht mehr aus dem heimischen CD-Player raus will.
PERZONAL WAR, deren Karriere ich seit ihrem ersten Demo-Tape verfolge haben sich stetig steigern können und vom einstigen METALLICA-Klon hat sich das Quartett zu einem ernstzunehmenden Act aus der Heimat gemausert, welcher sich international absolut nicht vor der Konkurrenz verstecken muss.
Als ich zunächst das Bandfoto der neuen Scheibe „Faces“ betrachtete und mit Schrecken sah, dass sich die Truppe allesamt die Haare abgeschnitten hat, rechnete ich schon mit dem Schlimmsten (ja ja, die lieben Vorurteile…). Machen PERZONAL WAR jetzt keinen Metal mehr? Entpuppen sie sich als Trendkasper und schauen sie fortan auf die Kohle, um durch Mainstream-Mucke auch die Großmütter und Kindergartenkinder zu erreichen? Weit gefehlt, denn „Faces“ ist teilweise richtig heavy und vor allem sehr abwechslungsreich und dürfte jedem Power/Thrash-Fan reinlaufen.
Den Anfang macht der wütende Doublebass-Opener „Devil In My Neck“, eine waschechte, straighte Thrashnummer inklusive mitreißender Melodieführung im eingängigen Refrain. Und schon hier wird klar, dass Sänger Matthias Zimmer sich erneut um einige Prozent steigern konnte und durch vielschichtige Vocallines jedem Stück seinen eigenen Stempel aufdrückt. Nachdem ich von „Devil In My Neck“ an die Wand geblasen wurde, legt das Quartett mit „Burning Symbols“ sogleich einen Hammertrack nach, der wiederum mit einem hohen Widererkennungswert ausstaffiert wurde. Musikalisch pendelt man zwischen anspruchsvollem Power Metal und kernigem Thrash Metal. Sehr cool ist der moshige Zwischenpart mit leicht verdrehten Klampfen. Das anschließende „My Secret“ ist vielleicht das mainstreamigste Stück, welches PERZONAL WAR in ihrer Karriere geschrieben haben. Eine melancholische Midtemponummer mit Ohrwurmrefrain, welches so schnell nicht mehr aus dem Ohrmuschelkanal möchte. Hierzu drehte die Band auch ihren ersten Videoclip ab, welcher ebenfalls auf vorliegender CD enthalten ist und durch äußerst professionelle Qualität (hier legte das „Der Schuh des Manitu“-Kamerateam Hand an) überzeugt. „Divergent“ ist hingegen etwas modern angehaucht und groovt wie Schwein. Ein Augenzwinkern geht in die Richtung Oakland zu den Kerlen von MACHINE HEAD. Ein drückendes Stück mit melodischem Chorus und teilweise gesprochenen Abschnitten. Eine Ecke melodischer geht es mit „From Within Through Time“ weiter im Programm. Sehr schöne balladeske Vocals, untermalt mit Akustikgitarren, wechseln sich mit etwas härteren Passagen ab und das Stück bekommt einen leicht verträumten Touch. Eine Komposition in die man sich als Hörer richtig hineinfallen lassen kann. Kaum ausgeträumt prügelt sich die Troisdorfer Mannschaft in kompromissloser Thrash-Manier durch „Into The Fire“ – eine atemberaubende Abrissbirne mit wahnsinnig schneller Doublebass im Chorus (inkl. Gangshouts). Yes, das rockt! Da Abwechslungsreichtum auf „Faces“ groß geschrieben wird, folgt mit „All I Gave“ eine Midtempo-Dampfwalze – majestätisch und bedrohlich – das Moshpit wird toben! Balladesk und einfühlsam drückt „Tears“ auf den Tränenkanal der harten Metaller. Wunderschöne Arrangements, tiefgehende Gesänge – und nicht nur etwas für die weibliche Fraktion der Metalheads. „The Essential“ ist nicht ganz so stark wie die Tracks zuvor ausgefallen, jedoch immer noch sehr weit über dem Durchschnitt vieler Power/Thrash-Combos. Der Anfang vom Titeltrack „Faces“ erinnert mich vor allem durch den Basslauf etwas an MEGADETH. „Faces“ kommt ein wenig experimenteller daher, einer der langsameren Nummern auf der Veröffentlichung, die zudem mit Percussions aufwartet. Hat man sich erstmal an diese Nummer gewöhnt, geht auch diese runter wie Öl. „Signs Of Chaos“ ist ein kurzes Intro für die letzte offizielle Komposition „Just Some Pain“. „Just Some Pain“ thrasht wieder im Gebälk und neben rasend schnellen Riffs prügelt sich Schlagzeuger Martin Buchwalter in professioneller Manier die Lunge aus dem Leib.
Es folgen mit „The Sleeper“ und „What We Call Progressive“ gleich zwei Bonustracks der limitierten Auflage von “Faces”. „The Sleeper“ weißt einen dezent orientalischen Touch auf und geschwindigkeitstechnisch agieren PERZONAL WAR mit angezogener Handbremse. Besonders genial ist die Gesangsleistung von Metti im anspruchsvollen Chorus. Abschließend versohlen uns die vier Jungs bei „What We Call Progressive“ nochmals ordentlich den Hintern und ein latenter Rock´n´Roll-Touch – rotzig und rebellisch – ist nicht von der Hand zu weisen.
Fazit: PERZONAL WAR sind für mich weiterhin eine der Hoffnungen der deutschen und nun auch internationalen Powerthrash-Szene, denen eigentlich mit „Faces“ (übrigens sehr fett produziert) endlich der verdiente Durchbruch gelingen sollte. Für Anhänger von intelligentem und anspruchsvollen Power/Thrash Metal gibt es nur einen Auftrag: Kaufen – Marsch Marsch!
Veröffentlichungstermin: 17.05.2004
Spielzeit: 62:39 Min.
Line-Up:
Matthias Zimmer – vocals, guitars
Martin Buchwalter – drums
Sascha Kerschgens – guitars
Sven Krautkrämer – bass
Produziert von M. Buchwalter
Label: AFM Records
Hompage: http://www.perzonalwar.de
Tracklist:
Devil In My Neck
Burning Symbols
My Secret
Divergent
From Within Through Time
Into The Fire
All I Gave
Tears
The Essential
Faces
Signs Of Chaos
Just Some Pain
Bonus Tracks:
The Sleeper
What We Call Progressive
Video Clip:
My Secret