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OWL: Into The Absolute [EP]

Eine überraschend kompakte EP des Death Metal-Phantoms OWL, das beweist: Die dunkelste Stunde ist die, bevor der neue Tag anbricht.

Einen kurzen Flug tritt der König des Waldes dieses Mal an. Into The Absolute ist eine EP, die laut OWL just vor dem Morgengrauen spielt, so als hätte der Totenvogel noch Lust auf einen kleinen Snack, bevor der Tag heran bricht. OWL bleiben sich dabei selbst treu und entwickeln sich selbst im eigenen Rahmen minimal weiter. Statt lange und ausufernde Songs zu schreiben, tastet sich das Duo an etwas kompakteres Material heran. Mit Erfolg: Die Atmosphäre ist immer noch dicht und bedrückend, die Finsternis ist quasi allgegenwärtig. Statt dem Chaos auch nur eine minimale Chance zu lassen sind es eingängige Riffs, die in den Songs den Weg vorgeben. Diese sind oft dissonant und etwas bizarr, erinnern dabei aber immer noch wohlig an GORGUTS und ULCERATE.

Das Titelstück zermalmt mit gnadenloser Schwere den Hörer und versperrt gleich zu Beginn denen den Weg in Into The Absolute, die technischen Death Metal ohne Herz erwarten. OWL als Avantgarde zu bezeichnen wäre übertrieben, aber ihr Faible für finstere Atmosphäre wird sowohl Hörer von Brutal Death als auch von poppigem Melodic Death Metal abschrecken. Into The Absolute ist eindeutig für das Death Metal-Publikum der Neunziger geschrieben, für diejenigen, für die sich Doom-Death nicht durch Geschwindigkeit, sondern eine modrige Stimmung kennzeichnet. Insofern ist OWL erneut ein zeitloses, bleischweres, dunkles Werk geglückt, dem die Kompaktheit nicht schadet. Das erhabene We Ascend As We Fall bringt es auch weniger als vier Minuten, das obligatorische Ambient-Interlude ist höchstens ein kurzes Durchschnaufen, der epische Abschlusstrack Unearthly Arcana ist eine kleine Reise, ein Erheben aus den Baumkronen, ein Schweben mit strengem Blick über die Wipfel.

Ironischerweise ist die gesamte EP Into The Absolute kürzer als das Titelstück von You Are The Moon, I Am The Night, aber nichts wirkt gehetzt oder gekürzt. Es ist einfach eine andere Art Songs, die das Duo Kolf und Schroeder hier bietet, das Songwriting ist jedoch klar OWL zuzuordnen. Und auch in instrumentaler Hinsicht haben die beiden nichts verlernt, im Gegenteil. Das Drumming ist präzise, relativ schnörkellos, aber dennoch voller Ideenreichtum. Die Riffs und Leadgitarren zielen auf Eingängigkeit und Ambiente ab, wobei auch die immer wieder eingesetzten Synthesizer und der neben den tiefen Growls zelebrierte Klargesang hierbei helfen. Alles wirkt etwas simpler und zugänglicher, dadurch aber doppelbödiger und hinterhältiger. OWL definieren sich nicht neu, zeigen aber ein anderes Gesicht. Weniger majestätisch, hässlicher, ungeschminkter, aber genauso gut. Zum Hineinfinden in die obskure Welt von OWL sind diese vier Songs hervorragend geeignet. Wer Death Metal atmosphärisch, erdig, finster und niveauvoll braucht, der sollte sich an dieser EP, die wunderschön im Falttray mit bedruckten Inlaykarten ausgestatteten veröffentlicht wird, versuchen. Die finsterste Stunde ist die, bevor der neue Tag anbricht. Q.E.D.

Veröffentlichungstermin: 12. Mai 2014

Spielzeit: 18:24 Min.

Line-Up:
Christian Kolf – Guitar, Bass, Vocals, Synths
Patrick Schroeder – Drums

Label: Zeitgeister Music

Homepage: https://www.facebook.com/owlzg

Mehr im Netz: https://soundcloud.com/owl-death-metal

Tracklist:
1. Into The Absolute
2. We Ascend As We Fall
3. Apparition
4. Unearthly Arcana

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