ORPLID: Greifenherz

Futter für die Geistlosen der schwarzen Szene: Martialisch, theatralisch, aufgesetzt, gespielt intellektuell.

Die Deutschen waren schon immer ein kriegerisches Volk, sie verkörpern das kultivierte Schlachten, die Ästhetik von Gewalt und Totalitarismus mit inbegriffen, zumindest für einige Nationen, die sich von der Waffenliberalisierung nicht abgeneigt sehen. ORPLID verkörpert bestens das Klischee der martialischen, kultivierten und intellektuellen Deutschen, die gebildet sind, gut durchtrainiert, wortgewandt und ziemlich verrückt. Diese Literaturkenner halten mit ihrer Intelligenz ebenso wenig hinter dem Berg, wie mit ihrer Stilsicherheit.

Und dennoch ist Greifenherz ein ausnehmend langweiliges Album, dem die Melancholie und die Wärme echter Folksachen ebenso fehlt, wie die Radikalität ihrer Genrekollegen, die vom Pfad der Weisheit gänzlich abgekommen sind und rechts außen stehen. Das heißt, ORPLID berühren weder auf positive noch auf negative Weise. Der aufgesetzte Gesang, die überaus theatralischen Momente, die abgehobene Botschaft, all das trieft vor Kitsch und den Klischees der deutschen schwarzen Szene, auch wenn ORPLID kein Teil davon sein wollen. Aber das ist wohl eine falsche Selbsteinschätzung.

Zu Gute halten muss man ORPLID, dass sie zumindest im instrumentalen Bereich eine knappe handvoll guter Ansätze zu verzeichnen haben. Einige der Keyboardeskapaden, wie das zweite unbetitelte Instrumentalstück oder Schlaf im Mohn, können mit gelungenen, simplen Harmonien für Wohlwollen sorgen. Auch die darauf folgende IMMORTAL-Hommage Traum von Blashyrkh wirkt mehr wie ein dramatischer Soundtrack mit schönem Elektrobeat denn als schwüle germanische Volkskunst. Generell, Greifenherz möchte gerne Kunst sein und in der Riege der großen Lyriker und Musiker der Geschichte Deutschlands mitmischen, geht aber, zumindest sehr selbstbewusst, mit wehenden Fahnen unter.

Eigentlich ist ORPLID ein Soloprojekt, auch wenn Texter und Visualist Uwe Nolte freiwillig damit in Verbindung gebracht wird. Sein Konterpart Frank Machau schreibt eine Stunde lang Musik weitestgehend ohne interessante Stellen, ohne Höhen und Tiefen und singt so eintönig-lüstern, dass sich ein gähnendes Schmunzeln nicht verkneifen lässt. Gut, dass hier und da auch der säuselnde Gesang von Sandra Fink den Hörer aufweckt, ebenso wie die stellenweise eingesetzten Gitarren. Freunde der schwarzen Szene, die es martialisch und kämpferisch-fad mögen, könnten hier Gefallen finden. Wer Emotion und Authenzität sucht, der sehe sich bitte wo anders um.

Veröffentlichungstermin: 21. November 2008

Spielzeit: 54:10 Min.

Line-Up:
Uwe Nolte – Texte, Bilder
Frank Machau – Instrumente, Gesang

Label: Auerbach Tonträger / Prophecy Productions

Homepage: http://www.orplid.de

Tracklist:
1. Falken-Eid I
2. Luzifer
3. Schwert Gesang
4. …
5. Totenesche
6. Myrmidonenklage
7. Des Sperbers Geheimnis
8. …
9. Schlaf im Mohn
10. Traum von Blashyrkh
11. …
12. Der Anarchist
13. Gesang an den Horusfalken
14. Falken-Eid II

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