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OH HIROSHIMA: All Things Shining

OH HIROSHIMA zeigen sich zunächst von ungewohnter Seite und verlangen somit mehr Ausdauer als zuletzt: „All Things Shining“ will erschlossen werden.

Nicht unbedingt distanziert, doch durchaus beschwert zeigen sich OH HIROSHIMA auf ihrem fünften Studioalbum. Obwohl das Duo von ihrem Grundrezept gar nicht so weit abweicht, erfüllt eine gewisse schwermütige Note den Post Rock der Skandinavier. Allein seinem Titel wird „All Things Shining“ somit auf Anhieb nicht gerecht, zieht uns die Atmosphäre doch zunächst eher nach unten, als uns aufzubauen.

In Teilen mag das an den markanten Keyboards von Gastmusiker Kristian Karlsson (CULT OF LUNA) liegen, dessen Handschrift so ureigen wie betörend ausfällt, doch nicht ohne melancholische Ader zu funktionieren scheint. Auch der Mix seines Bandkollegen Magnus Lindberg lässt dessen typisch unnahbaren Grundtenor durchschimmern, der im Opener „Wild Iris“ überraschende Parallelen zur schwedischen Post-Metal-Größe aufzeigt; als hätten CULT OF LUNA ein Alternative-Rock-Album eingespielt.

„All Things Shining“ zeigt OH HIROSHIMA von einer zunächst ungewohnten Seite

Einfach auf diese Referenz reduzieren lässt sich „All Things Shining“ natürlich nicht, versteckt seine Emotionen aber in ähnlicher Weise hinter einer unterkühlt wirkenden Fassade. Die oft schönen und stellenweise doch warmen Gitarrenarrangements entfalten sich erst bei genauerem Hinhören, wenn der knurrende Bass im gemächlich trottenden „Holiness Movement“ irgendwann im Hintergrund verschwimmt und die filigranen Gitarren an der Seite der Blechbläser übernehmen.

Diese Momente zeigen OH HIROSHIMA nicht nur von ihrer stärksten Seite, sie knüpfen auch am ehesten noch an den Vorgänger „Myriad“ (2022) an, das zwar seinerseits einen bedachten Ansatz verfolgte, im Allgemeinen jedoch stärker zum Dahinträumen einlud. Gefühlt rücken die Schweden nun den Fokus stärker auf den Gesang Jakob Hemströms, ohne allerdings dessen oft gelebtes Understatement durch neue Klangfarben auszuschmücken. Obwohl grundsolide, zählt gerade dieser Bereich nicht zu den größten Stärken OH HIROSHIMAs, weshalb der anfängliche Eindruck ernüchtert, bis wir uns in der neuen Umgebung eingefunden haben.

Ausdauer lohnt sich: „All Things Shining“ will erschlossen werden

Weniger farbenfroh, ein bisschen trister und doch durchzogen von Hoffnungsschimmern führen uns die beiden Musiker eine knappe Dreiviertelstunde lang durch getragene, nicht selten experimentelle Soundscapes, die sich zwischen Post-, Alternative- und sogar Krautrock-Anleihen nicht sklavisch einer Schule verschreiben wollen. Psychedelische Prog-Vibes zwischen OPETH und THE OCEAN („Deluge“) finden sich somit genauso auf dem Album wie das feinfühlige „Rite Of Passage“, welches sich sanft und bedacht über sieben Minuten entfaltet.

Genug zu entdecken hält also auch „All Things Shining“ bereit, obgleich der schwermütige Grundcharakter sicherlich eine kleine Einstiegshürde darstellen kann. Lohnenswert ist die Reise am Ende des Tages dennoch, auch wenn auf den ersten Blick „Myriad“ als das attraktivere Ziel der beiden erscheinen mag.

Veröffentlichungstermin: 28.06.2024

Spielzeit: 43:45

Line-Up

Jakob Hemström – Gitarre, Vocals, Bass
Oskar Nilsson – Drums

Produziert von Kristian Karlsson und Magnus Lindberg (Mix und Mastering)

Label: Pelagic Records

Homepage: https://ohhiroshima.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/ohhiroshima

OH HIROSHIMA “All Things Shining” Tracklist

  1. Wild Iris (Video bei YouTube)
  2. Holiness Movement
  3. Swans In A Field
  4. Secret Youth (Video bei YouTube)
  5. Rite of Passage
  6. Deluge (Audio bei Soundcloud)
  7. Leave Us Behind
  8. Memorabilia

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