NOVEMBERS DOOM: The Pale Haunt Departure

Schleppend, düster und mit einer ordentlichen Portion Verzweiflung versehen gehen die Amerikaner auf ihrem aktuellen Longplayer zu Werke. NOVEMBERS DOOM schaffen dabei harte Musik für Erwachsene, die stilistisch und textlich gereift, niemals überladen und doch stets mit vollem Sound prall gefüllt ist.

Was bedeutet Reife in der Musik? Tanzen da die Fingerkuppen langsamer auf den Basssaiten herum? Ist man allseits geachtet und kann sich auf seinen Lorbeeren ausruhen? Oder könnten die Jungs von der Vorband die eigenen Söhne sein? Bei NOVEMBERS DOOMs aktuellem Album The Pale Haunt Departure will ich die Reife allerdings an den Songs an sich, ihrer Komposition und den Lyrics festmachen. Darüber hinaus möchte ich diese Reife mit der Hörerschaft verknüpfen, denn das fünfte Album der Amerikaner ist Musik für Erwachsene.

Seit 1989 existiert das Quintett, wenngleich von der ursprünglichen Besetzung nur mehr Sänger Paul Kuhr übrig geblieben ist. Eine Reihe von Line-Up- und Label-Wechsel brachte die Karriere von NOVEMBERS DOOM vor allem in Europa nur schleppend voran, so dass man bei ihrer Musik immer wieder Vergleiche zu ähnlich alten Bands wie MY DYING BRIDE oder OPETH zieht. Dabei könnte man genauso den Spieß umdrehen. Die in klassischer Besetzung aufspielende Combo verkehrt grob eingeordnet in der düsteren Sparte des Doom/Death Metals. Dort treten sie schleppend und verzweifelt auf, nehmen die Aufmerksamkeit des Hörers gänzlich in Anspruch und füttern ihn mit Musik, die niemals überladen und doch stets mit vollem Sound prall gefüllt ist.

Im Gegensatz zu den letzten Vorgängerscheiben erscheinen NOVEMBERS DOOM aggressiver zu Werke zu gehen, ohne jedoch das Maß an Melancholie und Melodie verloren zu haben. So entfacht gleich der Opener The Pale Haunt Departure einen echten Adrenalin-Schub, indem er nach einer wachrüttelnden Tribalbeat-Einleitung der Verzweiflung Luft macht und die Erwartungen an das Album hoch schraubt. Diese könnte bei manchen Hörern jedoch etwas in die Irre führen, sind die folgenden Nummern doch nicht mehr durchgehend so aggressiv. Doch einen Freibrief für Tadel stellt dieser Umstand keineswegs dar. Denn die acht Tracks sind allesamt von einer erhabenen Statur – beinahe unnahbar. Die oftmalige Laut/Leise-Dynamik und der Wechselgesang zwischen Growls und cleanem Gesang ist dabei ebenso ein gut integriertes Stilmittel, wie die dramaturgische Inszenierung einzelner Songs. So siechen manche Songs voller Wehmut vor sich hin, bis sie am Ende von herausgebrüllter Verzweiflung ihren Abgang machen. Doch es melden sich auch Funken der Hoffnung zu Wort, wenn etwa manche Melodie die ansonst melancholisch verzweifelte Stimmung mit aufbauendem Optimismus durchbricht, indem sie die Tonleiter emporsteigt.

Die persönlichen Lyrics von Paul Kuhr passen dabei messerscharf zur Musik. So verabschiedet sich etwa in Swallowed By The Moon ein Vater endgültig von seinem Kind. Und bei Textzeilen wie

Will you remember that I tried my best?

Will you remember the father I was?

Once again the daylight fades, and I´m swallowed by the moon

Will you look back and smile for me?

Will you remember me when I have gone?

Memories is all that you have

And I´m sorry I failed you in life

I wanted more for you then I could provide

Be strong and make your mother proud

bin ich endgültig versucht, sofort alles liegen und stehen zu lassen, um der tiefgerührten Stimmung in einer engen Umarmung meiner Töchter ein erlösendes Ende zu bereiten. Die kompletten Lyrics sind im Übrigen ebenso auf der Bandhomepage zu finden, wie auch das Video zu The Pale Haunt Departure (wohlgemerkt in vier unterschiedlichen Qualitätsstufen) und der Song Swallowed By The Moon.

Doch zurück zur Musik: Ein weiterer Punkt, der mich aufrichtig begeistert ist der klare Sound. Vor allem die Gitarren bilden einen klagenden Soundteppich, auf dem die Drums wuchtig und nicht vorhersehbar umhertrampeln. Die Vocals beweisen vor allem in den Growl-Passagen große Klasse und vermitteln glaubhaft die Aggression und Verzweiflung. Doch auch in den ruhigen Passagen, in denen Paul Kuhr die cleanen Vocals oder die gesprochenen Lyrics auspackt, gibt es nicht viel zu meckern.

Ja, und was hat dies nun mit Reife zu tun? Nun, NOVEMBERS DOOM verstehen es auf The Pale Haunt Departure die Einzelteile des Albums derart passend und routiniert zurecht zu puzzeln, so dass es ein stimmiges Bild ergibt, das nicht ins Kinderzimmer gehört, sondern seinen Platz nur im Elternschlafzimmer einzunehmen hat. Musik für Erwachsene eben.

Veröffentlichungstermin: 04.07.2005

Spielzeit: 51:47 Min.

Line-Up:
Paul Kuhr – Vocals

Larry Roberts – Guitar & Keyboard

Vito Marchese – Guitar

Joe Nunez – Drums & Percussion

Mike LeGros – Bass

Gastmusiker:

Dan Swanö – Guitar

Eric Burnley – Keyboard

Tommy Crucianelli – Keyboard

Produziert von Chris Djuricic & NOVEMBERS DOOM
Label: Candlelight Records/The End Records

Hompage: http://www.novembersdoom.com

Email-Adresse der Band: info@novembersdoom.com

Tracklist:
1. The Pale Haunt Departure

2. Swallowed By The Moon

3. Autumn Reflection

4. Dark World Burden

5. In The Absence Of Grace

6. The Dead Leaf Echo

7. Through A Child´s Eyes

8. Collapse Of The Falling Throe

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