nocturnus-a-d-paradox-cover

NOCTURNUS AD: Paradox

Anfang der Neunziger haben NOCTURNUS mit ihrem Debüt „The Key“ den Death Metal in neue Sphären katapultiert, jetzt zünden sie mit „Paradox“ den Afterburner.

Was ist denn gerade los? Nachdem Jeff Becerra mal eben mit „Revelations Of OblivionPOSSESSED widerbelebt hat und sich gerechtfertigte Hoffnungen auf das Comeback des Jahres machen kann, legt NOCTURNUS-Mastermind Mike Browning nach.

“‘Paradox’ ist der legitime Nachfolger von ‘The Key‘”, so selbstbewusst kündigte der Schlagzeuger das neue Album an. “Ich wollte ‚The Key‘ nicht kopieren, ich wollte weitermachen, mit den Ideen, die ich damals nicht verwendet habe.” Das weckt große Erwartungen – und macht erst mal misstrauisch.

Doch „Paradox“ ist tatsächlich die langersehnte Fortsetzung des NOCTURNUS-Debüts aus dem Jahr 1990. „Thresholds“ (1992 veröffentlicht) und „Etheral Tomb“ (2000 veröffentlicht) sind keine schlechten Alben, erreichten aber nie die kalte Finsternis und das undurchdringbare Klang-Chaos, dass „The Key“ bis heute so faszinierend macht. Anfang der Neunziger haben NOCTURNUS mit ihrem Debüt „The Key“ den Death Metal in neue Sphären katapultiert, jetzt zünden sie mit „Paradox“ den Afterburner.

Das Album hat alles, was man von NOCTURNUS haben will: eigenständigen Death Metal, eine Story, detailversessenes Songwriting, überraschende Wendungen, kalte Riffs, erhabene Keyboards, komplette Zerstörung und eine neue, aus dem Chaos entstandene Ordnung.

30 Jahre sind spurlos an NOCTURNUS AD vorbeigegangen

Offenbar hat Mike Browning – das einzig verbliebene Original-Mitglied der NOCTURNUS-Besetzung aus den 90ern – jetzt wieder die richtige Band gefunden, um seiner Sci-Fi-Vision Leben einhauchen zu können: Das Line-up seiner Zweitband AFTER DEATH ist identisch mit NOCTURNUS AD – und klingt wie NOCTURNUS anno 1990.

„Paradox“ ist vertrackt, stellenweise verkopft und verstörend, dann wieder sekundenlang unfassbar eingängig und steuert direkt danach mit Maximalschub auf ein schwarzes Loch voller Disharmonie und Chaos zu. Die Songs bauen sich auf, stürzen in sich zusammen, aus den Trümmern entstehen neue Strukturen – „Paradox“ ist kosmisches Chaos und Neuordnung im Zeitraffer. Für den Einstieg empfiehlt sich am ehesten das vergleichsweise eingängige instrumental „Number 9“, das übrigens als einziger Song eine Referenz an „Thresholds“ zu sein scheint, den es klingt ein wenig wie die ersten Takte von„Arctic Crypt“. Alle anderen Songs zielen eindeutig in Richtung “The Key” und sind wesentlich vertrackter, dichter und komplexer als die jüngeren Stücke.

„Paradox“ ist voller Anspielungen auf „The Key“

Auch das Drumrum ist von vorne bis hinten durchdacht: Alleine das Coverartwork dürfte bei allen, die „The Key“ verehren für Schnappatmung sorgen – es ist übrigens nicht von Dan Seagrave, sondern von Timbul Cahyono / bvllmetalart. NOCTURNUS waren Anfang der Neunziger eine Ausnahme, weil sie Keyboards und Death Metal verschmolzen, „The Key“ ist aber auch eine Art Konzeptalbum – auch das ist eher genre-untypisch. “The Key” und die Fortsetzung “Paradox” erzählen die Geschichte des Arztes Dr. Allen William Magus, der als einer von wenigen eine Seuche übersteht, die den Großteil der Menschheit ausrottete. Der Blick auf die Songtitel macht klar, dass Browning es ernst meint mit der Forsetzung – und zwar bis in die Details:  Auf „Paradox“ gibt es den Song „Paleolithic“, auf „The Key“ den Track „Neolithic“ – und der neue Song „The Return Of The Lost Key“ spricht für sich. Und selbst wenn’s jetzt nochmal 30 Jahre dauern sollte, bis es einen dritten Teil der SciFi-Death-Metal-Saga geben wird: Ich freu mich jetzt schon drauf!

VÖ: 24. Mai 2019

Label: Profund Lore Records

NOCTURNUS AD “Paradox” Tracklist

1. Seizing The Throne
2. The Bandar Sign
3. Paleolithic
4. Precession of The Equinoxes (Audio bei YouTube)
5. The Antechamber (Audio bei YouTube)
6. The Return of The Lost Key
7. Apotheosis
8. Aeon of The Ancient Ones
9. Number 9

Besetzung:
Mike Browning – Dumm, Vocals
Demian Heftel – Gitarre
Belial Koblak – Gitarre
Daniel Tucker – Bass
Josh Holdren – Keyboards

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner