NOCTEM: Divinity

Pleitegeier in league with Satan oder Wie ich mich nicht zwischen Villariba und Villabajo entscheiden konnte

Während der Produktion von Divinity haben sich die Spanier NOCTEM einen Orchestrations- und Finanzierungsfachmann ins Studio geholt, Christos Antoniou von SEPTIC FLESH. Aus Griechenland. Einer ähnlichen Pleitegeierrepublik wie Spanien. Pleitegeier in league with Satan! Halt! Stopp!

Mit Sarkamus und dieser konstruierten Einleitung versuche ich doch nur, davon abzulenken, dass ich diesem Album, dieser Band, reichlich ratlos gegenüberstehe. Sympathie und Wohlwollen – oder allergische Reaktion? Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits heben sich NOCTEM vom Gros der (schwarzmetallischen) Düsterbands ab: Sie legen ein vergleichsweise originelles Erscheinungsbild an den Tag; Outfit, Fotos und Artwork inklusive. Das Video zum titelgebenden Track Divinity ist mindestens genauso gut, ach was, besser als die Quatsch-Clips, die Patric Ullaeus DIMMU BORGIR und anderen NUCLEAR-BLAST-Pappenheimern unterjubelt. Zwar wird auch hier nicht mit diabolischen Klischees und plakativem Blutvergießen gegeizt, aber… Herrje, NOCTEM haben einfach einen Charme, dessen ich mich nicht erwehren kann. Da verzeihe auch auch die schlimmsten der böse-böse-Posen.

Große Mühen habe ich jedoch bei Einordnung und Beurteilung der Musik. Black/Death Metal, der an frühe CRADLE OF FILTH und BEHEMOTH erinnert. Aber mit nur wenigen Abänderungen könnte das Ganze sogar als Deathcore durchgehen. Bis auf den vielseitigen kehligen Gesang mit Wiedererkennungswert bleibt jedoch wenig hängen. Alles souverän und fies und heftig; ja, gut – aber in dem rasenden Gedonner sucht man vergeblich nach den großen Songideen, die die Vorgänger und Vorbilder eben noch nicht hatten. Und die auf anstrengende Weise fette Produktion macht das Suchen nicht einfacher. Haben sich die Ideen und Alleinstellungsmerkmale irgendwo zwischen den monotonen Triggerdrums versteckt?

Schwierig, schwierig. Irgendetwas außer  bloßer Ambition wird die Band wohl haben, dass sie fast pausenlos im Schlepptau namhafter Bands tourt. Vielleicht vertickt sie doch irgendwelche lukrativen Staatsanleihen. Ach, ach, manchmal mache ich es mir zu einfach – und manchmal zu schwer. Ich hätte etwas Kurzes über Pleitestaaten schreiben und mich nicht in so vielen Zeilen verstricken sollen…

Veröffentlichungstermin: 20.04.2009

Spielzeit: 49:47 Min.
Label: Noisehead Records
MySpace: http://www.myspace.com/noctemofficial

Tracklist:

1. Atlas Death
2. In the Path of Heleim
3. Realms in Decay
4. The Sanctuary
5. The Call of Oricalco´s Horn
6. Across Heracles towards
7. In the Aeons of Time
8. Necropolys of Esther´s Ruins
9. Divinity (Orchestral Version) feat. Christos Antoniou
10. Religious Plagues
11. Under Seas of Silence
12. Divinity

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