NEUROSIS & JARBOE: Neurosis & Jarboe

NEUROSIS sind Künstler und das bleiben sie auch mit diesem Projekt, sind es durch die chameleonhafte Verwandlung vielleicht noch mehr als jemals zuvor.

NEUROSIS, die Meister des Ausdrucks und der gelebten Visionen haben ein ganz besonderes Schmankerl für alle Hörer intensiver und besonderer Musik geschaffen, mit einem Gast, der einigen vielleicht bekannt sein dürfte. Jarboe, die ehemalige SWANS-Sängerin veredelt mit ihrer Stimme acht absolut außergewöhnliche Songs, die selbst eingefleischte NEUROSIS-Hörer, die ja an Experimente gewöhnt sein müssten, aus der Bahn werfen dürften.

Keine Spur von der typischen NEUROSIS-Härte ist in Neurosis & Jarboe enthalten, vielmehr dezente Soundcollagen, ein wenig Trip Rock, treibende Bässe und einfühlsame, stark reduzierte Gitarrenparts machen das Album zu etwas Besonderem, denn obwohl harte Gitarren gänzlich fehlen geht die Essenz von NEUROSIS niemals unter. Sie wurde anders umgesetzt, erwachsener und reifer. Man hört immer noch, dass die Kalifornier am Werk sind, monumental, detailverliebt und ambitioniert wie eh und je. Auch wenn die ersten Eindrücke anderes vermittelt haben, Neurosis & Jarboe ist genauso aus Liebe zum Klang geboren, wie alle anderen Alben dieser Ausnahmeformation.

Doch die absolute Gänsehaut kommt er so richtig auf, wenn Jarboe ihre Stimme erhebt. Die Dame mit dem wohlklingendem Namen schlüpft, den Texten entsprechend, in alle erdenklichen Rollen: Die verlassene Geliebte, den sexy Vamp, die von Grund auf böse Hexe, die fürsorgliche Mutter, die alkoholabhängige Nachbarin und viele weitere. Bei ihrer Stimme werden zugleich Alb- als auch feuchte Träume Realität, und die Verbindung mit den Musikern, von denen auch Steve von Till und Scott Kelly im Hintergrund schreien zu hören sind, formt ein spannendes Album, das man nicht alle Tage hört.

Im Vergleich zu Meilensteinen wie Through Silver in Blood, Times of Grace und A Sun that Never Sets fällt Neurosis & Jarboe dennoch ein wenig ab, da die Songs hörbar als Experiment geplant sind. Dennoch, jedes einzelne Stück ist eine Perle, selbst nach mehrmaligem schwerstem Überlegen, ob sich irgendwo eine kleine Länge eingeschlichen hat, muss man gestehen: Diese Scheibe ist rundum perfekt. Wer sich NEUROSIS schon immer mal ohne laute Gitarren und Ausbrüche vorgestellt und gewünscht hat, findet hier eine kleine Welt, die alles andere als heil, aber dennoch bezaubernd, verstörend und voller Leidenschaft ist. NEUROSIS sind Künstler und das bleiben sie auch mit diesem Projekt, sind es durch die chameleonhafte Verwandlung vielleicht noch mehr als jemals zuvor.

VÖ: November 2003

Spielzeit: 59:46 Min.

Line-Up:
Jarboe – Vocals

Scott Kelly – Guitar

Steve von Till – Guitar

Dave Edwardson – Bass

Jason Roeder – Drums

Noah Landis – Synths & Samples

Label: Neurot Recordings

Homepage: http://www.neurosis.com

Tracklist:
1. Within

2. His Last Words

3. Taker

4. Receive

5. Erase

6. Cringe

7. In Harm´s Way

8. Seizure

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