MY COLD EMBRACE: Hausgeist [Eigenproduktion]

Lasst das neueste große Ding von Nuclear Blast, Metal Blade und Co. im Regal stehen, hier kommen MY COLD EMBRACE!

Wer kann den Metal-Underground retten? Nuclear Blast? Metal Blade? Der Osterhase? Natürlich nicht. Dieser Tage weiß ich manchmal nicht, ob er überhaupt noch zu retten ist, wenn ich mir die ganzen neuesten Signings illustrer Labels ansehe und dabei feststellen muss, welche Bands noch immer ohne Deal rumlaufen. MY COLD EMBRACE haben aus der Not eine Tugend gemacht und veröffentlichen seit einigen Jahren großartige, eigenständige Death Metal-Scheiben, die qualitativ so manche große Band locker in die Tasche stecken.

Über drei Jahre nach dem Zweitling Katharsis, haben sich die Kassler von diversen Tiefschlägen erholt und veröffentlichen mit Hausgeist ihr bislang reifstes Werk. Dabei gibt es zwar deutlich weniger Ausflüge in Richtung Crustcore, mit Ausnahme des Titeltracks, aber ausgereiften und ausgewogenen Death Metal mit schwedischer Schlagseite, der zu begeistern weiß. Die Riffs treffen ins Schwarze, sind abwechslungsreich, werden mit Leadgitarren angereichert, die keine typischen Göteborg-Melodik inne haben, viel mehr vom Punk beeinflusst sind, ohne dabei primitiv zu wirken. Auch das Drumming ist ein schweres Kaliber. Schlagzeuger Dennis Dörfler spielt sehr kreativ und versiert, setzt gekonnt auf ungewöhnliche Betonungen und unterstreicht manche Passagen überraschend, ohne jemals den Song aus den Augen zu verlieren.

Der neue Mann am Mikro Dennis steht seinem Vorgänger Ernie in nichts nach, hat eine ebenso variable wie mächtige Stimme, ist aber deutlich traditioneller ausgerichtet. Traditioneller im Sinne von Death Metal. Das passt aber richtig gut zur Musik und gibt einen zusätzlichen Aggressionsschub. Das daraus resultierende Material ist sehr abwechslungsreich und spannend, reicht von schnellen, heftigen Songs wie Bloodwritten, The Isolated Society und Das Grüne führt ins Schwarze bis hin zu melodischen Nummern wie Ghost of Our Suicide und A Tear Shed and a Promise Made. Es kann jedoch niemandem verübelt werden, wenn er bei Apollo hängen bleibt, dem Track des Albums, auf dem alles vereint wird, was an dieser Band gut ist. Definitiv ein Übersong.

Jedes Lied weißt jedoch ein hohes Niveau auf, selbst wenn nicht jedes Stück sofort zünden will. Schade nur, dass der Gesamteindruck des Albums ein wenig zerfahren ist, eine klarere Linie im Albumaufbau und Hausgeist wäre sozusagen perfekt. Dafür ist genügend Leben auf dem 35minütigem Werk enthalten. Und das wird durch den mächtigen, wie rabiaten Mix von Jonas Kjellgren verstärkt. Ebenso gelungen: Das Booklet ist liebevoll aufgemacht und um die CD voll zu machen gibt es noch eine große Multimedia-Sektion, unter anderem mit einigen Videoclips. Die sind vielleicht nicht professionell aber durchaus unterhaltsam.

Hier noch eine Kaufempfehlung auszusprechen ist eigentlich unnötig, aber dennoch: MY COLD EMBRACE haben mit Hausgeist eine intensive, liebevolle und eigenständige Death Metal-Scheibe am Start, die sich Freunde dieser Musik nicht entgehen lassen dürfen. Lasst lieber das neueste große Ding von Metal Blade im Regal stehen und schickt 8 € plus Porto an Dirk Wettlaufer, Über der heiligen Eiche 3, D-34587 Felsberg-Neuenbrunslar und unterstützt diese Band!

Veröffentlichungstermin: 23. Februar 2008

Spielzeit: 35:13 Min.

Line-Up:
Dennis Hirth – Vocals
Dirk Wettlaufer – Guitar
Marco Reidelbach – Guitar
Tim Knödgen – Bass
Dennis Dörfler – Drums

Produziert von MY COLD EMBRACE und Nils Wiere
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.mycoldembrace.de

Email: info@mycoldembrace.de

Tracklist:
1. Bloodwritten
2. More or Less
3. The Isolated Society
4. Apollo
5. No More Headtrips
6. Hausgeister
7. Ghost of Our Suicide
8. Everything You´ve Wronged
9. Das Grüne führt ins Schwarze
10. A Tear Shed and a Promise Made
11. My Surf Embrace (Bonus Track)

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