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MISERY SPEAKS: Disciples of Doom

MISERY SPEAKS goes Deathrock. Eine "Vintage-Jeans", die den Münsteranern verdammt gut steht.

Auch für die Münsteraner MISERY SPEAKS dreht sich die Zeit unaufhaltsam weiter. Zwischen deutschen Artverwandten wie FEAR MY THOUGHTS, HEAVEN SHALL BURN, NEAERA und DEADLOCK sich immer wieder und wieder zu behaupten ist natürlich kräftezehrend, die Musiker haben das bisher allerdings gut weg gesteckt, mit einwandfreien Alben wie zuletzt Catalogue of Carnage vor nur fünfzehn Monaten. Aber um aus der Masse hervor zu stechen muss man sich auch etwas trauen und da kam der Ausstieg von Sänger Claus Ulka gerade richtig. Weil mit dem neuen Schreihals Przemek Golomb an Bord gelingt MISERY SPEAKS auch eine kleine Metamorphose.

Das Quintett macht es sich nun eher im Sumpf des Deathrock gemütlich und es fühlt sich so gut an, eine Band zu hören, von der man Anfangs befürchtete, dass sie irgendwann auf einem Trend mitreiten könnte, sich dann aber genau dagegen entscheidet. Die Tour mit ENTOMBED hat ihre Spuren hinterlassen. Disciples of Doom hat einen erfreulichen Touch von Wolverine Blues, auch ein wenig von härteren DOWN, von FEAR MY THOUGHTS natürlich auch und in Songs wie Obsessed und Fragile vernimmt man sogar deutlich den Geist von Damage Inc. Sagen wir so, das ist wie eine Jeans mit Löchern, die es im Laden zu kaufen gibt, richtig authentisch vintage sind nur die Klassiker. Weil das ist natürlich schon ein wilder Mix, der vor fünfzehn Jahren nicht möglich gewesen wäre, keine Frage. Aber der ist gut abgestimmt und ist trotz seiner Vielfalt auch recht homogen.

MISERY SPEAKS sind nach wie vor die jungen Wilden, erwachsener sind sie aber trotzdem geworden, in Form von Songwriting, von Arrangements, von königlichen Riffs. So ist ein gnadenlos altmodisch sägender Song wie End Up in Smoke direkt vor dem anfangs eher ruhigem A Road Less Travelled locker möglich und auch zwischen den Old-School-METALLICA-Hommagen Obsessed und Fragile fügt sich der doomig rockende Achtminüter Black Garden optimal ein. Und dass die Band in Into the Unknown von MISERY SPEAKS geliebte Gitarrenduelle noch frecher klaut, als es auf den letzten DISMEMBER-Alben zu hören ist, ist schon wirklich sehr sympathisch. Dennoch liegt das Hauptaugenmerk bei Disciples of Doom auf groovigem Deathrock, ein gänzlich neues Terrain für MISERY SPEAKS, aber sie beherrschen das recht gut, bei den Vorgängeralben mit derart sauberen spielerischen Darbietungen keine Frage.

Anteil am Gelingen der Operation Disciples of Doom hat vor allem der neue Sänger Przemek, der deutlich tiefer und altmodischer und räudiger brüllt als sein Vorgänger. Und auch die Produktion von Jonas Kjellgren ist hervorragend, schön druckvoll und dreckig, mit einem Gitarrensound, bei dem man jede Röhre hören kann. Wären nur ein paar Längen, gerade in den langsameren Songs, wie dem Titeltrack ausgemerzt worden, MISERY SPEAKS hätten wieder ohne wenn und aber überzeugen können. Somit ist Disciples of Doom klar ihr mutigstes und wichtigstes Album, aber hätten sie sich ein wenig mehr Zeit genommen, wäre wieder eine makellose Hitscheibe heraus gekommen. Freunde der Band sollten ob der Kurskorrektur vorsichtig sein, Fans von altem schwedischen Deathrock und Death Metal müssen aber unbedingt ein Ohr riskieren.

Veröffentlichungstermin: 24. April 2009

Spielzeit: 49:09 Min.

Line-Up:
Przemek Golomb – Vocals
Stephan Gall – Guitar
Florian Füntmann – Guitar
Martin Großmann – Bass
Janosch Rathmer – Drums

Produziert von Jonas Kjellgren
Label: Drakkar Records

Homepage: http://www.miseryspeaks.com

MySpace: http://www.myspace.com/miseryspeaks

Tracklist:
1. Out of the Unknown…
2. Burning Path
3. End Up in Smoke
4. A Road Less Travelled
5. Disciples of Doom
6. Obsessed
7. Black Garden
8. Fragile
9. The Swarm
10. Into the Unknown

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