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MIRROR OF DECEPTION: The Estuary

Sodele, genug geschwätzt, für mich ist “The Estuary” ihr bisher bestes Album!

Geht es bei Musikfreaks um deutsche Doom-Bands, dann fallen unweigerlich die Namen DAWN OF WINTER und natürlich MIRROR OF DECEPTION. Bei Leuten, die nicht tief in dieser Szene verwurzelt sind, stehen diese sicher ganz vorn im Bekanntheitsgrad. Wo erstere einfach nach Laune alle paar Jahre mal wieder eine Scheibe raus bringen, weil sie halt Lust haben, wie zuletzt beim starken “Pray For Doom“, haben MIRROR OF DECEPTION ein anderes Päckchen zu tragen. Geliebt von der internationalen Doom-Szene, Gitarrist Jochen natürlich geschätzt für sein selbst gesetztes Denkmal, das DOOM SHALL RISE-Festival, haben es die Schwaben nicht so leicht. Immer kurz vor dem nächsten Schritt Änderungen in der Band, immer wieder ein Break. Dass die Bandköpfe Jochen und Siffi weiter und weiter an ihr Ding glauben, das ist nun wirklich Doom und verdient tiefsten Respekt!

MIRROR OF DECEPTION verdienen Respekt. Nicht nur für ihre Musik, auch für´s sture Weitermachen

Ganze 8 Jahre ist es nun her, dass “A Smouldering Fire” erschienen ist. Wieder ein Break, nach 10 Jahren die Rhythmsection weg, der übliche Teufelskreis. Seit 2015 gibt es eine neue mit Hans (GRAND FINAL STAND, ANIMAL ZERO) und Rainer (UNDERTOW), die vier Jungs sind zusammengewachsen. Und das zeigen sie eindrucksvoll! “Splinters” kommt laut und fordernd, wir ein klares Statement, wir sind stärker denn je! Offensichtlich! Beim metallischen “Orphans” zeigen sie das erneut. Eine klare Live-Hymne, bei der sich die Doomer garantiert singend in den Armen liegen. Was “United” für die Alt-Rocker oder “In Union We Stand” für die alten Thrasher waren, das könnte dieser starke Song für die Doomgemeinde sein. Geschmückt wird er durch diese typischen MOD-Melodien, verspielt, sentimental, zum Mitsummen. Doch, zu gut kann man sich vorstellen, wie die Doom-Freaks hier abgehen, vor und auf der Bühne. Bisher war ja immer noch “Weiß” mein Fave, das ändert sich dann wohl jetzt.

MIRROR OF DECEPTION liefern mit “Orphans” eine echte Doom-Hymne

“At My Shore” lässt wenig Luft zum Atmen. Baut sich ebenfalls laut auf, ohne gleich Eindruck zu hinterlassen. Zu Glück fällt er aber kurz zusammen, der gehauchte Sprechgesang gibt Siffi eine neue Klangfarbe, sehr cool. Hinterfragt man diesen ersten Eindruck etwas, dann hört man genauer hin. Und eben dann fällt die nun ja nicht mehr so neue Rhythmsection auf. Im Verlauf des sich windenden Songs zeigen sie Gesicht, man hört besser genau zu, wie viel die Jungs zum Song beitragen. Der Song in sich erzählt eine Geschichte, die jeder einzelne mit trägt. “Magnets” überzieht es etwas mit der Fülle, nur der Ausklang lässt kurz aufhorchen. “To Drown A King” lädt ein zum gepflegten Doom-Dancing, bringt im Refrain fast eine Portion Helden-Metal mit. Schlimm? Nöö, passt! “To Dust” droht auch etwas im Staub unterzugehen, baut dann aber doch auf, indem es sich zurück zieht. Hier werden, nicht nur durch Siffis Sprechgesang, Verweise deutlich Richtung den niederländischen Doom-Death-Kumpels von OFFICIUM TRISTE.

“The Estuary” zeigt sich mit ganz neuen Klangfarben und bleibt trotzdem typisch MOD

Mit “Divine” lassen mich MIRROR OF DECEPTION wie eigentlich immer schon an Bands wie die ganz frühen SOLSTICE oder auch ACRIMONY denken. Sollte man mal wieder rausziehen. Mach ich aber nicht, “The Estuary” bleibt in der Dauerschleife. Auch wegen dem weiteren Highlight, “Immortal”! Dort wird deutlich, dass Produzent Michelle (END OF GREEN) neben seinen Backings auch einige Spuren hinterlassen hat. Teile des Songs hätten auch gut auf deren “Void Estate” gepasst. Wenn man weiß, wie lange beide Bands schon einen gemeinsamen Weg gehen, dann ist es durchaus willkommen, Parallelen herauszuhören. Das Gothic-mäßige Gitarrengeschrubbe, die ausdrucksstarken Spoken Words, beides steht der Band gut und gibt ihr eine neue Klangfarbe. Der Refrain kommt typisch MOD, die Fäuste gehen nach oben, die langsam mitswingende Doomgemeinde wird sich live heiser singen und sich dabei in den Armen liegen.

MIRROR OF DECEPTION liefern auf “The Estuary” einige echte Doom-Hits

MIRROR OF DECEPTION waren rein musikalisch nie so wirklich komplett meins, die Gitarrenmelodien zu niedlich, zu präsent, irgendwas hat mir gefehlt. Das Interesse an der Band bestand eher aus der Liebe zu den Jungs dahinter und was sie für die (nicht nur) deutsche Doom-Szene bedeuten und bewirken. Mit “The Estuary” hingegen haben sie mich zum ersten Mal wirklich gepackt! Hier stimmt schlichtweg alles, um ihre Fans glücklich zu machen und, ebenso wichtig, neue hinzuzugewinnen. Dazu trägt auch der kraftvolle Sound bei, der die Songs direkt in die Magengrube drückt. So fett haben MOD und ihre Songs noch nie geklungen. Und die klingen trotz ein paar Querverweisen immer eindeutig nach MOD. Hört man einen Song, dann weiß man, er kann nur von MIRROR OF DECEPTION sein.

Sodele, genug geschwätzt, für mich ist “The Estuary” ihr bisher bestes Album!

Veröffentlicht: 09.11.2018

Spielzeit: 44:58 Min.

Lineup:
Michael Siffermann – Gesang, Gitarre
Jochen Fopp – Gitarre
Hans Schwager – Bass, Gesang
Rainer Pflanz – Schlagzeug, Gesang

Produziert: Michelle Darkness

Label: Eigenproduktion

Website: http://www.mirrorofdeception.de

Mehr im Web: https://mirrorofdeception.bandcamp.com

Die Tracklist zu “The Estuary”:

1. Splinters
2. Orphans
3. At My Shore
4. Magnets
5. To Drown A King
6. To Dust
7. Divine
8. Immortal

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