MELOTRON: Weltfrieden

Auf dem Präsentierteller meiner Stereo-Anlage befindet sich nun schon seit längerem dieses Album der Deutschen MELOTRON, die mit „Weltfrieden“ vor allem zwei Dinge dokumentieren: 1. Synthie-Pop ist schön, und 2. Synthie-Pop ist flach und scheiße.

Auf dem Präsentierteller meiner Stereo-Anlage befindet sich nun schon seit längerem dieses Album der Deutschen MELOTRON, die mit „Weltfrieden“ vor allem zwei Dinge dokumentieren: 1. Synthie-Pop ist schön, und 2. Synthie-Pop ist flach und scheiße.

Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich dieses Werk bewegt, ein sehr schmaler. Ein Hiddentrack gleich am Anfang legt los mit Stumpf-Techno, dann kommt „Welt du bist so still“, und man wähnt sich im falschen Film, da man freiwillig niemals in solch kitschige und plakative Filme gehen würde, die folgendes darstellen: Bin auf der Suche nach mir selbst – nach der Antwort auf meine Fragen – das ist alles, was ich will – Welt du bist so still – es gibt so viele Fragen – wo finde ich das Ziel?

Das ist platt, einfach platt, und so war ich zunächst versucht, die Platte in die Ecke zu schmeißen und mit den Füßen darauf herumzutrampeln, besah mich aber eines besseren und gewöhnte mich langsam an den Kitsch, an die Melodien, die mal an deutsche Schlager („Wach auf“), mal an Reinhard Mey erinnern (bis man merkt, daß „Lilienthals Traum“ tatsächlich eine Mey-Coverversion ist). Der angesprochene schmale Grat wird bei diesen beiden Stücken tatsächlich deutlich in Richtung gequirlter Mist verlassen, da sie auch textlich mehr als gruselig sind (wobei man Herrn Mey noch einen gewissen Nostalgie-Charme abgewinnen kann). Sieht man über derlei Schrott aber hinweg, verstecken sich in diesen siebzig Minuten Musik kleine Perlen rein elektronischer Pop-Musik: allen voran das bombastische „Brüder“ (bei dem ich mich allerdings frage, warum hier nur die Brüder in die Freiheit dürfen und nicht auch die Schwestern), das wunderschöne „Folge mir ins Licht“ oder das witzig-sentimentale „Glücklich“. EBM-Fetischisten kommen mit „Wir sind!!!“ und „Ich tanz die Welt für dich“ ebenfalls auf ihre Kosten.

Es ist schwer, ein Urteil zu fällen. „Weltfrieden“ gibt sich äußerst ambivalent – mal möchte man kotzen und wähnt sich in der ARD-„Wunschbox“, mal findet man sich träumend oder tanzend vor der Anlage wieder. Rein objektiv gesehen ist das Album sicherlich gut produziert, aber die Genialität von beispielsweise MIKRON 64, bei denen wirklich jedes Stück herzerweichend schön ist, erreichen MELOTRON nicht einmal ansatzweise; dafür sind sie zu plakativ. Wer aber sowieso schon wenig Wert auf fehlende Plakativität legt, dem sei „Weltfrieden“ wärmstens empfohlen.

VÖ: 16.09.2002

Spielzeit: 71:38 Min.
Label: SPV

Homepage: http://www.melotron.de

Tracklist:
0. Der kleine Unterschied

1. Welt du bist so still

2. Gib mir alles

3. Wach auf

4. Wir sind!!!

5. Digital

6. Folge mir ins Licht

7. Lilienthals Traum

8. Brüder

9. Stille

10. Reich aus Glas

11. Ich tanz die Welt für dich

12. Wohin?

13. Glücklich

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