MELOTRON: Folge mir ins Licht [MaxiCD]

Diese Single verdeutlicht: MELOTRON haben billige elektronische Rhythmen, einen durchschnittlichen Sänger, ungeheuer platte Texte und beinahe soviel Schmalz wie der diesjährige Grand Prix d´eurovision de la chanson-Vorentscheid.

Es ist nicht oft so, daß Künstler dann bekannt werden, wenn sie wirklich gut sind. Im Falle der aktuellen WOLFSHEIM-Single „Kein Zurück“ ist das der Fall, denn hier trifft ein ausgezeichnetes Elektro-Pop-Stück auf einen Sänger, der sein Handwerk versteht. MELOTRON hingegen werden den Status WOLFSHEIMs nie erreichen, wofür vor allem der Umstand verantwortlich ist, daß spätestens beim dritten Durchlauf der Stücke von MELOTRON ein Effekt einsetzt, den man bei guten Bands erst nach dreihundertsten Durchlauf feststellt: Übelkeit; man hat es zu oft gehört, es kommt zu allen Poren wieder raus aus dem genervten Körper.

„Folge mir ins Licht“, die zweite Single aus dem aktuellen Album „Weltfrieden“, das ich vor kurzem noch in einem Anfall akuter geistiger Umnachtung stellenweise als gut kategorisiert hatte, ist dann auch eine Zumutung, schon beim ersten Hören. Daß hier gleich vier unveröffentlichte Tracks zu finden sind, mag für Fans der Band ein Segen sein, für Musikliebhaber hingegen ist es ein Fluch, erst recht, wenn man den Krampf noch besprechen soll. Nun gut, von Anfang an:

Das Titelstück liegt gleich in zwei Versionen vor und bietet eine durchaus schöne Melodie im Refrain, verklebt aber im Laufe der vier Minuten der Radio-Version bereits alles durch seine nervige Süßlichkeit. Der „verdiente Mix des Volkes“ dann ist unerträglich, weil er länger ist als die Radioversion. Noch länger. Glaubt man nun, dem Schrecken entronnen zu sein, kommt „Du“ – und man schreit entsetzt: „Ich?“ Nein, keine Angst, dieses Kleinod musikalischer Grausamkeit plätschert völlig teilnahmslos am Ich vorbei. „Tabak“ ist dann ein Instrumental wie der Rauch der titelgebenden Droge: ekelhaft, trivial. Mit „Mir wird kalt“ folgt ein netter Schlager, und „Viel zu früh“ kommt als Ende des Ganzen viel zu spät und klingt wie Andy Borg. Geschafft.

Falls es nun manchen an Argumenten mangelt, sei denen gesagt: MELOTRON haben billige elektronische Rhythmen, einen durchschnittlichen Sänger, ungeheuer platte Texte und beinahe soviel Schmalz wie der diesjährige Grand Prix d´eurovision de la chanson-Vorentscheid. Wie ich das vor ein paar Monaten noch nicht habe erkennen können, ist mir schleierhaft; vielleicht nun ein Grund, dieser Single einen Nutzen zusprechen zu können.

Spielzeit: 28:18 Min.

Line-Up:
Andy Krüger

Edgar Slatnow

Kay Hildebrandt

Produziert von Kay Hildebrandt, Olaf Wollschläger
Label: Synthetic Symphony/SPV

Homepage: http://www.melotron.com

Tracklist:
1. Folge mir ins Licht (Radio-Version)

2. Folge mir ins Licht (Verdienter Mix des Volkes)

3. Du

4. Tabak

5. Mir wird kalt, wenn ich an dich denke

6. Viel zu früh

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner