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MARIANAS REST: Auer

MARIANAS REST lassen auf “Auer” mehr Wärme zu als in der Vergangenheit und doch ist der Melodic Doom-Death nach wie vor weit entfernt von grenzenlosem Optimismus.

Wenn Asche vom Himmel regnet, dann ist dort immerhin etwas, das das Licht durchdringen kann. Für Frontmann Jaakko Mäntymaa klingen diese einleitenden Zeilen fast schon optimistisch. Eigentlich kennen wir MARIANAS REST ja von einer ganz anderen Seite: „Fata Morgana“ (2021) erstickte seinerzeit jeglichen Frohsinn im Keim, während die Finnen geradezu verzweifelt nach einem kleinen Hoffnungsschimmer suchten.

Dass sie ihn zum Ende hin sogar womöglich gefunden haben, bestätigt nun „Auer“, das zwar am grundlegenden Rezept nicht rüttelt, dem Melodic Doom-Death des Sextetts allerdings mehr Sonne zugesteht. Ein aufbauendes Album ist das vierte Werk dadurch selbstredend noch lange nicht, und doch finden die tragenden Melodien, welche das massive und erdrückende Fundament bei der Hand nehmen, nun regelmäßig die Schönheit in der Tristesse.

MARIANAS REST lockern den Würgegriff in regelmäßigen Abständen

So öffnet sich der Titeltrack zur Hälfte dank eingestreuter unverzerrter Gitarren, bevor eine recht geradlinige Leadgitarre den Weg nach vorne weist. Wie schon beim Vorgänger harmonieren diese eingängigen Stilmittel hervorragend mit Sänger Jaakko Mäntymaas einschneidenden Screams, die stets einen Hauch Verzweiflung in sich tragen. Anstatt uns jegliche Luft zu rauben, lockern MARIANAS REST diesmal jedoch ihren Würgegriff in regelmäßigen Abständen, was „Auer“ mehr Dynamik verleiht, als es angesichts des homogenen Ansatzes haben dürfte.

So erinnert das mächtige Riffing in „Diseased“ anfangs an ältere THE OCEAN, bis uns Gitarren und Keyboards am Ende doch versöhnlich in die Arme schließen. Das Spiel mit den Kontrasten beherrscht die Formation weiterhin, obgleich die Extreme nun nicht mehr ganz so weit ausgelotet werden. Was „Auer“ somit an Zugänglichkeit gewinnt, verliert es hinsichtlich Intensität: Gerade die warmen, fast schon süßlichen Melodien in „The Ground Still Burns“ sowie „Light Reveals Our Wounds“ wollen nicht wirklich unter die Haut gehen. Hier kratzen MARIANAS REST nurmehr an der Oberfläche, was angesichts der sonst so packend arrangierten Titel doch verwunderlich ist.

Von grenzenlosem Optimismus sind MARIANAS REST auf “Auer” nach wie vor weit entfernt

Zumal die Band im weiteren Verlauf wieder zu alter Form findet. Nach dem neunminütigen „The Hanging Blade“, wo Keyboard und Gitarren genau die richtige Balance aus unaufgeregter Schwermut und Sehnsucht transportieren, gipfelt „Auer“ in einem großen Finale: Mit MY DYING BRIDE-Sänger Aaron Stainthorpe, der u.a. William Ernest Henleys Gedicht „Invictus“ rezitiert, packt uns das abschließende „Sirens“ doch nochmal da, wo es weh tut. Der zerrissene Klargesang Stainthorpes, der verzweifelte Ausbruch Mäntymaas – in diesen Minuten verstehen wir plötzlich, was uns der Sänger mit seinen einleitenden Worten zu verstehen geben wollte.

Wenn das Licht durch den Ascheregen bricht, dann spendet es nicht nur Wärme, sondern zugleich Hoffnung. Was auf „Fata Morgana“ (2021) noch rar gesät war, rückt nun deutlicher in den Fokus. Das macht MARIANAS REST einerseits leichter verdaulich, doch zugleich weniger vereinnahmend. Immerhin: Von grenzenlosem Optimismus sind die sechs Musiker nach wie vor weit entfernt.

Veröffentlichungstermin: 24.03.2023

Spielzeit: 54:09

Line-Up

Jaakko Mäntymaa – Vocals
Harri Sunila – Guitar
Nico Mänttäri – Guitar
Nico Heininen – Drums
Niko Lindman – Bass / backing vocals
Aapo Koivisto – Keyboards

Produziert von Teemu Aalto und Svante Forsbäck (Mastering)

Label: Napalm Records

Homepage: https://www.marianasrest.com/
Facebook: https://www.facebook.com/marianasrestofficial/

MARIANAS REST “Auer” Tracklist

1. Auer
2. Diseased (Video bei YouTube)
3. Light Reveals Our Wounds (Video bei YouTube)
4. White Cradle
5. The Ground Still Burns
6. Fear Travels Fast
7. The Hanging Blade
8. Sirens (feat. Aaron Stainthorpe) (Video bei YouTube)

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