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MARIANAS REST: Fata Morgana

Mit ihrem melodischen Doom-Death verlassen sich MARIANAS REST auf erprobte Stilmittel. Die Rechnung geht allerdings auf, da “Fata Morgana” bei Atmosphäre und Melodieführung punkten kann.

„Pray this night will never end.” Den Optimismus haben MARIANAS REST schon längst begraben, als uns Sänger Jaakko Mäntymaa in „Pointless Tale“ mit diesen bedeutungsschwangeren Zeilen den Boden unter den Füßen wegzieht. Hoffnung und Lebensfreude sind weit entfernt. „Fata Morgana“ dreht sich auf emotionaler Ebene vor allem um eines: Enttäuschung.

Der Titel verrät es ja bereits, musikalisch ziehen uns die Finnen schon nach wenigen Minuten ins kalte Grab hinab. So bedrückend die acht Songs des Albums sein mögen, so viel Atmosphäre haben sie. MARIANAS REST wollen uns mit ihrem Doom-Death auch gar nicht zermürben. Frontmann Jaako mag noch so kalt knurren, noch so verzweifelt gen Himmel schreien, die Gitarren stemmen sich dem verbitterten Frontmann mit aller Kraft entgegen. „Fata Morgana“ ist durchzogen von trostspendenden Harmonien und warmen Melodiebögen, als suchte das Duo Nico Mänttäri und Harri Sunila den Himmel nach einem kleinen Lichtstrahl ab.

Die Melodie ist immer der zentrale Protagonist von “Fata Morgana”

Ein solcher blitzt immer wieder durch die dichte Soundwand, besonders wenn Aapo Koivisto warme und flächige Synthesizer ausbreitet oder Gastsängerin Lindsay Matheson in „Glow From The Edge“ sphärische Backgroundchöre beisteuert. Und doch ist trotz massiver Riffwände immer die Melodie der zentrale Protagonist. Vom grundlegenden Ansatz her unterscheiden sich MARIANAS REST daher gar nicht so sehr von den Genre-Kollegen DÉCEMBRE NOIR, welche der Leadgitarre eine ähnlich wichtige Position einräumen.

Gerade aufgrund der Keyboards bleibt „Fata Morgana“ aber atmosphärisch etwas getragener. Selbst wenn „Pointless Tale“ zu Beginn das Tempo anzieht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Musik der Nordeuropäer öffnet und im Finale sogar dezenten Streicher-Arrangements den Weg ebnet. Selbstverständlich nur zeitweise, denn irgendwo wartet schon das nächste tonnenschwere Riff, um uns den Wind aus den Segeln zu nehmen. „The Weight“ beginnt konsterniert und schwerfällig – ein echter Doom-Brocken -, walzt dann aber in bester Post Metal-Manier über uns hinweg, ohne die ambivalente Atmosphäre des Albums zu opfern.

MARIANAS REST verlassen sich auf erprobte Stilmittel – mit Erfolg

Es ist nicht der einzige Vorstoß in andere Gefilde: Im Titeltrack flankieren MARIANAS REST ihren melancholischen Post Doom mit angeschwärzten Vocals, die auch deshalb so tief ins Fleisch schneiden, weil die Band zwischendurch die Intensität gezielt rausnimmt. Das mag ein erprobtes Rezept in diesem Genre sein, ist aber nach wie vor effektiv. Zumal das unheilschwangere „Advent of Nihilism“ uns mit eisernem Griff gefangen hält, bevor im starken Finale „South of Vostok“ zum Schluss doch noch ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke bricht.

Die Nacht möge nie enden, hoffte ein verbitterter Fronter Jakko eine knappe Dreiviertelstunde zuvor. Nun am Ende der Reise kommen doch erste Zweifel auf: Die versöhnliche Stimme von Backgroundsängerin Lindsay Matheson holt uns ab und trägt uns zusammen mit der Leadgitarre davon, während die anfängliche Gewissheit des Sängers zu bröckeln beginnt: „South of Vostok“ mag der Endpunkt einer bedrückenden Reise ins Dunkel sein. Womöglich ist er jedoch auch der Beginn eines neuen Kapitels.

Veröffentlichungstermin: 12.03.2021

Spielzeit: 53:50

Line-Up

Jaakko Mäntymaa – vocals
Nico Mänttäri – guitar
Harri Sunila – guitar
Aapo Koivisto – keys
Niko Lindman – bass
Nico Heininen – drums

Produziert von Teemo Aalto und MARIANAS REST; Svante Forsbäck (Mastering)

Label: Napalm Records

Homepage: https://www.marianasrest.com/
Facebook: https://www.facebook.com/marianasrestofficial

MARIANAS REST ”Fata Morgana” Tracklist

1. Sacrificial
2. Glow From the Edge (Video bei YouTube)
3. Pointless Tale (Lyrics-Video bei YouTube)
4. The Weight
5. Horrokseen
6. Fata Morgana
7. Advent of Nihilism
8. South of Vostok (Video bei YouTube)

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