Manchmal kommen sie aus dem Nichts. Und trotz Labeldeal und Überraschungsrelease steckt hinter INTERLOPER wahre DIY-Ethik. Im Pandemiejahr 2020 nahm das Trio ihre Debüt-EP „A Revenant Legacy“ komplett in Eigenregie auf und gaben das Resultat einzig für Mix und Mastering aus den Händen. Ein wenig hört man das schon: Der dicht arrangierte und moderne Progressive Metal des Trios könnte eine Spur mehr Klarheit vertragen – hier hätte ein professionelles Aufnahmestudio vermutlich Wunder gewirkt.
Ein kleines Manko, das INTERLOPER durch ihre stilistische Vielfalt aber locker wettmachen. Flitzende Gitarren, vielschichte Klangebenen, futuristische Synthesizer – „A Revenant Legacy“ hat all das und noch mehr. Der Gesang von Gitarrist Andrew Virrueta ist so variabel wie die Musik selbst: „Wishful Thinking“ walzt mächtig los, während uns die markigen Growls an die Wand drücken. Der Wechsel zum fast schon sphärischen Klargesang erfolgt mühelos und erinnert andernorts dank der Postproduktion sogar dezent an THE CONTORTIONIST. Im Opener „An Emerald Flame“ kratzt die Stemme des Frontmanns dagegen kurzzeitig gar ein wenig wie THE OCEANs Loïc Rossetti.
INTERLOPER halten ihre Songs kompakt
Diese Vielschichtigkeit spiegelt sich in der Musik, die oft ähnlich elegant zwischen futuristischem Progressive Metal und Death Metal-Spitzen balanciert, wie es LAST CHANCE TO REASON getan haben. Die Melodiebögen in „Hand In Hand“ könnten wiederum NOVELISTS FR kaum besser schreiben.
Ähnlich wie diese halten INTERLOPER ihre Songs kompakt. Obwohl viel passiert, kommen die Kompositionen nie über viereinhalb Minuten hinaus. Das ist schade, da die fünf Tracks von zusätzlichem Raum durchaus profitieren würden. Dass das Material auf „A Revenant Legacy“ über mehrere Jahre entstanden ist und nun gesammelt veröffentlicht wurde, ist den Stücken anzumerken. Hier und da wirken die Kompositionen wie Auszüge oder Ideen, die ihr Potenzial noch nicht ganz entfaltet haben.
Als erstes Lebenszeichen ist “A Revenant Legacy” beachtlich
Wie INTERLOPER damit umgehen, wird mit Blick auf das folgende Debütalbum spannend sein. Als erstes Lebenszeichen ist „A Revenant Legacy“ durchaus beachtlich, nicht nur aufgrund der DIY-Ethik, sondern weil hier etwas Großes heranreifen könnte. Und das hätten wir ohne den Labeldeal garantiert nicht kommen sehen.
Veröffentlichungstermin: 08.01.2021
Spielzeit: 19:53
Line-Up
Andrew Virrueta – Vocals, Guitar
Miles Dimitri Baker – Gitarre
Aaron Stechauner – Schlagzeug
Produziert von INTERLOPER und Joey Virrueta (Mix und Mastering)
Label: Nuclear Blast
Facebook: https://www.facebook.com/InterloperOfficial
INTERLOPER “A Revenant Legacy” Tracklist
1. An Emerald Flame
2. Silence (Visualizer bei YouTube)
3. Wishful Thinking
4. Hand in Hand
5. Glasshouse