INFLICTION: The Faint Smell of Suicide

Italien setzte ich immer mit einem schwer entwicklungsbedürftigen Land in Sachen extremer Musik in Verbindung; es wurde Zeit dass ich vom Gegenteil überzeugt wurde.

Ich habe mich wieder mal getäuscht: Der Name INFLICTION kam mir sehr bekannt vor und ich wollte diese Band in die Ecke der ATHEISTen einordnen, doch irgendwie war ich auf dem falschen Dampfer. Die ersten Takte des Openers A Credit to Dementia ließen mich blöd aus der Wäsche schauen und vermuten, bei den Italienern handle es sich um die nächste gesichtslose melodische Death Metal Band. Doch spätestens nach anderthalb Minuten bei dem an MESHUGGAH angelehnten Riff wurde mir klar: Hier hat sich doch eine spröde Originalität eingeschlichen. Und als der großartige, progressive Refain ertönte, war es um mich geschehen, denn diese Band hat eindeutig verblüffendes Talent und eine große Zukunft vor sich.

Vielleicht sind INFLICTION durch ihre sperrigen Breaks und Tempiwechsel für Otto-Normalhörer zu verworren, aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sollte schnell die Klasse der Musik bewusst werden. Von thrashigen Moshparts und Blast-Attacken bis hin zu Akkustik-Parts und melancholischen Melodien reicht die Bandbreite des italienischen Sextetts. Doch niemals verlieren sich INFLICTION im Sumpf der undurchdringlichen Arrangements. Nicht mal Anspieltipps kann ich geben, denn sämtliche Songs sind absolut ebenbürtig und stellen einen wichtigen Teil des Ganzen dar.

Wenn ihr mit Frickeleien und Keyboards nichts anfangen könnt, solltet ihr allerdings die Finger von The Faint Smell of Suicide lassen, denn oftmals übernehmen diese Puzzleteile eine tragende Rolle im Sound des Albums. Doch die Songs wirken niemals überladen, trotz der mannigfaltigen Einflüsse: Hier werden ebenso OPETH wie alte DARK TRANQUILLITY und MESHUGGAH verbraten und dennoch wird immer Raum für Luft gelassen; jedes Instrument darf zu gegebener Zeit mal in den Vordergrund. Besonders abwechslungsreich ist der Gesang gestaltet, auch weil illustrierte Gäste (von MÖRK GRYNING, ANCIENT und NIGHT IN GALES) ihre Stimmen beisteuern durften.

Italien setzte ich immer mit einem schwer entwicklungsbedürftigen Land in Sachen extremer Musik in Verbindung; es wurde Zeit dass ich vom Gegenteil überzeugt wurde. INFLICTION haben dies mit ihrem Debüt locker geschafft und lassen auf weitere hochkarätige Acts aus dem Stiefel hoffen. Das Artwork ist genauso modern wie die druckvolle Produktion und rundet diese gelungene Scheibe nochmals ab. Ich kann euch, sofern ihr auf Death Metal jenseits der Konformität steht, nur eine Kaufempfehlung aussprechen.

Spielzeit: 45:15 Min.

Line-Up:
I.R. – Mouth, Mind & Samples
Gianluca – Acoustic, Lead & Rhythm Guitar
Ricky – Rhythm Guitar
Hilo – Bass
Jan – Keys & Samples
Chris Z. – Drums & Percussion

Label: Voice of Life Records

Homepage: http://www.voiceoflife.de

Tracklist:
1. Intro
2. A Credit to Dementia
3. Aoul Quake Bizarre
4. As Coward Meets Coward
5. The Faint Smell of Suicide
6. Prelude
7. The Blood that I Crave
8. Hypochrist
9. Unmorning
10. Pleasure Called Hate
11. Vanish Point

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