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EXHORDER: The Law

Thrash. Das könnte eigentlich ein vollkommenes, ausreichendes und zutreffendes Review für EXHORDERs „The Law“-Geniestreich sein. Doch hat das Album ein paar Worte mehr zu einem damals beinahe untergegangenen, inzwischen in Thrasherkreisen auch preislich hoch gehandelten Monster von einem Album verdient.

Thrash.

Das könnte bis hierhin eigentlich ein vollkommenes, ausreichendes und zutreffendes Review für EXHORDERs „The Law“-Geniestreich sein, wenn die Hell of Fame nicht auch Heimat nostalgischer Schwärmereien und wortreicher Schwelgereien wäre. Und so seien ein paar Worte mehr zu einem damals beinahe untergegangenen, inzwischen in Thrasherkreisen auch preislich hoch gehandelten Monster von einem Album gesagt.

EXHORDER mussten – anders als ihre ebenfalls aus New Orleans stammenden Kollegen – nicht erst Glamrock machen, um zu erkennen, dass Musikmachen dann am meisten Spaß bringt, wenn man seinen Instrumenten die heftigsten Riffs, die härtesten Beats bzw. seiner Kehle die krassesten Schreie entlockt. Und so erblickte zeitgleich mit „Vulgar Display of Power“ (welches damals übrigens von einem führenden deutschen Musikjournalisten als Powermetal eingestuft wurde, hehe…the times, they are a´changing…) mit „The Law“ eine Lehrstunde in Sachen Aggressivität, Härte und Kompromisslosigkeit das Licht der Welt. Klar, in punkto Schnelligkeit hatte da die Deathmetal- und Grindszene den Thrash schon längst hinter sich gelassen, doch EXHORDER haben auch keine Hasenrammeldrums und Speedpickings nötig gehabt, um das musikalische Äquivalent zu einem Vorschlaghammer im freien Fall zustande zu bringen. Lieber rotzen die Gitarristen einem ein Mörtelriff nach dem anderen vor die Füße, lieber bearbeitet Drummer Chris Nail sein Kit mit der Wucht und der Präzision eines Marschflugkörpers (obwohl dieser Vergleich angesichts fehlgeleiteter Missiles in den Kriegen auf dieser Welt trotz anderslautender Propaganda mehr als hinkt, sollte man vielleicht nicht unerwähnt lassen, auch wenn EXHORDER selbst in der Fuck You-Liste Atomwaffengegner und sonstiges linkes „Pack“ aufgeführt haben). Lieber schreit Kyle Thomas, ohne dabei in Grunzen oder Keifen abzugleiten.

EXHORDER verbinden langsame Riffs mit Hochgeschwindigkeitsböllern

Was „The Law“ dabei von all den damals wie heute aktiven Thrashbands unterscheidet, ist die Art, wie sie auch langsame Riffs mit Hochgeschwindigkeitsböllern verbinden. Besonders gelungen ist dies bei der BLACK SABBATH-Adaption „Into the Void“, wo den Iommi-Riffs gezeigt wird, wie sie WIRKLICH heavy klingen können, aber auch „The Unforgiven“ (der Übersong des Albums) und „(Cadence of) The Dirge“ werden durch dieses langsam walzende Element zu unverwechselbaren Mördersongs. Und selbst die immer wieder bei „Soul Search Me“, „The Truth“, „The Law“ und dem eben erwähnten „(Cadence of) The Dirge“ auftauchenden Akustikgitarren tragen zur finsteren Atmosphäre bei, ohne der sonst vorherrschenden Aggressivität abträglich zu sein. Lange vor MACHINE HEAD und deren Klone setzten EXHORDER Groove und Herabsetzung des Tempos zur Steigerung der Heaviness ein, wobei sie dennoch stets von dem, was heute allgemein unter Nu-Metal verbucht wird, weit entfernt waren. Die neun Songs des Albums wären schlichtweg zu heftig, um in einer Zappelbude zu laufen, vielmehr verspürt man den unwiderstehlichen Drang, dem Kopf eine kräftige Bang-Kur zu verpassen und sich unversehens in den nächstgelegenen Moshpit zu stürzen. Hell Yeah! Einziger Minuspunkt: der auch für damalige Studioverhältnisse unerträglich höhenlastige Gitarrensound.

EXHORDER lösen sich nach “The Law” auf

Natürlich ist es schade, dass sich EXHORDER nach „The Law“ auflösten, andererseits hat so ein Abgang (auch wenn die Bandtrennung intern alles andere als friedlich abgelaufen sein soll Gerüchten zufolge) mit so einem Killeralbum den Stil, den mal eben reurinierte Bands oder zu Schatten ihrer Selbst verkommene alte Helden schlicht und einfach nicht haben. Zu wünschen wäre einzig eine Wiederveröffentlichung dieses Klassikers, da die Preise bei E-Bay für „The Law“ teilweise wirklich nicht mehr feierlich sind.

Tracklist:

Soul Search Me

Unforgiven

I Am the Cross

Un-Born again

Into the Void

The Truth

The Law

Incontinence

(Cadence of) The Dirge

Line-Up:

Kyle Thomas – Gesang

Vinnie Labella – Gitarre

Jay Ceravolo – Gitarre

Frankie Sparcello – Bass

Chris Nail – Schlagzeug

Label: Roadracer

Veröffentlichungsjahr: 1992

Spielzeit: 38:47

Produziert von: Rob Beaton & EXHORDER

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