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HATEBREED: Weight Of The False Self

Als Sänger James Jasta Ende März mitteilte, dass die Veröffentlichung des neuen HATEBREED-Albums aufgrund des globalen Shutdowns auf unbestimmte Zeit verschoben werden müsse, war das eine bittere Pille. Denn wahrscheinlich haben wir die US-amerikanischen Motivationskünstler nie dringender gebraucht als während einer Pandemie. Zugegeben, eigentlich erzählt uns Jasta seit Jahren nichts, was wir nicht eigentlich selbst schon wissen. Aber er tut das mit einer Hingabe und einer Wut im Bauch, dass es sich unser innerer Schweinehund dreimal überlegt, ob er sich heute aus dem Versteck traut.

„If you think you should judge someone, start with yourself”, mahnt der Frontmann etwa in “Set It Right (Start With Yourself)”. Eine ähnliche Message transportiert der Titeltrack: “If you wanna make a difference in the world, it means you have to be different from the world you see.” Die Band hämmert uns es regelrecht in den Kopf: Wir sind am Ende des Tages eben doch unseres eigenen Glückes Schmied. Wahre Worte in einer schwierigen Zeit und gerade deshalb so relevant.

Zum Auftakt gibt es einen typischen HATEBREED-Abriss

Der Hardcore-Spirit lebt also auch auf „Weight Of The False Self” weiter, das stellt musikalischer zudem schon der Opener „Instinctive (Slaughterlust)“ klar. Ein typischer HATEBREED-Abriss zum Auftakt legt die Marschrichtung aus drückenden Riffs, Gangshouts und einer dicken Portion Groove fest. Dazu ein routinierter Breakdown und wir fühlen uns sofort wie zu Hause. Es rappelt dann auch ohne Pause weiter: „Let Them All Rot“ ist ein Live-Knaller aus dem Bilderbuch, dessen simple Hook uns auch um drei Uhr nachts auf dem Weg zum (halb)leeren Katzennapf noch im Kopf herumschwirrt.

Mit „Cling To Life“ nehmen HATEBREED dann erstmals etwas Tempo raus und rücken den Fokus auf die leicht bedrückende Atmosphäre, die schließlich durch ein überraschendes Solo kurzzeitig aufgebrochen wird. Die charakteristischen Thrash-Einflüsse treten im groovenden „A Stroke Of Red“ sowie „The Herd Will Scatter“ besonders stark zutage, sind aber grundsätzlich wesentlicher Bestandteil von „Weight Of The False Self“.

“Weight Of The False Self” bleibt unterm Strich ein typisches HATEBREED-Album

Räudig und kompromisslos überrollt uns dagegen „Dig Your Way Out“, das HATEBREED so nahe am klassischen Hardcore zeigt wie schon lange nicht mehr. Es sind kleine Momente wie diese, die „Weight Of The False Self“ seinen Charakter geben. Auch das abschließende „Invoking Dominance“ startet zunächst atmosphärisch und verspielt. Gerade als wir uns auf einen stimmigen Instrumentaltrack eingestellt haben, stellen HATEBREED das Ding jedoch auf den Kopf und ziehen nochmal richtig vom Leder.

Im Gesamtkontext bleibt es aber bei marginalen Anpassungen, weshalb wir unter keinen Umständen von Innovation sprechen wollen. „Weight Of The False Self“ bleibt unterm Strich ein typisches HATEBREED-Album und damit grundsolide und kurzweilig. Ein Geniestreich ist der Band demnach nicht gelungen, auch wenn das Timing nicht besser sein könnte: Die zweite Pandemiewelle erneuert vielerorts die Ängste und Zweifel aus dem Frühjahr, während der innere Schweinehund langsam und stetig an unserer Disziplin knabbert. Wie gut, dass Motivationstalent Jamey Jasta nur einmal knurren muss, um ihn wieder dahin zu schicken, wo er hergekommen ist.

Veröffentlichungstermin: 27.11.2020

Spielzeit: 36:01

Line-Up:

Jamey Jasta — Vocals
Chris Beattie — Bass
Frank Novinec — Guitars
Wayne Lozinak — Guitars
Matt Byrne — Drums

Produziert von Zeuss

Label: Nuclear Blast

Homepage: https://www.hatebreed.com/
Facebook: https://www.facebook.com/hatebreed

HATEBREED “Weight Of The False Self” Tracklist

1. Instinctive (Slaughterlust) (Video bei YouTube)
2. Let Them All Rot
3. Set It Right (Start With Yourself)
4. Weight of The False Self (Lyric-Video bei YouTube)
5. Cling to Life (Lyric-Video bei YouTube)
6. A Stroke of Red
7. Dig Your Way Out
8. This I Earned
9. Wings of The Vulture
10. The Herd Will Scatter
11. From Gold to Gray
12. Invoking Dominance

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