EVANGELIST: Doominicanes

Epic-Doomer machen bei "Doominicanes" sicher nichts falsch, es gibt genug Stoff zum träge dahin schleichen und um sich dunklen Gedanken hinzugeben. Was fehlt sind die ganz großen Gänsehautmomente, wie sie die Vorbilder immer wieder einschieben.

Aus Polen sind ja schon so einige starke Bands gekommen,  an Doom-Metal denkt man da aber doch nicht so schnell. Obwohl es auch dort eine kleine, eingeschworene Doom-Gemeinde gibt, wie Kontakte zum DOOM SHALL RISE gezeigt haben. Schade, dass es die Fans träger Klänge nie in die heilige Chapel geschafft haben. Was soll´s, vielleicht findet man genau diese Freaks bei EVANGELIST wieder. Genau weiß man es nicht, da die Band aus Krakau einen auf geheimnisvoll macht und ihre Identität verbirgt, GHOST lassen grüßen. Auch hier bei den Polen finden wir mindestens einen bekannteren Musiker, nur ist man nicht ach so böse und okkult wie die Schweden, bei EVANGELIST spielt man mit christlichen Themen, wie der Bandname und der Albumtitel mit typischem Wortspiel schon vermuten lassen. Ob man das ernst meint oder nur als Aushängeschild nutzt, um anders zu sein als die Kollegen, das bleibt wohl das Geheimnis der Polen. Mit dem zweiten Album will man nun also richtig durchstarten.

Passend zu den theatralen Themen gibt es hier keinen Dröhn- oder Rumpel-Doom, hier geht es episch und hoch melodisch zu. Die Vorbilder sind da eigentlich klar, da ist es fast langweilig, auf die frühen CANDLEMASS zu verweisen. Nicht zu platte Anleihen an deren Sound auf den ersten beiden Alben machen sich überall breit, aber auch mal weniger fröhliche MEMORY GARDEN und, um Schweden zu verlassen, die Texaner SOLITUDE AETURNUS oder auch WHILE HEAVEN WEPT werden bei den Polen sicher ebenfalls gern gehört. So klingt auch der Gesang wie eine rauere Mischung aus Messiah Marcolin, Stefan Berglund und Rob Lowe. Die Geschichten werden ausgedehnt und beschwörend mit kraftvoller Stimme vorgetragen, immer mit ausufernden Gesangsmelodien. Die kommen allerdingt nicht so abwechslungsreich wie bei den Vorbildern, da ist noch Raum für mehr. So manchem Hörer dürften die überzogenen Vocals auch übel aufstoßen, mag man oder eben nicht. Auch die Musiker liefern einen guten Job ab, zäh und durchgehend im selben Tempo schleppend gibt es puren Epic-Doom. Immer wieder mal tauchen im klischeetriefenden Sound kleine Farbtupfer auf, so manches Solo erinnert mit passender Untermalung gar an TIAMAT zu Wildhoney-Zeiten. Auch doomige Elemente aus Bella Italia findet man reichlich, irgendwo zwischen THUNDERSTORM und DOOMSWORD. Wer auf klassischen Epic-Doom steht, der wird sich hier definitiv wohl fühlen, die ersten drei Songs bringen fast alles mit, was man erwartet. Mit diesem Sound hätten EVANGELIST definitiv perfekt in die Chapel Of Doom gepasst, da besteht kein Zweifel. Bei To Praise, To Bless, To Preach wird dann spätestens deutlich, dass man nichts neues mehr hört, was die ersten Songs nicht auch geboten haben, dezente Langeweile kommt auf. Da kriegen die Polen aber doch die Kurve und fahren mit dem 13-Minüter Militis Fidelis Deus eine andere Linie. Gregorianische Mönchsgesänge eröffnen ein Opus, das eine deutliche Portion Helden-Metal abbekommt. Es gibt die passenden Mitgröhlparts, hochgeschraubte Screams, mit diesem True Metal-Touch bietet man sich nun direkt dem KEEP IT TRUE– bzw. HAMMER OF DOOM-Publikum an.

Epic-Doomer machen bei Doominicanes sicher nichts falsch, es gibt genug Stoff zum träge dahin schleichen und um sich dunklen Gedanken hinzugeben. Viele Melodien sind fast catchy, da summt man schnell mal die langsamen Töne mit. Und mit dem Schlusstrack spricht man auch die True-Metaller an. Was EVANGELIST fehlt sind die ganz großen Gänsehautmomente, wie sie die Vorbilder immer wieder einschieben, und etwas Abwechslung, so bleibt zu wenig hängen. Vielleicht kommen diese großen Momente ja mit dem nächsten Album, solange werden Freunde langsamer Klänge auch mit diesem Album hier ihre Freude haben, aber halt eher nur die echten Epic Doom-Maniacs. Man bekommt es als Digipack, normaler CD und auf Vinyl.

Veröffentlichungstermin: 17.05.2013

Spielzeit: 45:10 Min.

Label: Doomentia Records

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/evangelistmetal

Tracklist:
1. Blood Curse
2. Pain And Rapture
3. Deadspeak
4. To Praise, To Bless, To Preach
5. Militis Fidelis Deus

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