ENGINE: Superholic

Der Motor ist bei ENGINE ins Stottern geraten, da sollte definitiv eine Generalinspektion stattfinden, denn irgendwie kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass gerade Joey Vera und Bernie Versailles bei ihren vielen Umtrieben die klare Linie und die Leidenschaft für ENGINE verloren haben.

Oh Mann, ist das hart. Damit meine ich leider nicht die Musik auf Superholic, sondern die Enttäuschung, die auch nach mehrfachem Hören des ENGINE-Zweitlings nicht weichen mag. Wie gerne hätte ich als großer Verehrer des selbstbetitelten Debütalbums zu einer weiteren Lobeshymne ausgeholt. Doch während auf Engine der Motor noch auf Hochtouren durch die Landschaft bretterte und mit wundervollen Gesangslinien sowie perfektem Songwriting begeisterte, steckte die Inspiration bei Superholic wohl im Stau fest und schaffte es nicht mehr rechtzeitig ins Studio. Bei Profis wie Ray Alder (FATES WARNING), Joey Vera (ARMORED SAINT, FATES WARNING, SEVEN WITCHES) und Bernie Versailles (AGENT STEEL, FATES WARNING) kommt natürlich auch ohne den Kuss der Muse ein durchaus amtliches Resultat unter´m Strich raus, nur fehlen eben die ganz großen Melodien und die treibenden, eigenständigen Riffs, die sich Bernie Versailles auf Engine noch zuhauf aus dem Ärmel geschüttelt hatte.

Was bleibt, ist immer noch schmackhafte, aber lediglich grundsolide Hausmannskost aus der Nu Rock/Metal-Küche jenseits der großen Trendbands. Am deutlichsten wird die Problematik vielleicht anhand von The Perfect Star im direkten Vergleich zum vom Titel her ja bereits ähnlichen Falling Star vom Erstling. Wo Ray Alder auf letzterem noch einen grandios poetischen Text zu komplexen Akkorden und herrlich melancholischen Klängen mit allen Facetten seines Könnens zum Besten gab, legt er nun bei The Perfect Star lediglich eine Hookline aus FATES WARNING-Restbeständen über einen hörbar mit Kleb und Schere reingepressten Refrain, während der Rest des Liedes aus erschreckend flachem Riffing besteht. Und auch Tracks wie der Titelsong kommen träge und uninspiriert monoton daher, während die überbordende Kreativität des Debüts aus an sich ebenfalls monotonen Titeln wie Tree Of Life grandiose Höhepunkte im Schaffen aller Beteiligten machte.

Der Motor ist bei ENGINE jedenfalls tüchtig ins Stottern geraten, da sollte definitiv eine interne Generalinspektion stattfinden, denn irgendwie kann man sich nur schwerlich des Eindrucks erwehren, dass gerade Joey Vera und Bernie Versailles bei ihren vielen Umtrieben die klare Linie und die Leidenschaft für ENGINE verloren haben.

Veröffentlichungsdatum: 21.05.2002

Spielzeit: 45:25 Min.

Line-Up:
Ray Alder – Gesang

Bernie Versailles – Gitarre

Joey Vera – Bass

Pete Parada – Schlagzeug

Produziert von Joey Vera
Label: Metal Blade

Tracklist:
Losing Ground

Suffocated

I Know

The Perfect Star

Superholic

Fascination Street

1 a.m.

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