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EISREGEN: Leichenlager

EISREGEN zeigen sich auf ´Leichenlager´ experimentierfreudiger denn je. Gleichzeitig hat die Band aber den ureigenen Black Metal mit extrem kranken Texten gekonnt verfeinert.

Wer hätte gedacht, dass EISREGEN mit ihrem dritten Album “Leichenlager” für eine echte Überraschung sorgen? Die Band hat sich anscheinend noch lange nicht auf einen bestimmten Stil festgelegt und zeigt sich auf dem dritten Album erstaunlich experimentierfreudig. Das wird den einen freuen, den anderen vielleicht aber eher traurig stimmen, denn eines der Hauptelemente dieser Veränderungen ist die Einführung von Synthies und Drumcomputern. Alle, die die Band nun gleich mit dem Gedanken “nicht schon wieder eine Band, die ihre Musik mit zuviel Elektronik versaut” abhaken wollen, sollten EISREGEN aber zuerst noch eine Chance geben, denn der Anteil von Synthie-Sounds ist doch relativ gering und vom zweiten Teil des Songs “Leichenlager” mal abgesehen auch eher dezent eingesetzt.

Letztendlich bietet “Leichenlager” alles, was Fans der Band erwarten, was eine recht eigene Art von Black Metal ist und natürlich die kranken Texte von Michael Roth.

“Leichenlager” bietet eine interessante Hörerfahrung

Was beim Hören von “Leichenlager” sofort ins Auge sticht, ist, dass die Produktion eine ganze Ecke professioneller ausgefallen ist, als auf den beiden Vorgängern, wodurch die Boxen doch ziemlich geschont werden.

Und auch kompositorisch hat sich die Band weiterentwickelt und so präsentiert die Band im Jahr 2000 erneut eigenwillige Songs, die man nicht gleich beim ersten Hören durchschauen kann. Gleichzeitig muss man aber auch sagen, dass auf “Leichenlager” kein echter Hit wie “Das scharlachrote Kleid” vorhanden ist. Dafür deckt die Band aber eine enorme Bandbreite an unterschiedlichen Songs und Stimmungen ab, was das Album zu einer kurzweiligen und interessanten Hörerfahrung macht.

Auch “Leichenlager” ist geprägt vom kranken Humor EISREGENs

Textlich vermag Michael Roth erneut eine Stimmung zu erzeugen, die widersprüchlicher nicht sein könnte. Nach wie vor finde ich den Vergleich mit Filmen von Jörg Buttgereit am passendsten, denn genauso wie dessen Filme, haben auch Roths Texte im Zusammenhang mit der Musik eine gleichzeitig abstoßende, als auch faszinierende Wirkung. Und auch hier hat sich Roth meiner Meinung nach ein ganzes Stück weiterentwickelt, und momentan fällt mir echt keine Band ein, die ähnlich mit der deutschen Sprache umgeht wie EISREGEN (ABROGATION haben’s zwar versucht, kommen aber absolut nicht an EISREGEN ran).

So richtig verstanden habe ich es aber bis heute noch nicht, wie man EISREGEN tatsächlich verstehen muss. Die neuen Promobilder, auf dem sich z.B. der Brösel-lookalike M. Brill von zwei nackten Frauen mit Gasmasken ein Bier einschenken lässt, wirken ähnlich trashig wie auch schon die Live-Auftritte der Band, machen aber auch deutlich, dass die Band die ganze Sache nicht ganz so ernst nimmt (vom Einsatz der Mundtrommel bei “Heer der Ratten” oder den Ska-Einschüben bei “Die Seele der Totgeburt” will ich jetzt gar nicht großartig anfangen…). Auf der anderen Seite zeigt sich die Band aber beim Anti-Nazi-Song “Heer der Ratten” oder bei “Schwarze Rose” erneut von einer ernsthafteren Seite, die aber auch immer von dem kranken Humor der Band geprägt ist.

EISREGEN befinden sich meiner Meinung nach auf dem richtigen Weg, eine der eigenständigsten Bands der deutschen Metal-Szene zu werden und auch wenn es immer genug Leute geben wird, die die Band scheiße finden werden, dürfte sich die Band mit “Leichenlager” ein festes Standbein geschaffen haben.

Veröffentlichungstermin: 31.01.2000

Spielzeit: 58:46 Min.

Produziert von Uwe Hörmann
Label: Last Episode

EISREGEN “Leichenlager” Tracklist

1. Des Heilands Haut
2. Leichenlager
3. Feindbild Mensch
4. Und sie blutete einen Sommer lang
5. Das Tor
6. Salz der Erde
7. Die Seele der Totgeburt
8. Herr der Führer
9. Nur dein Fleisch
10. Bei den Gräbern
11. Schwarze Rose
12. Stirb lächelnd
13. Spiel mit dir

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