DREAM THEATER: Dream Theater

Dienst nach Vorschrift auf gutem Niveau. Nach eher mäßigen Ausflügen in härtere Regionen tun DREAM THEATER wider das, was sie am besten können. Allerdings nicht so gut, wie sie es mal konnten.

Nach dem überragenden Metropolis Pt. 2 – Scenes From A Memory und dem folgenden Six Degrees Of Inner Turbulence, welches trotz großer Klasse das Niveau des Vorgänger nicht annährend halten konnte, verlor ich zusehends das Interesse an DREAM THEATER. Gerade die teilweise gezwungen klingenden Ausflüge in härtere Regionen stießen bei mir auf wenig Gegenliebe, gerade weil James LaBrie einfach der falsche Sänger für solches Material ist. Das soll keine Kritik an LaBrie sein, dessen Gesang ich auf den älteren DREAM THEATER-Alben sehr schätze – wenn er in seiner Komfortzone singen kann, machen ihm wenige Leute was vor.

Das Intro False Awakeing Suite leitet das Album mit einer Mischung aus Orchester und Band ein. Bombastische, vom Orchester dominierte Teile wechseln sich mit Band-dominierten Instrumentalparts ab. Teilweise hat das ganze was von Filmsoundtrack, wirkt aber auch ein wenig beliebig. The Enemy Inside startet mit einer heftigen Riff-Attacke. Fast meint man, die Band würde wieder in die Härtegrade zurückfallen, die man hinter sich gelassen wähnte. Nach einem kurzen Ausflug in MESHUGGAH-Polyrhythmik geht es dann zwar Riff-orientiert, aber deutlich weniger heavy weiter, während James LaBrie´s Gesang einsetzt.

Dann setzt auch Jordan Ruddess mit seinem Keyboard erste Akzente. Dominant bleiben trotzdem die Riffs von John Petrucci und das Schlagzeug, welche den Song voran treiben. Bei The Looking Glass nehmen DREAM THEATER die Härte raus, dafür zaubert LaBrie die ersten Gänsehaut-Momente aus seinen Stimmbändern. Das folgende Enigma Machine ist ein Instrumental. Wer jetzt allerdings denkt, dass DREAM THEATER es hier mal so richtig krachen lassen, der irrt sich. Natürlich ist das ganze Stück spielerisch auf Top-Niveau, verkommt dabei aber keinesfalls zur Frickelorgie, zumindest wenn man DREAM THEATER-Maßstäbe ansetzt.

Die Teilzeit-Ballade The Bigger Picture trumpft erneut mit klasse Gesangspassagen von James LaBrie und ein wunderschönes Solo von John Petrucci auf. Gesanglich ist der Song vielleicht LaBries bester Moment auf dem Album. Surrender To Reason kokettiert wieder mit etwas Orchester-Bombast und ist ansonsten guter, aber unauffälliger DREAM THEATER-Standard. Along For The Ride ist eine weitere Ballade und für mich auch der belangloseste Song des Albums. Diese Band hat einen Song wie The Spirit Carries On geschrieben, man mag es beim Hören von Along For The Ride kaum glauben.

Den Abschluss bildet Illumination Theory, welches es auf über 22 Minuten Spielzeit bringt. Im ersten Teil lassen DREAM THEATER instrumental die Muskeln spielen, um nach etwa sieben Minuten dem Orchester Platz zu machen, welches sich leider vier Minuten lang in Schmalz ergeht, den man eher in einem Disney-Film vermutet hätte. Gott sei Dank übernimmt die Band danach wieder das Ruder und lässt es teilweise wieder ordentlich krachen. Da reihen sich furiose Gitarren-Soli an Keyboard-Abfahrten. Dann, nach knapp sechzehn Minuten, wechseln DREAM THEATER zum getragenen Finale. Streicher, nur dezent eingestreute Riffs und über allem schwebt James Labries Stimme, bevor der Song in den letzten Minuten mit einem Piano ruhig ausklingt. Illumination Theory ist ein gutes Stück , dem allerdings die richtig großen Momente fehlen, die DREAM THEATER bei solch epochalen Stücken sonst in petto hatten.

Insgesamt ist Dream Theater ein gutes Album, wenn auch Dienst nach Vorschrift auf zugegebenermaßen sehr hohem Niveau. Von alten Glanzzeiten ist die Band weit entfernt, Fans der alten Alben werden aber womöglich mit diesem Album eher warm als mit den letzten Alben der Portnoy-Ära. Ich bin jedenfalls froh, dass DREAM THEATER nicht mehr versuchen, einen auf Thrash zu machen, und sich auf ihre Stärken besinnen. Trotzdem blicke ich mit Wehmut zurück zu Zeiten von Scenes From A Memory mit dem Wissen, dass DREAM THEATER dieses Niveau wohl nie wieder erreichen werden.

Veröffentlichungstermin: 20.09.2013

Spielzeit: 68:05 Min.

Line-Up:
James LaBrie – vocals
John Petrucci – guitars
John Myung – bass
Mike Mangini – drums
Jordan Rudess – keyboards

Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.dreamtheater.net

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/dreamtheaterofficial

Tracklist:
01. False Awakening Suite
02. The Enemy Inside
03. The Looking Glass
04. Enigma Machine
05. The Bigger Picture
06. Behind the Veil
07. Surrender to Reason
08. Along for the Ride
09. Illumination Theory

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