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DRAGONFORCE: Twilight Dementia

Die Frickelmeister von DRAGONFORCE bieten auf ihrem ersten Live-Album tadellos gespielten Melodic Speed Metal, der leider zu glatt produziert wurde und kompositorisch häufig konstruiert wirkt. Weniger Spielzeit (sprich eine CD) und mehr Publikumsstimmung wären hier sinnvoll gewesen.

Nachdem mich DRAGONFORCE letztes Jahr live restlos überzeugen konnten, war ich natürlich gespannt auf das erste Live-Album der Frickelmeister. Leider ist Twilight Dementia über weite Strecken nur maßlos überproduziert. Klar, nach Hunderten von Konzerten sind der Band die Stücke in Fleisch und Blut übergegangen. Da kommen Verspieler eben nicht mehr vor. Und irgendwo auf der zweiten CD gibt es ein Stelle, wo der inzwischen ausgestiegene ZP Threat einen Ton nicht ganz genau trifft. Es handelt sich also schon um ein authentisches Live-Produkt. Das große Problem ist letztlich nicht die eigentliche Leistung der Musiker, sondern die Abmischung des Publikums. Über weite Strecken hört man überhaupt nichts. Man könnte glatt meinen, die Leute würden die ganze Zeit über mit offenen Mündern Herman Li und Sam Totman auf die Griffbretter starren und nur zwischen den Stücken artig Beifall spenden. Das Ganze wirkt dann noch skuriller, wenn ZP Threat das Publikum zum Singen, Abgehen und Mitmachen auffordert. Das passiert in fast jedem Lied – ohne dass es spürbare Folgen hat. In dieser Hinsicht wird Twilight Dementia dem Live-Erlebnis nicht gerecht. Es fehlt der Schweiß, der Alkohol und die Trampoline.

Die Musik wurde von Stammproduzent Karl Groom (THRESHOLD) genauso wie auf den Studioalben abgemischt. Dass es dabei etwas weniger Bombast und etwas mehr Energie gibt, ist wenig verwunderlich. Für ein Live-Album klingt mir Twilight Dementia viel zu aufgeräumt. Gitarrenfans dürfen sich freilich über glasklare Soli der Saitenhexer freuen. Die Songauswahl deckt die bisherigen vier Alben sehr gut ab. Zwei bislang nur als Bonustrack erhältliche Songs machen die Kollektion zusätzlich interassant. Gerade hier ist die Art und Weise, wie DRAGONFORCE klassische Melodic Speed Elemente beschleunigen und überdramatisieren, einfach nur over the top – und nicht wie sonst restlos vollkommen absolut over the top. Bisherige Skeptiker wird das aber sicher nicht zum Albumkauf verleiten.

Dass es gleich eine Doppel-CD geworden ist, wird manche Fans wahrscheinlich freuen. Allerdings muss ich nach einem Dutzend Lieder massive Ermüdungserscheinungen feststellen. Das ist besonders schade, weil gegen Ende mit Valley Of The Damned und Strike Of The Ninja zwei der besten Songs der Band am Start sind. Eine CD hätte sicher auch gereicht, zumal das schablonenhafte Songwriting und die aberwitzige Gitarrenakrobatik auf Dauer an Reiz verliert. Wohl dosiert macht die Musik dagegen Spaß und lädt zum Luftgitarrespielen ein. Wenn ich jetzt bloß noch ein Trampolin hätte.

Unterm Strich ist Twilight Dementia also sicher kein Pflichtkauf, wenn man nicht gerade besessen Liedtitel mit of drin sammelt.

Veröffentlichungstermin: 13.09.2010

Spielzeit: 95:54 Min.

Line-Up:

ZP Threat: Gesang
Herman Li: Gitarre
Sam Totman: Gitarre
Vadim Pruzhanov: Keyboard
Frédéric Leclercq: Bass
Dave Mackintosh: Schlagzeug

Label: Spinefarm Records

Homepage: http://www.dragonforce.com

MySpace: http://www.myspace.com/dragonforce

Tracklist:

CD1:
1. Heroes Of Our Time
2. Operation Ground And Pound
3. Reasons To Live
4. Fury Of the Storm
5. Fields Of Despair
6. Starfire
7. Soldiers Of The Wasteland
CD2:
1. My Spirit Will Go On
2. Where Dragons Rule
3. The Last Journey Home
4. Valley Of The Damned
5. Strike Of The Ninja
6. Through The Fire And Flames

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