DISPARAGED: Blood Source

DISPARAGED machen auch anno 2006 ausgefeilten Death Metal, der im Gitarrenbereich mit thrashiger Akrobatik aufwartet.

Trotz der überragenden Overlust-Hypothek haben DISPARAGED gerade mal zwei Jahre gebraucht, um den Nachfolger Blood Source einzuprügeln. Wieder setzen die Schweizer auf ausgefeilten Death Metal, der im Gitarrenbereich mit thrashiger Akrobatik aufwartet und der Stumpfheit abschwört. Auch in Sachen Artwork bleibt sich die Formation treu – PIXELPUNISHMENT zeichnet wie bei der kultigen Sabberschnörre (zu Deutsch: Sabbermund) von Overlust für das schlichte, kalt wirkende Artwork verantwortlich und zeigt, dass das Vorhandensein von Blut nicht zwingend in billig wirkenden Splatterphantasien enden muss.

Produktionstechnisch hat man sich – wie die Landsmänner REQUIEM zuvor – unter anderem auf J-F Dagenais (KATAKLYSM) verlassen. Das herrschende Soundgewand von Blood Source ist professionell ausgefallen, vor allem in Sachen Gitarrensound wurde erstklassige Arbeit geleistet. Leider liefert die Produktion im Schlagzeugbereich gleichzeitig den Schwachpunkt des Albums: Die Kicks sind zu laut und das Drum klingt zu getriggert und unauthentisch. Hat man eine Banause hinter dem Kit, mag eine solche Strategie durchaus den Vorteil haben, dass man hier und da im Nachhinein leichter korrigieren kann. Doch DISPARAGED haben mit Heinz, der auch bei EMBALMING THEATRE seine eindrucksvollen Felltiraden vollbringt, einen stöckeschwingenden Meister hinter den Kesseln, der sich besonders auf abwechslungsreiches, vertracktes und interessantes Drumming versteht. Hätte man hier ein gut gestimmtes Kit mit den entsprechenden Mikrophonen gewählt anstatt der Trigger-Variante, hätte man etliche Drummer in ihren Holzspänen vor Blood Source kriechend aufsammeln können.

Musikalisch indes machen DISPARAGED dort weiter, wo sie mit Overlust aufgehört haben. Insgesamt tendiert das Quartett unterdessen mehr in Richtung MALEVOLENT CREATION, ohne ihre eigene Handschrift zu vernachlässigen. Jeder einzelne Song liefert die todesmetallische Vollbedienung mit rasanten Gitarren und groovendes Basslines. Die Sechssaiten-Akrobaten Tom und Ralph verköstigen die Hörerschaft mit manischen Duetten und Soli, die sich gewaschen haben. Nicht nur die Soli in The Evil One verursachen nervöse Zitterzustände, begleitet von der Frage Schaffen sie es? Schaffen sie es nicht? – und jedes Mal schaffen sie es doch ins Ziel. Auch Testify und Change of Flesh punkten mit geiler Gitarrenarbeit. Den Höhepunkt in ihrer Disziplin sparen sich Tom und Ralph indes bis zum letzten Song Impetuous auf – diese Gitarrenmelodien und Griffbrettflitzereien sind einfach nur noch sensationell! Die Frickelalarmglocken erklingen und auch nach etlichen Durchgängen und der dazugehörigen Live-Darbietung an der CD-Taufe am 8. April bleibt das Fazit bestehen, diese Gitarrenarbeit in der Kategorie göttlich abzulegen. Noch dazu wenn man bedenkt, dass Tom gleichzeitig auch die überzeugende Vocals-Leistung vollbringt. Trotz technischer Kunststücke bleibt das Songwriting nicht auf der Strecke – DISPARAGED verstehen es, auch mal Tempo rauszunehmen, sich dann wieder zu steigern und hier und dort noch ihre thrashende Verehrung für SLAYER zu offenbaren. Leider kommen in den Songs allzu oft Filmsamples dem ungestörten Musikgenuss in die Quere – beim ersten Durchlauf sind diese noch erträglich, aber bei mir führen die häufigen Fuck you etc.-Samples spätestens beim zweiten Mal zu latenten Aggressionserscheinungen und dem Wunsch, dem Sample-Sprecher das Maul zu stopfen, weil er mich beim DISPARAGED-Hören stört. Da die Schweizer allein mit ihrer musikalischen Darbietung bereits eine beeindruckende atmosphärische Dichte schaffen, entwickeln sich die Samples mehr und mehr zum unnötigen Firlefanz – hier wäre weniger mehr gewesen.

Insgesamt bietet Blood Source eine deftige Vorstellung in Sachen Death Metal, welcher noch immer die typische DISPARAGED-Handschrift trägt. Das überragende Overlust zu überholen, bleibt dem neuen Werk trotz Impetuous zwar nicht vergönnt, doch klebt es dem Vorgängerwerk besessen am Heck. Trotzdem, Blood Source ist eigenständiger Death Metal vom Feinsten!

Veröffentlichungstermin: 24.03.2006

Spielzeit: 40:50 Min.

Line-Up:
Tom: Vocals, Gitarre

Ralph: Gitarre

Adrian: Bass, Vocals

Heinz (EMBALMING THEATRE): Drums

Produziert von Ralph Beier (DISPARAGED), J-F Dagenais (KATAKLYSM), Alan Douches
Label: Twilight

Homepage: http://www.disparaged.ch

Email: info@disparaged.ch

Tracklist:
1. Contorsion

2. Banished

3. Split In Half

4. The Plague

5. Born In Waste

6. The Evil One

7. In Afterdays

8. Testify

9. Change Of Flesh

10. Till The Last Man

11. Saviour

12. Impetuous

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