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DEVIL SOLD HIS SOUL: Loss

DEVIL SOLD HIS SOUL sind achteinhalb Jahre nach “Empire of Light” ihren Stärken treu geblieben und schaffen einmal mehr den Spagat zwischen Melancholie und Optimismus. “Loss” ist ein Album zum Versinken, zum Träumen und zum Nachdenken.

Sein übergeordnetes Thema trägt das Album in großen Lettern auf der Brust: „Loss“ mag vom Verlust handeln, vom Schmerz, den ein solcher hinterlässt. Und doch können wir selbst in diesen Momenten der Einsamkeit neue Hoffnung schöpfen. Das strahlt auf dem Frontmotiv die umgebende isländische Landschaft in ihrer Ruhe und Schönheit aus und das spüren wir schon nach den ersten Sekunden. Hoffnung war seit jeher ein zentrales Element der Musik von DEVIL SOLD HIS SOUL, weshalb wir uns sofort geborgen fühlen.

Knapp achteinhalb Jahre sind seit dem letzten Studioalbum „Empire of Light“ (2012) vergangen und auch wenn dazwischen eine EP, eine Standalone-Single und der Abgang des Sample-Spezialisten Paul Kitney liegen, haben die Briten ihre Identität über diesen langen Zeitraum bewahrt. Sicherlich spielt da auch die Rückkehr von Ur-Sänger Ed Gibbs eine Rolle, der nun mit seinem ehemaligen Nachfolger Paul Green eine Doppelspitze am Mikro bildet. Doch – und das ist seit jeher das Besondere des Projekts – sind DEVIL SOLD HIS SOUL weit mehr als einzelne Musiker, die lediglich ihr Ding machen. Die Kompositionen reißen mit, weil die Band hörbar als Einheit agiert.

“Loss” lädt zum Träumen ein, bietet aber auch regelmäßige Ankerpunkte

Die Art und Weise, wie sich das Schlagzeug zu Beginn von „Ardour“ aus dem Hintergrund anpirscht und den sanften Synth-Teppich plötzlich überwältigt, ist so typisch für das Sextett, dass wir uns den Auftakt gar nicht anders vorstellen könnten. Überraschend ist vor allem auch, wie filigran und abwechslungsreich mit Samples gespielt wird – trotz Kitneys Abgang im Vorfeld. Bevor sich der Song zum Schluss nochmal aufbäumt, streicheln flächige Synthesizer unsere Seele, während zaghafte Piano-Akkorde dem kratzigen Bass die Stirn bieten.

Es ist schwer, nicht komplett ins Blumige abzudriften, um das Gefühl dieses Albums adäquat zu umschreiben. Wie schon die Vorgänger auch, lädt „Loss“ zum Träumen ein, bietet aber – auch dank der griffigen Gesangslinien – immer einen Ankerpunkt, um nicht komplett den Boden unter den Füßen zu verlieren. Dabei ist es erstaunlich, wie sehr die beiden Frontmänner, die sich sowohl Klargesang als auch Screams miteinander teilen, stimmlich harmonieren. „Witness Marks“ durchzieht etwa zunächst etwas Schwermut, die alsbald in Wut umschlägt, bevor Green und Gibbs letztendlich doch noch die Scherben vom Boden einsammeln.

DEVIL SOLD HIS SOUL sind ihren Stärken treu geblieben

Das Gesangsdoppel ist derweil nicht die einzige Neuerung. Obgleich DEVIL SOLD HIS SOUL ihren Stärken treu bleiben, finden sich Details an allen Ecken und Enden, die „Loss“ seinen Charme geben. Nicht zuletzt das Songwriting traut sich neue Wege zu gehen: In „Burdened“ platziert die Band mal eben klare Gesangslinien über einem knackigen Blast Beat. Und auch wenn sich das OPETH bereits 2006 mit „The Lotus Eater“ getraut haben, bringt es doch frischen Wind in den eigenständigen Post Hardcore / Post Metal-Hybrid.

Das ist auch gut so, denn zwischendurch brechen immer wieder Verweise auf das vergangene Schaffen der Band hindurch: Die massiven Riffs in „Burdened“ erinnern an „Blessed & Cursed“ (2010), die erhabenen Gesangsbögen schließlich an „Empire of Light“ (2012). Selbiges fühlen wir auch „Tateishi“, wo uns aber auch die zweite große Stärke von „Loss“ geradezu ins Gesicht springt. Vor allem im Bereich der Gitarren passiert mittlerweile auch im Hintergrund so viel, dass wir ständig Neues entdecken.

“Loss” lebt vom Spagat zwischen Optimismus und Melancholie

Rick Chapple und Johnny Renshaw treffen im Laufe dieser rund 61 Minuten stets den richtigen Ton: massive Riffwände, filigrane Arrangements, oder zurückgenommen-leise Passagen, das Zusammenspiel der beiden Gitarristen ist ein Traum, dem wir uns auch deshalb so gerne hingeben, weil Renshaw Produktion und Mix erneut selbst in die Hand genommen hat. Das Ergebnis ist dicht, beizeiten mächtig, aber immer auch transparent, offen und warm, wo es songdienlich ist.

Und wer DEVIL SOLD HIS SOUL kennt, weiß um die Expertise des Sextetts, wenn es um emotional tiefgreifende Arrangements geht. Das satte Schlagzeug mag in „Beyond Reach“ den Ton angeben und doch schafft es der hymnische Track irgendwie das richtige Maß aus Optimismus und Melancholie zu finden. Das ist kein Einzelkunststück: „Loss“ lebt von diesem Spagat, auch wenn das Album dadurch in einer Hinsicht fast schon altmodisch ist: Dezidierte Hits für die Streaming-Rotation gibt es nicht, vielmehr steht die Scheibe für sich als Ganzes. Dazu gehört ein Wutausbruch wie „The Narcissist“ ebenso wie eine dynamische Berg- und Talfahrt à la „Signal Fire“ oder das getragene „But Not Forgotten“, dessen Leadgitarre an GHOST BRIGADE erinnert.

DEVIL SOLD HIS SOUL malen sich die Welt keineswegs schön

Das hat Konzept und Methode. „The sadness always comes in waves“, beschreibt das Sängerduo den Trauerprozess im abschließenden Titelstück und bringt damit auch das Albumkonzept treffend auf den Punkt. „Loss“ ebbt auf und ab, ist bisweilen niederschmetternd, doch bewahrt sich letztendlich immer den festen Glauben an bessere Zeiten. Das heißt aber nicht, dass sich DEVIL SOLD HIS SOUL die Welt schönmalen – das abrupte Ende hinterlässt uns mit einem unbequemen Gefühl der Wahrheit: Es mögen sonnigere Tage kommen, doch bis dahin wird noch so manche dunkle Wolke über uns hereinbrechen.

Veröffentlichungstermin: 9.04.2021

Spielzeit: 61:06

Line-Up

Paul Green – Gesang
Ed Gibbs – Gesang
Rick Chapple – Gitarre, Klavier
Jonny Renshaw – Gitarre
Alex Wood – Schlagzeug
Jozef Norocky – Bass

Produziert von Johnny Renshaw

Label: Nuclear Blast

Homepage: https://www.devilsoldhissoul.com/
Facebook: https://facebook.com/devilsoldhissoul

DEVIL SOLD HIS SOUL ”Loss” Tracklist

1. Ardour
2. Witness Marks
3. Burdened (Video bei YouTube)
4. Tateishi
5. The Narcissist (Video bei YouTube)
6. Beyond Reach (Video bei YouTube)
7. Signal Fire
8. Acrimony
9. But Not Forgotten
10. Loss

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