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DEAFHEAVEN: Infinite Granite

DEAFHEAVEN zeigen eine neue, sanftere Seite: Das gelingt eigentlich nicht schlecht, findet aber erst zum Ende hin die richtige Balance aus alt und neu – “Infinite Granite” wird dem Talent der Band daher nur selten gerecht.

Wüssten wir es nicht besser, könnten wir glatt annehmen, „Infinite Granite“ zeige eine Band auf der Suche nach ihrem Sound – eine leichtfüßige und verträumte Reise mit zaghaften Vorstößen und schließlich doch einem Happy End. Wären da nicht die vier vorherigen Alben, die DEAFHEAVEN schon früher von einer ganz anderen Seite gezeigt haben.

„Infinite Granite“ ist ein großer Schritt für die Band: ein kleiner Stilbruch, ein Genre-Wechsel vom atmosphärischen und eigenwilligen Blackgaze hin zu einem sanfteren, entrückten Sound. Ausgefallen ist der Tapetenwechsel zum klassischeren Post Rock / Shoegaze dagegen eher ambivalent: für DEAFHEAVEN einerseits sicherlich ein Risiko, der Fanbase womöglich vor den Kopf zu stoßen, zugleich jedoch in der Umsetzung überraschend konservativ.

Nur selten entfalten DEAFHEAVEN ihr Talent vollständig

Neue Impulse setzen kann „Infinite Granite“ kaum. Keine Frage: Die federleichten Arrangements, die verträumten Gitarren und der sanftmütige Gesang streicheln die Seele, verleiten zum Zurücklehnen und Davonschweben. Eben genau die Attribute, die in diesem Genre zum guten Ton gehören, bilden das Rückgrat von Songs à la „In Blur“ oder „Shellstar“.

Eine weitere, höhere Ebene suchen wir abseits dieser harmonischen Klangbilder dafür vergebens. DEAFHEAVEN arbeiten nicht am Reißbrett, entfalten ihr Talent aber auch nur ganz selten. Obwohl die Platte weder langatmig noch abgedroschen wirkt, bleibt der Spannungsbogen überschaubar, die Überraschungen an einer Hand abzuzählen.

“Infinite Granite” fährt über weite Strecken einen Kuschelkurs

Das geht sogar so weit, dass sich die wenigen Zitate früherer Zeiten – etwa die angeschwärzten Screams zum Ende von „Villain“ oder „Great Mass Of Color“ – plötzlich wie ein Geniestreich anfühlen. Vom recht homogenen Klangbild setzt sich ansonsten nur das Ambient-Interlude „Neptune Raining Diamonds“ ab. Als meditativer Ruhepol keine schlechte Wahl, wenngleich wir ob des Kuschelkurses von „Infinite Grantie“ nicht unbedingt nach einer Pause lechzen.

Spannender wird es dagegen, wenn DEAFHEAVEN in „Lament For Wasps“ die Verzerrer auspacken oder eben nach langem hin und her doch die richtige Balance aus alt und neu finden: Wie „Mombasa“ schließlich die Wandlung vom verträumten Akustik-Stück zum packenden Atmospheric-Black-Metal-Zyklon nimmt, ohne die sanftmütige Grundstimmung aufzugeben, zeigt die ganze Klasse der Band: ein Happy End für ein gutes, aber zu sicher gespieltes Album, das irgendwie erst zum Schluss sein Gleichgewicht findet. Eigentlich ein schönes Narrativ für ein Debütalbum einer jungen, aufstrebenden Band – doppelt schade also, dass wir es in diesem Fall besser wissen.

Veröffentlichungstermin: 20.08.2021

Spielzeit: 53:30

Line-Up

George Clarke – Vocals
Kerry McCoy – Guitars, Vocals, Synthesizers
Shiv Mehra – Guitars, Synthesizers, Vocals
Chris Johnson – Bass
Daniel Tracy – Drums, Percussions

Produziert von Justin Meldal-Johnsen, Jack Shirley, Darrel Thorp (Mix) und Dave Cooley (Mastering)

Label: Sargent House

Homepage: https://deafheaven.com/
Facebook: https://www.facebook.com/deafheaven

DEAFHEAVEN “Infinite Granite” Tracklist

01. Shellstar
02. In Blur (Video bei YouTube)
03. Great Mass Of Color (Audio bei YouTube)
04. Neptune Raining Diamonds
05. Lament For Wasps
06. Villain
07. The Gnashing (Visualizer bei YouTube)
08. Other Language
09. Mombasa

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