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KNOCKED LOOSE, DEAFHEAVEN, HEADBUSSA: Konzertbericht – Huxleys Neue Welt, Berlin – 28.02.2024

Anlässlich ihrer Europatour legen Knocked Loose auch einen Zwischenstopp in Berlin ein. Im Gepäck pure Energie und gewaltiges Geknüppel. Das Ziel ist ganz klar: Die Bude abreißen!

So stehen wir also hier, in Huxleys Neue Welt, und sind gespannt, was uns heute Abend geboten wird. HEADBUSSADEAFHEAVEN und KNOCKED LOOSE schicken sich an, uns einen wahrhaft lauten Abend zu bescheren. Das Line-up ist eigentlich untypisch für Laura und mich, sind wir sonst doch eher auf recht finsteren Black Metal-Konzerten zugegen. Heute hingegen fühlen wir uns wie in eine andere Welt versetzt. Eine jüngere Altersklasse scheint diese Art der Konzerte zu bevorzugen, Kutten sehe ich nur eine oder zwei, lange Haare (bei den Kerlen) sind echt selten. Als Hintergrundbeschallung während der Auf- und Umbauphasen: Hip-Hop. In der Tat – eine andere Welt halt. Wir warten gespannt auf den ersten Act (und darauf, dass das akustische Raping ein Ende findet).

Da wir uns einen Platz auf dem Podest am Ende der Halle gesucht haben, kann ich die ganze Szenerie aufmerksam beobachten. HEADBUSSA lassen ein kurzes Intro ertönen, sofort tut sich eine kreisrunde Freifläche von vielleicht 10-15 m im Durchmesser mittig vor der Bühne auf. Nach der kurzen Einleitung erschallt ein wildes Gewitter aus Gitarren und Drums. Wie von der Tarantel gebissen wirbelt der Sänger des Paris-Hardcore-Quintetts wild in alle Richtungen. Dabei noch singen zu können zeugt von Kondition. Was auf der Bühne abgeht, scheint den Pit unten anzustacheln. Körper werfen sich durch die Gegend. Arme, Beine und alles, was man rumschleudern kann, wird geschleudert. Ist das noch Tanz? Anmutig wie eine Massenschlägerei. Hier hätte sich sogar Chuck Norris einen kleinen Kratzer abgeholt. Jedenfalls fast. Eine beeindruckende Show. Schön dabei zu sein – hinten, wo’s sicher ist.

Nach einer guten Handvoll Krach ist auch schon Schluss mit dem Geknüppel. Die Crowd sollte jetzt aufgewärmt sein. 

Fotogalerie: HEADBUSSA


DEAFHEAVEN

Nach kurzer Pause erwartet uns und die anderen Konzertbesucher DEAFHEAVEN. Einst im Onlineradio entdeckt, will ich die fünfköpfige Band aus San Francisco schon immer mal live erleben. Mit ihrem Mix aus Post-Black Metal, Shoegaze und Core stechen sie auch ein wenig aus dem Line-up heraus. Nicht schlimm, denn als die ersten Klänge von “Brought to the Water“ angespielt werden, ist auch die Masse in der plötzlich reich gefüllten Halle umgehend erfasst von den grandiosen Melodien und der doch erbarmungslosen Härte, die hier abgeliefert werden. Die Setlist besteht aus fünf Titeln, da diese aber mit einer durchschnittlichen Dauer von gut acht Minuten aufwarten, ist die Dreiviertelstunde im Nu’ erreicht. Keine Sekunde Langeweile macht sich breit. Die hinteren Reihen genießen die harmonischen Melodien vermischt mit den scharfen Screams von Sänger George Clarke und die überaus gut gelungene Lichtshow, die vorderen erfreuen sich eines dezent überschaubaren Pogos. Natürlich dürfen auch die All-Time-Klassiker „Sunbather“ und „Dream House“ (zweiter und fünfter Song) in der Setlist nicht fehlen.

Umwerfend. Mehr gibt es zu DEAFHEAVEN nicht zu sagen. Diese Musik geht durch und durch.

Wenn der Sound gut abgemischt ist, kann und will man gänzlich darin eintauchen. So auch heute. Es passt einfach alles! Nachdem HEADBUSSA für den totalen Abriss gesorgt hatten, sind DEAFHEAVEN eine willkommene Abwechslung – auch um wenigstens ein klein wenig Luft zu holen.

Fotogalerie: DEAFHEAVEN


Schließlich warten alle noch auf die Hauptband des heutigen Abends: KNOCKED LOOSE.

Nach dem Umbau ist es dann so weit. Der ersehnte Headliner, die Hardcore-Ballerbrüder KNOCKED LOOSE treten ins Licht. Die Spannung ist zum Greifen, als sich vor der Bühne ein wirklich großes Feld öffnet. Der Moshpit lädt sich quasi auf. Einmal tief Luft holen. Und dann: Die ersten Töne brettern erbarmungslos auf das Publikum ein, Vocalist Bryan Garris beginnt sich die Seele aus dem Leib zu schreien. Und sofort entlädt sich die gesamte Spannung in einer sprichwörtlichen Schlacht. Ich bin ja zu alt für diesen Scheiß, finde es aber, immer noch aus sicherer Distanz beobachtend, beeindruckend, wie man sich prügeln kann, ohne sich wirklich zu prügeln. Während sich die fleischige Masse vor dem Podium, wabernd wie ein Meer aus Körperteilen, in wilder Ekstase dem Gruppentanz hingibt, herrscht auf der Bühne selbst nicht weniger Action. Wirklich die ganze Halle bebt. Das ist echte mitten-in-die-Fresse-Musik. Emotionen, die sich mit unvorstellbarer Kraft den gesamten Auftritt über brachial in jede kleinste Ecke des Saals bohren. Titel für Titel. Tiefer und immer tiefer geht das energiegeladene Massaker unter die Haut.

Die Töne und Titel von KNOCKED LOOSE verschmelzen zu einem hypnotischen Rauschen, immer wieder unterbrochen von tongewordenen Explosionen purer Gewalt.

Aber bevor ich mich in weiteren theatralischen Superlativen verliere, kann ich nur jedem, der dieser Art des Musizierens etwas abgewinnen kann, dringlichst empfehlen, sich mal einen Gig von KNOCKED LOOSE zu geben. Ich jedenfalls bin überwältigt. 

Abschließend möchte ich an dieser Stelle auch die Ersthelfer erwähnen, die einen großartigen Job machen – denn ja, bei dieser Art der aggressiven Musik und des damit einhergehenden Antanzens bleiben Blessuren nicht aus… 

Fotogalerie: KNOCKED LOOSE

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