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COILGUNS: Commuters

Starkes Full-Length-Debüt zwischen Mathcore und Sludge.

Sag, was du willst, gegen eine authentische Live-Erfahrung stinkt so ziemlich jede Studioproduktion ab. Mit diesem Wissen im Hinterkopf hat sich das Schweizer Trio COILGUNS im Aufnahmeraum verbunkert und ihr Full-Lentgh-Debüt komplett live eingespielt. Die rohe Wut der Live-Performance, der kantige Charme der massiven Soundwände, die unvergleichliche Magie eines eingespielten Bandkorpus, das alles vereint “Commuters” in knapp 50 Minuten sludge-geprägtem Mathcore.

Wobei das nur die Hälfte der Geschichte adäquat wiedergibt. Ist der erste Part des zweiteiligen Titelstücks noch eine wüste Eruption, eine technische Explosion gewaltiger Wucht, kriecht die Fortsetzung in elfeinhalb Minuten langsam und behäbig nach vorne – ein unaufhaltsamer Lavastrom, dessen zähe und verhalten-zurückgenommene Gitarrenarbeit untenrum eine solide Basis bildet, während Vokalist Louis Jucker mit mahnendem Tonfall unser dunkles Schicksal verkündet.

COILGUNS lassen richtig die Sau raus

“Hypnograms” und “Machines Of Sleep” bieten gar ein paar gesungene Zeilen, ansonsten hören wir von Louis Jucker aber hauptsächlich die genretypische Bandbreite zwischen Shouts und Screaming. Variabler gehen die beiden THE OCEAN-Musiker vor. Weil Robin Staps bei seinem Baby die Zügel fest in der Hand hält, können Schlagzeuger Luc Hess und Gitarrist Jona Nido hier in kreativer Hinsicht richtig die Sau rauslassen: Das angesprochene “Machines Of Sleep” ist ähnlich wie der Mosher “Submarine Warfare Anthem” im Uptempo-Hardcore zu Hause, während das verspulte “Plug-In Citizens” strukturell an ältere THE DILLINGER ESCAPE PLAN erinnert.

Glaub mir, es gibt wohl nur wenige unangenehmere Erlebnisse, als auf offenem Gelände einer Stampede zu begegnen – zumindest denkst du das, bis du die Bekanntschaft mit COILGUNS‘ “Minkowski Manhattan Distance” gemacht hast, das dich erst im Stil von LAIR OF THE MINOTAUR niedertrampelt, bevor das doomige Schlussdrittel deinen geschundenen Körper im staubigen Sand verscharrt. Ein guter Tag.

“Commuters” ist ein frisches und organisches Statement in einem viel zu steril aufgefassten Genre

Mit der Produktion haben COILGUNS ins Schwarze getroffen. Der Live-Charakter trägt sicherlich nicht unwesentlich zum authentischen Klangbild bei, der Sound aus den Händen von Julien Fehlmann, der schon THE OCEANs “Heliocentric” und “Anthropocentric” produzierte, ist zu gleichen Teilen warm und erdig; mächtig, wenn sich die Songs aufbauen, transparent, wenn es auf Details ankommt.

Für ihre zweite Veröffentlichung nach der EP “Stadia Rods” fahren COILGUNS folglich ein ziemliches Komplettpaket auf. Als Genreklassiker geht “Commuters” deswegen zwar nicht durch – eine neue Perspektive auf das Genre eröffnet das Werk ebenso wenig, wie es revolutionäre Ansätze verfolgt. Ein frisches und organisches Statement in einem viel zu steril aufgefassten Genre ist den Schweizern dafür zweifellos gelungen. Ein Achtungszeichen, das rundum empfehlenswert ist und dessen Steigerung nur eine Option zulässt: Live zelebriert und mit harten Bandagen im Pit.

Veröffentlichungstermin: 22.02.2013

Spielzeit: 49:55 Min.

Line-Up:
Louis Jucker – Vocals
Jona Nido – Guitars, Bass, Mini-Moog
Luc Hess – Drums, Bass

Produziert von Julien Fehlmann
Label: Pelagic Records

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/coilguns

COILGUNS “Commuters” Tracklist

01. Commuters Part 1 (Audio bei YouTube)
02. Commuters Part 2 (Audio bei YouTube)
03. Hypnograms
04. Machines of Sleep
05. Plug-in Citizens
06. Submarine Warfare Anthem
07. Minkowski Manhattan Distance
08. Blunderbuss Committee
09. 21 Almonds A Day
10. Flippists / Privateers
11. Earthians

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