Bury Tomorrow - Will You Haunt Me, With That Same Patience? Cover

BURY TOMORROW: Will You Haunt Me, With That Same Patience?

BURY TOMORROW brechen mit Konventionen, um ihrem Willen zur Weiterentwicklung gerechtzuwerden. Das Songmaterial überzeugt, aber als Gesamtwerk ist „Will You Haunt Me, With That Same Patience?“ nicht immer schlüssig.

Zufall oder Hommage? Auf den ersten Blick erinnert die Cover-Fotografie frappierend an Gregory Crewdsons Digital C-Print „Untitled (Ophelia)“ [externer Link]. Was aber bald heraussticht, ist die zweite Person in der Komposition: fragend, unsicher, zweifelnd? Es ist ein cleverer Schachzug, der dem Ophelia-Motiv eine neue Richtung spendiert: Hochstapler-Syndrom und lähmende Angstzustände sind BURY TOMORROW-Sänger Dani Winter-Bates nicht fremd – die „Hamlet“-Metapher für die unsichtbare Last auf den eigenen Schultern, aber erfrischend originell. Selbst der sperrig anmutende Titel „Will You Haunt Me, With That Same Patience?“ erscheint in diesem Kontext plötzlich schlüssig.

Und originell geht es auch in musikalischer Hinsicht zu: Selbst wenn wir die inneren Kämpfe des Musikers auf inhaltlicher Ebene ausblenden, nutzt die britische Metalcore-Band das gewonnene Selbstbewusstsein, um für den Nachfolger von „The Seventh Sun“ (2023) ein komplett eigenes Profil auszuarbeiten. Nie wagten sich BURY TOMORROW mehr aus der Komfortzone, ohne die Stützpfeiler des Genres hinter sich zu lassen.

BURY TOMORROW brechen auf „Will You Haunt Me, With That Same Patience?“ gezielt mit ihren Konventionen

Die Möglichkeiten, die sich der Formation seit dem Einstieg ihres Keyboarders und Sängers Tom Prendergast eröffneten, treffen nun auf den breiten Willen, sich weiterzuentwickeln. Ein Schritt, der nicht gänzlich ohne Stolpern gelingt, aber dem kreativen Potenzial der Gruppe sicherlich gerecht wird. Was „Will You Haunt Me, With That Same Patience?“ fehlt, ist zuvorderst die Unmittelbarkeit: Zwar fällt das Material keineswegs sperrig aus, die hartnäckigen Ohrwurmmelodien, welche sich BURY TOMORROW oftmals für die Refrains aufgespart haben, entfalten sich diesmal allerdings nicht auf Anhieb.

Dafür punktet das Sextett mit seinem vielschichtigen Ansatz, der die verbissenen Riff-Gewitter von „Villain Arc“ bereitwillig gegen leise Töne eintauscht, wenn „Found No Throne“ mit Akustikgitarre und Ambient-Untermalung den Klargesang Prendergasts ins Rampenlicht rückt. Doch auch auf Songebene bricht das Gespann mit Konventionen, indem „To Dream, To Forget“ zwischendurch Tempo rausnimmt, wodurch die akzentuierte Gitarrenarbeit noch besser zur Geltung kommt.

Am stärksten sind BURY TOMORROW, wenn sie ihre Gitarristen von der Leine lassen

Die eigene Interpretation zeitgenössischen Alternative Metals hält dafür Shouter Dani Winter-Bates am Leben, dessen gallige Vocals dem sonst etwas beliebig wirkenden „What If I Burn“ Leben einhauchen. Besser funktioniert hingegen die Hook von „Wasteland“, wo Kollege Tom Pendergrast lediglich einen Hauch Exzentrik einfließen lässt.

Seine stärksten Momente erreicht „Will You Haunt Me, With That Same Patience?” indes immer dann, wenn BURY TOMORROW ihre beiden Gitarristen von der Leine lassen. Mit Groove und partiellem Djent-Einschlag hauen „Yōkai (妖怪)“ und „Waiting“ auf den Putz, bis „Silence Isn’t Helping Us“ voller Leben in die gegenläufige Richtung startet.

Als Gesamtwerk wirkt „Will You Haunt Me, With That Same Patience?“ nicht immer schlüssig

Dass das nunmehr achte Studioalbum aufgrund dieses weitgesteckten Rahmens auch Einbußen in puncto Härte hinnehmen muss, wiegt aus unserer Sicht weniger schwer als der fehlende roten Faden des Gesamtwerks. Obschon die Platte keineswegs zerfahren ist, wirkt „Will You Haunt Me, With That Same Patience?“ auf uns dennoch eher wie eine Ansammlung einzelner Singles, die nicht immer optimal zueinander finden.

Individuell gelungen ist der überwältigende Großteil der Kompositionen dennoch, weshalb wir für die sinnträchtige Cover-Fotografie umso dankbarer sind. Ob die Parallelen zu Gregory Crewdsons Arbeit nun zufällig sind oder als Hommage gedacht sind, ist zweitrangig, solange wir mit BURY TOMORROWs inneren Dämonen als moderne Ophelia einen passenden Interpretationsrahmen finden, der das ambitionierte Werk auf übergeordneter Ebene zusammenhält.

Veröffentlichungstermin: 16.05.2025

Spielzeit: 42:59

Line-Up

Daniel Winter-Bates – Vocals
Kristian Dawson – Gitarre, Backing Vocals
Ed Hartwell – Gitarre
Tom Prendergast – Keyboards, Vocals
David Winter-Bates – Bass
Adam Jackson – Schlagzeug, Percussion

Produziert von Carl Bown

Label: Music For Nations

Homepage: https://www.bury-tomorrow.com/
Facebook: https://www.facebook.com/BuryTomorrow/
Instagram: https://www.instagram.com/burytomorrow/

BURY TOMORROW “Will You Haunt Me, With That Same Patience” Tracklist

1. To Dream, To Forget
2. Villain Arc (Video bei YouTube)
3. Wasteland
4. What If I Burn (Video bei YouTube)
5. Forever The Night (Video bei YouTube)
6. Waiting (Video bei YouTube)
7. Silence Isn’t Helping Us
8. Found No Throne
9. Yōkai (妖怪)
10. Let Go (Video bei YouTube)
11. Paradox

Aktuelle Empfehlungen des vampster-Teams

Cookie Consent mit Real Cookie Banner