Nergal, der alte Lausbub, hat’s mal wieder geschafft. Es ist bemerkenswert, mit welcher Ausdauer der Frontmann jedes Mal aufs Neue gegen die Kirche austeilt und sich anschließend an den Reaktionen labt. Dass es diesmal platt und plakativ „The Shit Ov God“ heißt, sei eine bewusste Provokation, so der Musiker. BEHEMOTH sind sich bei aller Liebe für künstlerische Inszenierung – die Live-Shows der Polen sprechen eine deutliche Sprache – zumindest in dieser Hinsicht nicht für pubertäre Plattitüden zu schade.
In der Szene jedenfalls dürfte man damit bestenfalls ein Schulterzucken ernten – eine Reaktion, die wir 38 Minuten später ein weiteres Mal wiederholen: Es ist nicht so, dass das 13. Studiowerk BEHEMOTHs schlecht wäre, nur sonderlich viel zu sagen hat die Black Metal-Band dem Anschein nach nicht mehr.
Am stärksten sind BEHEMOTH noch, wenn sie das Tempo anziehen
Grundsätzlich geht die Formation anno 2025 recht rabiat ans Werk, verzichtet größtenteils auf sakral bzw. rituell angehauchte Anleihen, so dass die unheilschwangere Atmosphäre direkt aus den angeschwärzten Riffs hervorgeht, die aber hier und da immerhin ein wenig Unterstützung durch begleitende Chorgesänge wie im Titelsong erhält. Packen kann diese Herangehensweise vor allem, wenn beispielsweise „Sowing Salt“ das Gaspedal anzieht oder „To Drown The Svn In Wine“ mit dem Furor des Frühwerks drauflos holzt.
Dass es mit der Kreativität diesmal nicht immer so weit her ist, spiegelt sich auch in den Texten, wo uns Nergal etwa in „The Shit Ov God“ originellerweise wissen lässt, dass er freilich „in der Hölle regiere, während andere im Himmel zu dienen“ haben. Für den samstäglichen Satanistenzirkel auf dem Dorfacker reicht das freilich, für eine Band, die sich ansonsten in bizarr-geschmackvollem artistischem Ausdruck übt, bekommt man dafür höchstens ein paar gequält lächelnde Mienen.
Auf „The Shit Ov God“ wirkt der BEHEMOTHsche Horizont vergleichsweise beengt
Man wolle „das Absolute auch in der Gosse […] suchen“, erläuterte Sänger und Gitarrist Nergal im Vorfeld zu „The Shit Ov God“. Ein legitimer Ansatz, nur bedeutet das im Umkehrschluss ja nicht, dass man sich gleich selbst jener Umgebung anpassen muss. Wobei wir die bald wohl brennende Kirche im Dorf lassen wollen: Kurzweilig und grundsolide sind die acht Kompositionen in jedem Fall, nicht zuletzt, weil BEHEMOTH den Spagat aus Härte und zugänglicher Arrangements bestens verinnerlicht haben.
Bedrohliche Leadgitarren erzeugen sowohl eine düstere Grundstimmung als auch unmittelbare Anknüpfungspunkte, während die klug gesetzten Breaks in „Nomen Barbarvm“ mittels perfekt inszenierter Tempowechsel den Song mit Leichtigkeit über die Fünfminutenmarke tragen. Falsch macht man mit „The Shit Ov God“ somit wenig, obschon der BEHEMOTHsche Horizont diesmal eher beengt wirkt, als neue Dimensionen hinzuzugewinnen. Allein das A und O kann der Band offenbar niemand nehmen: Gegen die Geistlichkeit auszuteilen, kann Nergal immer noch wie kein Zweiter – und wenn dafür ganz lausbubenartig die stumpfsten Provokationen herhalten müssen.
Veröffentlichungstermin: 09.05.2025
Spielzeit: 37:54
Line-Up
Nergal – Vocals, Gitarre
Orion – Bass
Inferno – Drums, Samples
Produziert von Jens Bogren
Label: Nuclear Blast
Homepage: https://www.behemoth.pl/
Facebook: https://www.facebook.com/behemoth
Instagram: https://www.instagram.com/behemothofficial/
Bandcamp: https://behemoth.bandcamp.com/album/the-shit-ov-god
BEHEMOTH “The Shit Ov God” Tracklist
01 The Shadow Elite
02 Sowing Salt (Video bei YouTube)
03 The Shit Ov God (Video bei YouTube)
04 Lvciferaeon (Video bei YouTube)
05 To Drown The Svn In Wine
06 Nomen Barbarvm
07 O Venvs, Come!
08 Avgvr (The Dread Vvltvre)