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AUDREY HORNE: Audrey Horne

In Zeiten, zu denen Rockmusiker noch Stars waren und die Metalszene nicht vom Internet und Labelstrategien zu einem identitätslosen Etwas aufgeblasen wurde, wären AUDREY HORNE garantiert ganz vorn mit dabei gewesen.

Das Schöne an einer Band wie AUDREY HORNE ist, dass man vorher nie ganz genau weiß, was man bekommt. Die Allstar-Band aus Bergen ist trotz großer Erfolge in Norwegen, wo sie schon so manchen Preis einkassiert haben, nicht gerade bemüht, sich eingängig und Massentauglich zu verkaufen, wie ja auch gerade das letzte Album Le Fol deutlich gezeigt hatte. So ist auch das dritte, selbstbetitelte Album der David Lynch-Fans wieder eine mehr als gelungene Scheibe, die so aber sicher nicht jedem reinläuft, sofern er Audrey Horne nicht ein paar Durchgänge gönnt.

Heute sind es nicht die unkonventionellen, teils freakigen Töne, die überraschen, sondern die Besinnung auf das, was die Rockmusik der 70er und 80er ausgemacht hat, ohne sich dabei gegen neuere Klänge zu wehren. Dass AUDREY HORNE bereits ihren eigenen Stil haben, das zeigt das erfreulich heavy daher kommende Charon ebenso wie viele andere Songs. Wer die vorherigen Alben kennt, der erkennt die Band sofort wieder. Bei Blaze Of Ashes greift man zu RAINBOW-Gitarren einschließlich entsprechender Orgel im Hintergrund, das ruhige Sail Away mit deutlicher Verbeugung vor DIO trumpft mit einem fantastischen MICHAEL SCHENKER-like Solo auf, klasse. Pitch Black Mourning hingegen könnte auf jeder aktuelleren Alternative-Rock-Scheibe stehen, wobei man sich gegen die griffige Melodie kaum wehren kann und schnell mit schunkelt. Mal streut man eine progressive Bridge ein, mal ein klassisches Metal-Riff, jeder Songs hat seine eigene Seele. Die melancholische Ballade mit dem irreführenden Titel Godspeed hat gar einen starken BEATLES-Touch. Die Songs wirken immer ein wenig introvertiert, werden nicht jedem reinlaufen. Müssen sie auch nicht, entsprechende Fans hingegen werden sich hier absolut wohl fühlen. Mir persönlich ist ein Album weitaus lieber, bei dem ich mich in die Songs rein hören muss bzw. darf, als der nächste Überflieger, der mir nach fünf Durchgängen nichts mehr zu entdecken bietet. Was bei AUDREY HORNE viel deutlicher ins Gewicht fällt als die Jagd nach dem nächsten Hit oder dem Album, auf das die Welt gewartet hat: hier spielt eine Band, der man die Vielschichtigkeit der Musiker anhört. Die Vocals von Toschie sind cool, emotional und genau so weit eigenständig, dass sie nicht als plattes Melodieinstrument an einem vorbei ziehen. Die Gitarren sind klasse, vor allem einige Leads kann man nur lieben, den Drums von Kjetil Greve hört man sogar als Gitarrist gern zu. Auch der Sound von Joe Barresi (u.a. QUEENS OF THE STONE AGE, CLUTCH, MELVINS) kommt unaufdringlich und ausgewogen, schafft so Raum für Feinheiten und den Song selbst.

Für Leute, die bei Musik auch gern mal wirklich zuhören, haben AUDREY HORNE reichlich zu bieten. Harte Rockmusik vom Feinsten, die man sich etwas erarbeiten sollte, die dann aber kaum mehr aus dem Player verschwindet. In Zeiten, zu denen Rockmusiker noch Stars waren und die Musikszene nicht vom Internet und Labelstrategien zu einem identitätslosen Etwas aufgeblasen wurde, wären AUDREY HORNE garantiert ganz vorn mit dabei gewesen. Audrey Horne gibt es übrigens auch als 2CD-Digipack mit Bonusmaterial und als Doppel-Vinyl.

Veröffentlichungstermin: 01.03.2010

Spielzeit: 50:33 Min.

Line-Up:
Toschie – Vocals
Ice Dale – Guitar, Bass
Thomas Tofthagen – Guitar
Kjetil Greve – Drums

Produziert von Joe Barresi
Label: Indie Recordings

Homepage: http://www.audreyhornemusic.com/

MySpace: http://www.myspace.com/audreyhornemusic

Tracklist:
1. These Vultures
2. Charon
3. Circus
4. Down Like Suicide
5. Blaze Of Ashes
6. Sail Away
7. Bridges And Anchors
8. Pitch Black Mourning
9. Firehose
10. Darkdrive
11. Godspeed

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