Irgendwie sind UNSANE Schattengewächse. Mehr als einmal waren sie ganz nah an den großen Bewegungen in der Noiserock- und Alternative-Szene dran, so zum Beispiel in ihren Anfangszeiten, wo sie mehr als einmal zusammen mit NIRVANA und SONIC YOUTH im legendären CBGB´s in New York die Bühne unsicher machten. Sub Pop veröffentlichte eine Single der Band, und auch später war die Band beispielsweise eng mit NEUROSIS verbandelt, doch stets waren es im Endeffekt die anderen Bands, die die ganz große Aufmerksamkeit bekamen, während UNSANE in deren Schatten ein wenig verkümmerten. Zum einen mag das an der Sperrigkeit des Materials liegen, das selbst im Vergleich zu den eingangs erwähnten Krachkumpels noch ein wenig lärmiger erscheint. Vor allem liegt dies am dominierenden Basssound, der in punkto Knarzigkeit so manchem verkrüppelten Obstbaum Konkurrenz machen kann. Aber auch die sich in Schmerzen krümmende Rhythmik sowie die oftmals bekannte Riffpfade verlassende Gitarre und die wüste Stimme von Chris tragen ihren Part dazu bei, die Musik von UNSANE zu einem Frontalangriff auf das Nervenkostüm des Hörers werden zu lassen. Stellenweise ist das eine äußerst lohnende Erfahrung für Krachfetischisten, doch offenbaren sich leider immer wieder auch Schwächen im Bereich Intensität. Manchmal kann das hohe Energie- und Wutlevel von dem Trio nicht gehalten werden und versinkt in beliebiger Krachmeierei. In den besten Momenten jedoch wird klar, dass UNSANE auch eine sehr einflussreiche Band ist, die andere Bands wie eben NEUROSIS deutlich kreativ befruchtet hat und somit die Basis für grandiose Werke bildet. Sobald vom puristischen Bass/Geschrei/Drums/Gitarre-Einerlei abgewichen wird und beispielsweise eine Mundharmonika wie bei „Alleged“ zum Einsatz kommt, offenbaren auch UNSANE das Talent, klanglich etwas Besonderes auf die Beine stellen zu können, doch das Gros der Songs auf „Lambhouse“ macht klar, dass vieles der Band auf dem immer gleichen Level herumlärmt, ohne Akzente setzen zu können.
All das wird deutlich beim Hören der 24 Stücke auf dem CD-Teil von „Lambhouse“, die aus dem Output der Jahre 1991 bis 1998 zusammengestellt wurden. Ergänzend zu dieser Best of-Compilation gehört eine DVD mit zum „Lambhouse“-Package, auf der neben den vier Videos der Band verschiedene Konzerte aus den Jahren 1992-2003 zu finden sind. Die Livevideos sind allerdings lediglich Camcorder-Mitschnitte, die jedoch soundtechnisch – von den alten Aufnahmen abgesehen – verblüffend nah am ähnlich direkten Studiosound von UNSANE dran sind. Überraschungen bleiben jedoch aus, so dass lediglich Diehard-Fans die DVD öfters in voller Länge anschauen können, zumal die Tracklist fast deckungsgleich mit der CD ist. Unterhaltsamer ist da schon der Teil mit den für MTV und Co. gedrehten Videoclips. „Scrape“ zeigt – lange vor „Jackass“ – übelste Skateboard- und BMX-Rad-Unfälle, bei denen so mancher Knochenbruch und diverse unfreiwillige Entmannungsversuche zu begutachten sind. Man(n) leidet da richtig mit…“Alleged“ ist wie erwähnt der ambitionierteste Song der Band, visuell untermalt wird er von Fluchtszenen und der schaurig beleuchteten Band. „Body Bomb“ wiederum hinterlässt aus der heutigen Perspektive einen ziemlich schalen Geschmack im Gaumen, da dieses 1993 entstandene Video szenisch einen Selbstmordattentäter zeigt, der eine Bombe baut und diese dann umschnallt, um sie beim World Trade Center zu zünden…Ob da die drei Jungs mal keinen Ärger mit forschen sonnenbebrillten Herren des Heimatschutzministeriums gekriegt haben im Nachhinein?
Spielzeit (CD): 73:18
Veröffentlichungstermin: 27.10.2003
Tracklist (CD):
Over Me
Committed
Wait to Lose
Sick
Hazmat
Lead
Empty Cartridge
Blew
Can´t See
Out
Alleged
Scrape
Broke
Straight
Body Bomb
My Right
Streetsweeper
Urge to Kill
This Town
Vandal X
Bath
Organ Donor
Cracked up
Exterminator
Tracklist (DVD)
Sick
Scrape
Alleged
Body Bomb
Sick
Over Me
Committed
Lead
Wait to Lose
Can´t See
Scrape
Alleged
Empty Cartridge
Straight
Blew
No Loss
Test My Faith
Trench
Maggot
Cut
Broke
H.L.L.
Vandal X